Bochum. Rollstuhlfahrer können eine Bochumer Kreuzung nicht überqueren, weil der Ampel-Schalter für sie unerreichbar ist. Das sagt die Stadt dazu.
Erna Schmidt überquert mit ihrem Mann Helmut die Essener Straße an der Haltestelle Röntgenstraße in Bochum. Die 81-Jährige ist seit einiger Zeit auf den Rollstuhl angewiesen. Den Schalter zur Betätigung der Ampel muss Helmut Schmidt (84) für sie drücken. Denn der befindet sich gleich an zwei Stellen auf einem Grünstreifen – mehr als einen Meter von Bordstein entfernt. Für Gehbehinderte wie Erna Schmidt ist der gelbe Knopf so nicht erreichbar.
Gehbehinderte können Kreuzung in Bochum nicht allein überqueren
In unmittelbarer Nähe zu der Kreuzung in Weitmar wohnt das Ehepaar und muss die Kreuzung über Gleise der Bogestra zwei- bis dreimal pro Woche überqueren. Ob es für Erna Schmidt allein möglich wäre, auf die andere Seite der Straße zu kommen? „Nein“, verdeutlicht ihr Mann Helmut. „Ich bräuchte schon einen Stock, um zu drücken“, ergänzt die 81-Jährige.
Barrieren machen Behinderten das Leben schwer
Auch wenn im Bochumer Stadtgebiet bereits an vielen Stellen auf Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung geachtet wurde, gibt es noch einiges zutun. Das betrifft beispielsweise rollstuhlgerechte Toiletten, Bus- oder Bahnhaltestellen oder den Eingang zu Geschäften, der nicht selten nur über Treppenstufen möglich ist.
Die Kreuzung sei so schon seit langer Zeit konzipiert. „Aber das fällt einem natürlich erst auf, wenn man selbst betroffen ist“, so Helmut Schmidt. Doch diese Hürde dürfte nicht nur das Ehepaar aus Weitmar betreffen. Nicht nur Menschen, die im Rollstuhl sitzen, haben kaum eine Chance, die Straße zu überqueren. Ähnlich geht es Männern und Frauen mit Rollator. Direkt an der Kreuzung befindet sich zudem eine Physiotherapie-Praxis. „Nachfragen zu der Ampel gab es schon mehrfach von anderen Behinderten“, erklärt Helmut Schmidt.
Ampelanlage gibt es so laut Stadt bereits seit 30 Jahren
Doch warum wurde die Ampelanlage so konzipiert, dass beispielsweise Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator den Knopf gar nicht drücken können? „Diese Frage kann heute nach 30 Jahren leider nicht mehr beantwortet werden. Eine Vermutung wäre, dass dort Kabel einen besseren Maststandort verhindern“, so Stadtsprecherin Charlotte Meitler. Weitere Beschwerden bezüglich dieser Thematik seien der Stadt bisher nicht bekannt.
Das Problem ist so aber nicht gelöst – und es bleibt die Frage, wie Gehbehinderte die Straße auch alleine überqueren können. „Eine sofortige Lösung gibt es dort leider nicht. Wir lassen aber unverzüglich prüfen, ob es möglich ist, die Rasenfläche bis zum Mast zu pflastern, damit es die Probleme nicht mehr gibt“, so Meitler weiter.
Helmut und Erna Schmidt hoffen, dass sich zeitnah was tut – damit zumindest diese Barriere bald überwindbar ist.