Bochum-Hiltrop. Die Kanalbaumaßnahme in Bochum-Hiltrop biegt auf die Zielgerade. Im Brennholt finden noch Straßenbauarbeiten statt. Wann die Bagger verschwinden.

Immer wieder bahnt sich Janosch Kawon mit seinem Radlader auf Schotter den Weg durch die Straße Im Brennholt. Dort, am Rand vom Dorf Hiltrop, laufen die finalen Arbeiten der Kanalbaumaßnahme, die den Menschen im Stadtteil zwei Jahre lang viel Geduld abverlangt hat durch Lärm, Schmutz und Verkehrschaos. „Es ist eine unserer größten Baumaßnahmen“, sagt Rolf Hagemeier, Projektleiter beim Tiefbauamt der Stadt Bochum.

Zwischen Wiescherstraße und dem Naturschutzgebiet Im Brennholt wird in diesen Wochen noch der Straßenbau komplettiert. Der Unterbau der Fahrbahn bekommt eine Frostschutzschicht, bevor sie später asphaltiert wird. Ende Mai, so schätzt Hagemeier, werden die Baufahrzeuge Hiltrop endgültig verlassen.

Belästigungen für die Bewohner in Bochum-Hiltrop

Dabei waren die Belästigungen auch für die Bewohner der Straße Im Brennholt noch bis vergangenen Herbst größer, als dort in offener Bauweise der Kanal erneuert wurde. Mit dem unterirdischen Vortrieb kam die Firma Kramer im Sommer letzten Jahres dort an. „Hier war die Zielgrube“, erklärt Jürgen Hagenbruch, Bauleiter der Firma. Was entlang der Dietrich-Benking-Straße nicht möglich war, haben die Tiefbauer Im Brennholt gewagt: die Grundwasserabsenkung. Dazu wurden Bohrpfähle aus Beton in den Boden gerammt entlang des offenen Kanals auf einer Länge von 95 Metern. Nach Abschluss der Arbeiten wurde eine Grundwasserreinigungsanlage in Betrieb genommen.

„Der neue Mischwasserkanal wurde in einer Tiefe von 6,50 Meter verlegt. Das Grundwasser befindet sich im Bereich von 3,50 bis vier Meter. Deshalb mussten wir entlang der Dietrich-Benking-Straße bei den Hausanschlüssen im Vortrieb arbeiten“, so Rolf Hagemeier. Das habe mehr Zeit als geplant erfordert.

Im ganzen Dorf stank es nach Diesel

Doch bei 21 Anschlüssen wäre eine Grundwasserabsenkung nicht nur zu aufwendig geworden; es hätte auch die Gefahr bestanden, dass Fundamente absinken könnten. „Bei 15 Hausanschlüssen gab es besondere Erschwernisse, das weiß man vorher nicht – trotz Erkundungsbohrungen,“ sagt Hagemeier und fügt an: „Der alte Spruch, ,Vor der Hacke ist es dunkel’, der stimmt immer noch.“

Ziel der Baufirma und des städtischen Tiefbauamtes war es, Ende November letzten Jahres fertig zu werden mit Kanal- und Straßenbau. Fünf Monate länger dauert die Maßnahme. Denn nicht nur bei den Hausanschlüssen und Kontaminationen im Boden, die zwischendurch zum Stillstand führten, gab es Verzögerungen. Es mussten Untersuchungen gemacht werden, der Gesundheitsschutz für die Arbeiter stand an erster Stelle.

Böse Überraschung: Gifte der Zeche Constantin X

Böse Überraschungen lauerten Im Brennholt auf die Tiefbauer: Giftstoffe, Hinterlassenschaften der Zeche Constantin X, traten zu Tage in einem Ausmaß, das keiner erwartet hatte. Hagemeier: „Wir mussten eine Deponie finden, die uns die Altlasten abnahm. Wegen des Gestanks fand sich lange keiner bereit.“ So wurde der giftige Boden abgedeckt „dennoch stank das ganze Dorf nach Diesel“. Schließlich waren es 1300 Tonnen kontaminierter Boden, der abtransportiert wurde.

Ende 2019 wurden die Kosten für den Kanalbau auf 2,9 Millionen Euro beziffert, könnten aber, so das Tiefbauamt damals, steigen wegen des erhöhten Kanaldurchmessers und der besonderen Bombenselektion. Die genaue Zahl wird derzeit ermittelt. Nicht mit einberechnet sind die Kosten für den Straßenbau, denn der fiel aufwendiger aus als geplant.