Bochum-Altenbochum. Auf einer Spielstraße in Bochum wurden die Schwellen ausgebessert. Seither werde hier wieder gerast, beklagen Anwohner. Das sagt die Stadt dazu.

Eigentlich lässt es sich an der Theoderichstraße in Bochum-Altenbochum gut leben. Bäume und Büsche machen die Ecke schön grün, es gibt einen eigenen Radweg und alle paar Meter Schwellen, sogenannte Berliner Kissen, die das Rasen auf der Spielstraße unterbinden sollen. Doch diese „Hubbel“ wurden von der Stadt Bochum ausgebessert. „Und seitdem drücken die Autofahrer hier auf die Tube“, sagen die Anwohner.

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Im Herbst 2021 sei das passiert. „da wurde hier zwei Wochen gearbeitet“, erinnert sich Bernd Rabe. In dieser Zeit seien die Schwellen abgesenkt worden. Den Grund dafür habe man auch durch Nachfragen bei der Stadt nicht in Erfahrung bringen können. Monika Höll fragte schließlich die Bauarbeiter. „Die sagten mir, Anwohner hätten sich beschwert, dass sie mit ihren Autos immer aufsetzten.“

Die Anwohner aus Altenbochum, die sich nun an die WAZ wandten, fanden die Aufpflasterungen auch in der Höhe eigentlich genau richtig. „Da wurde noch Schrittgeschwindigkeit gefahren“, sagt Rabe. „Seit den baulichen Veränderungen kann man hier 60 fahren.“

Anwohner der Theoderichstraße in Bochum-Altenbochum beklagen, dass nach Arbeiten an den Schwellen auf der Spielstraße nun gerast werde.
Anwohner der Theoderichstraße in Bochum-Altenbochum beklagen, dass nach Arbeiten an den Schwellen auf der Spielstraße nun gerast werde. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

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Für Rabe ist das Thema emotional beladen. „Vor vielen Jahrzehnten ist meine Oma hier überfahren worden“, erzählt er, „direkt vor dem Haus“. Das prägt ihn bis heute. Erst sehr viel später sei die Theoderichstraße verkehrsberuhigt worden. „Das war damals eine der ersten Maßnahmen dieser Art in NRW“, erinnert sich Rabe. „Initiiert von SPD-Politiker Christoph Zöpel. Das war damals sein Wahlkreis.“

Bis zuletzt habe das mit der Verkehrsberuhigung ganz prima funktioniert, sagt Familienvater Peter Langer. „Die Leute fuhren eindeutig langsamer.“ Nun komme es auch häufiger zu Unfällen. „Mir wurde schon der Spiegel abgefahren und in die Seite gefahren.“ Drei Vorfälle zählt Langer auf, seit die Straße aus seiner Sicht entschärft worden sei. „Der Schaden liegt inzwischen im vierstelligen Eurobereich.“

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Nadine Volz sorgt sich nicht nur um den eigenen Nachwuchs. „Das ist für viele Kinder ja auch der Schulweg zur Vels-Heide-Schule. Mein Sohn wäre auch schon fast überfahren worden, hätte ich ihn nicht rechtzeitig weggezogen.“ Bei schönem Wetter lasse man die Kinder extra auf der Straße Fußball spielen – wofür eine Spielstraße ja ausdrücklich da ist. „Aber was meinen Sie, was es da für Ärger von den Autofahrern gibt?“, sagt Volz.

Es sei richtig, dass es sich bei der Theoderichstraße um einen als „Spielstraße“ ausgeschilderten, verkehrsberuhigten Bereich mit Aufpflasterungen zur Verkehrsberuhigung handelt, bestätigt die Stadt. Die Pflasterkissen seien hier eine bauliche Maßnahme zur Verkehrsberuhigung, die in ihrer Funktion allerdings nicht eingeschränkt worden sei. „Vielmehr handelte es sich bei den vorgenommenen Instandsetzungsarbeiten darum, schadhafte Absackungen vor und hinter den Aufpflasterungen zu beseitigen, weil diese dazu geführt hatten, das Fahrzeuge zum Teil bei der Überfahrung der Pflasterkissen aufsetzten bzw. über das Pflaster schleiften“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage.

Stadt hat auch die Laerstraße im Blick

Die Theoderichstraße ist nicht die einzige Straße im Umfeld, auf der die Schwellen angepasst werden. Aktuell ist ja auch die angrenzende Laerstraße als Teil der Südumfahrung „Wittener Straße“ für den Radverkehr in Planung. „In diesem Zuge werden die Aufpflasterungen Laerstraße natürlich auch geprüft und den veränderten Erfordernissen entsprechend ausgebessert und angepasst“, kündigt Stadtsprecher Peter van Dyk an..

Ziel sei es daher gewesen, mit den Instandsetzungsarbeiten wieder einen verkehrssicheren Zustand herzustellen und die zulässige Erhöhung der Pflasterkissen nicht zu überschreiten. Diese dürfen demnach nicht höher als neun Zentimeter sein. „Die Pflasterkissen wurden jedoch nicht verändert“, versichert die Stadt. Van Dyk: „Es handelt sich also bei den durchgeführten Instandsetzungsarbeiten keinesfalls um eine Maßnahme zur Entschärfung der Aufpflasterungen, sondern um eine Maßnahme zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit.“

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Und nun? Wie soll vereitelt werden, dass zu schnell gefahren wird? „Grundsätzlich reicht rechtlich die Beschilderung als ,Spielstraße’ nach der Straßenverkehrsordnung aus“; erklärt Peter van Dyk. „Die Pflasterkissen sind lediglich geeignet, die Aufmerksamkeit der Autofahrer zu erhöhen und die Fahrzeugführer zu zwingen, ihre Geschwindigkeit zu reduzieren.“ Die Überwachung des fließenden Verkehrs sei Sache der Polizei.

Sollte man Hinweise erhalten, dass es auf der Theoderichstraße zu problematischen Entwicklungen kommt, „werden wir die Situation erneut betrachten und gegebenenfalls neu bewerten“, verspricht van Dyk.

Die Polizei hatte die Theoderichstraße im Oktober 2021 nach Eingaben von Anwohnern schon einmal in Augenschein genommen und nach eigenen Angaben auch mehrfach die Geschwindigkeit gemessen. „Die Geschwindigkeitsüberschreitungen waren aber eher gering“, sagt Polizei-Sprecher Jens Artschwager. Auch sei die Straße kein Unfallschwerpunkt. „Wir werden jetzt aber noch einmal verstärkt draufgucken“, kündigt er an.