Bochum. Familie Arzberger wollte ihren Kindern ein urbanes Idyll in Bochum schaffen. Was sie nicht wussten: Nebenan schafft eine Prostituierte an.
Der schwere, blickdichte Zaun verwehrt den Blick in den Garten von Familie Arzberger. Im Hof schleichen regelmäßig Männer auf der Suche nach käuflichem Sex herum. Hier, oberhalb des Springorum-Weges direkt an der Wittener Straße, hatte sich die Familie mit zwei Kindern vor zweieinhalb Jahren eigentlich ihren Traum von einem urbanen Idyll verwirklichen wollen. Doch dieser Traum sollte nicht in Erfüllung gehen, heute möchten sie nur noch eines: weg.
Die 160-Quadratmeter-Wohnung innerhalb des größeren Komplexes bezaubert die Familie Ende 2019 mit dem großen Garten und einem Schuppen. „Da kann man was draus machen, haben wir uns damals gedacht“, sagt Christian Arzberger. Seine Frau ist zu dem Zeitpunkt hochschwanger, hat wegen einer Eigenbedarfskündigung ihre Wohnung verloren. Da kommt die Wohnung an der Wittener Straße zur rechten Zeit.
Freier klopfen auf der Suche nach Sex ans Schlafzimmer-Fenster der Familie
Wenige Monate nach der Geburt des Sohnes – so erzählt es die Familie – sitzt Natalie Arzberger im Schlafzimmer und stillt ihr Kind. „Auf einmal hat ein Freier ans Fenster geklopft“, sagt sie. Die Vermieter lassen daraufhin den schweren Zaun bauen. Doch es kommt weiter zu unangenehmen Situationen. Männer drücken sich auf dem Hof zwischen Corona-Teststelle, Fenster-Firma und Autoteile-Händler herum, auf der Suche „nach einer alten Freundin“.
Auf einer einschlägigen Internetseite wirbt diese Frau, die sich als 64-jährige Sonja ausgibt, für käuflichen Sex unter der Adresse an der Wittener Straße. Die gemeinsamen Vermieter – ein Paar aus dem Sauerland – bestätigen auf Nachfrage, dass eine Mieterin seit 16 Jahren dort Wohnungsprostitution betreibe. „Alle Mieter wissen von dem Gewerbe, mit dem es nie Probleme gab.“ Familie Arzberger widerspricht dem.
Sohn (13) bekommt keinen Besuch von Freunden mehr
„Meine Frau traut sich nicht über den Hof, weil sie Angst hat, mit einer Prostituierten verwechselt zu werden.“ Auch die Kinder hätten Angst vor den fremden Männern. „Unser großer Sohn (13) bekommt keinen Besuch von seinen Freunden, da alle Eltern in der Nachbarschaft Bescheid wissen und ihre Kinder nicht in so ein Rotlichtumfeld lassen wollen.“
Seit dem Ende der Corona-Beschränkungen habe der Verkehr wieder zugenommen, sagt Natalie Arzberger. Sie möchte nicht als prüde verstanden werden. „Ich bin nicht frigide.“ Aber dass der 13-Jährige in seinem Zimmer die Geräusche aus der Nachbarwohnung höre, das gehe nicht. Gab es denn keine Anzeichen dafür? „Wir haben das Haus natürlich besichtigt. Aber da konnte man nichts merken.“
Die Stadt Bochum möchte keine Angaben zu dem Fall machen und beruft sich auf Datenschutz. Grundsätzlich sei Wohnungsprostitution aber auch in diesem Gebiet möglich, sofern sie bei der Stadt angemeldet sei. Und Familie Arzberger? Die sieht sich mittlerweile im bitteren Clinch mit ihrem Vermieter. „Wir stehen jetzt vor einem Scherbenhaufen.“ Seit Monaten sucht die Familie nach einer neuen Wohnung. „Aber finden Sie in der Umgebung mal etwas Bezahlbares ...“