Bochum. Tiefer kann ein Fall kaum sein: Ab 2005 hatte Sascha Hellen internationale Stars nach Bochum geholt. Nun muss der Promi-Vermittler in Haft.

Für seine Gläubiger und Kritiker ist es die lang erhoffte Genugtuung, für Sascha Hellen die größtmögliche Demütigung: Der Bochumer Promi-Vermittler muss ins Gefängnis. Am Donnerstag wurde er vom Landgericht zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

Der Urteilsspruch markiert das vorläufige Ende des steilen Aufstiegs und tiefen Falls des 43-Jährigen. Mit dem „Steiger Award“ hatte er Bochum ab 2005 jährlich neu mediale Aufmerksamkeit mit internationalen Stars von Königin Silvia von Schweden über die Klitschkos bis Peter Maffay beschert. Sein Geschäftsmodell: Ihr bekommt (warum auch immer) einen Preis – ich lasse euch glänzen. Auch seine Gesprächsreihe „Herausforderung Zukunft“ wartete mit Größen aus Politik, Gesellschaft, Show und Kirche auf.

Finanzgebaren kam mit Stadtwerke-Skandal ans Licht

Allein: Die Finanzierung des Promi-Auftriebs blieb lange unklar. Bis 2012, als der Skandal um die Atrium-Talk-Reihe der Stadtwerke das als zweifelhaft geltende Finanzgebaren des äußerlich stets souverän wirkenden Gerthers ans Licht brachte.

Vorwürfe, Forderungen und Verfahren um Sponsorengelder der Stadtwerke und Sparkassen sowie eine Insolvenz hinderten Hellen nicht daran, seine Formate fortzuführen. Nun werden ihm sechsstellige Darlehen zum Verhängnis, die ihm langjährige Weggefährten vertrauensvoll gewährt hatten, darunter TV-Legende Jean Pütz und Mediziner Prof. Dietrich Grönemeyer. 2019 erhielt Hellen dafür eine Bewährungsstrafe. Die ging am Donnerstag in das neuerliche Urteil des Landgerichts ein. Gläubigerin diesmal: eine TV-bekannte Ärztin, die mehr als 500.000 Euro zurückverlangt.

In der Haft will Hellen „neu Tritt fassen“

Er wolle die Haftzeit nutzen, um „neu Tritt zu fassen“, sagte Sascha Hellen zu Beginn des Prozesses. Ob und wann er wieder als Promi-Vermittler tätig wird, ist offen.

Auf seiner Homepage heißt es: „Sascha Hellen bringt Menschen zusammen und schafft Netzwerke.“ Das ist ihm nach den jüngsten Tiefschlägen in der Tat und mit erstaunlicher Treue seiner prominenten Klientel immer wieder gelungen.

So tief wie jetzt jedoch ist Hellen noch nie gefallen.