Bochum-Querenburg. Auch so kann es gehen: Auf Drängen von Anwohnern ändert die Stadt Bochum ihre Pläne für eine Verkehrsberuhigung. Es kommt zum Kompromiss.

Toller Erfolg für die Anwohner der Laerholzstraße in Bochum-Querenburg: Ihre Argumente fanden bei der Stadt Bochum Gehör. Und so kommt nun eine Verkehrsberuhigung, mit der alle leben können. Danach sah es zunächst allerdings nicht aus.

Bochum: Anwohner fordern andere Verkehrsberuhigung – die Stadt lenkt ein

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Blitzschnell war der Tagesordnungspunkt 1.5 in der Bezirksvertretung Bochum-Süd am Dienstagnachmittag erledigt. Einstimmig wurde die überarbeitete Verwaltungsvorlage abgesegnet und über Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) ein Lob von den Anwohnern in Richtung Rathaus weitergeleitet. Diskussionsbedarf bestand nicht mehr.

Geredet worden war in den vergangenen Monaten aber auch mehr als genug. Dabei waren sich Verwaltung und Anwohner im Grunde einig, den Verkehr auf der Laerholzstraße gegenüber dem Waldstück Laerholz zu beruhigen. Denn auf dieser beliebten Abkürzungsstrecke wird mitunter gerne mal auf die Tube gedrückt. Nur über Art und Weise der Verkehrsberuhigung gab es unterschiedliche Auffassungen.

Auf diesem Teilstück der Laerholzstraße in Bochum-Querenburg (ab Schinkelstraße) drückt so mancher Verkehrsteilnehmer gerne mal auf die Tube. Falls nicht – wie hier – gerade ein Bus entgegenkommt.
Auf diesem Teilstück der Laerholzstraße in Bochum-Querenburg (ab Schinkelstraße) drückt so mancher Verkehrsteilnehmer gerne mal auf die Tube. Falls nicht – wie hier – gerade ein Bus entgegenkommt. © Unbekannt | Gernot Noelle

Den Anwohnern hätten Berliner Kissen in regelmäßigen Abständen völlig ausgereicht, um Raser zum Abbremsen zu bringen. Die Stadt jedoch wollte zusätzlich noch eine ausreichend große Stelle schaffen, wo die Busse, die über die Laerholzstraße fahren, aneinander vorbei passen. Dafür hätte die Straße verbreitert werden sollen – zu Lasten der Gehwege. Auch wären viele Parkplätze durch ein vorgesehenes uneingeschränktes Parkverbot weggefallen.

Anwohner drohten mit dem Rechtsweg

Dagegen gingen die Anwohner um Susanne Hannemann vor – persönlich in der Bezirksvertretung und in vielen Telefonaten bzw. im Schriftverkehr mit Verwaltung und Politik. Sogar der Rechtsweg wurde in Erwägung gezogen.

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So weit muss es nun gar nicht kommen. Denn im Rathaus hat man eingelenkt und das ganze Vorhaben noch einmal überprüft. Mit dem Ergebnis, dass bei der bisherigen Planung die Nachteile für die Anwohner überwiegen. Und so soll nun doch ausschließlich mit dem Einbau von Berliner Kissen eine Verkehrsberuhigung erreicht werden.

Straßenverbreiterung und Parkverbot sind vom Tisch. Dass die Straße für den Begegnungsverkehr von großen Fahrzeugen weiterhin nicht geeignet ist, stört auch niemanden mehr. Dann müsse man eben auf den Randstreifen ausweichen, heißt es in der Verwaltungsvorlage ganz pragmatisch.

Neue Variante wird auch deutlich günstiger

Positiver Nebeneffekt: Diese abgespeckte Form der Verkehrsberuhigung wird entsprechend günstiger. Sind vorher 87.000 Euro veranschlagt gewesen, betragen die Gesamtkosten nun nur noch gut die Hälfte: 42.000 Euro.

Unterschriften gesammelt

Weil auf der Laerholzstraße oft zu schnell gefahren wird, hatte Susanne Hannemann Unterschriften gesammelt und die Stadt Bochum in einem offiziellen Antrag gebeten, die Raser vor den Haustüren der Anwohner doch bitte mit geeigneten Mitteln auszubremsen. Aus ihrer Sicht sollten es Bremsschwellen sein.Diese haben nach Meinung der Stadt Bochum den Nachteil, dass sie beim Überfahren von schweren Fahrzeugen für Erschütterungen sorgen, die sich auf die umliegenden Häuser auswirken würden. Daher fiel letztlich die Wahl auf Berliner Kissen. Diese Aufpflasterungen sind 1,45 x 2 Meter groß und werden mit einem Abstand von 50 Zentimetern vom Fahrbahnrand und einem Meter untereinander aufgebracht. Vorteil: Busse und Rettungsfahrzeuge haben einen entsprechenden Reifenabstand, um diese Berliner Kissen problemlos zu überfahren, alle anderen Fahrzeuge müssen abgebremst werden.

Diesen Aspekt hebt auch Anwohnerin Susanne Hannemann hervor. „So scheinen letztlich alle ganz gut mit dieser Lösung leben zu können, habe ich den Eindruck.“ Sie findet „toll, dass die Beteiligten das Ganze noch einmal aufgerollt haben“. Die neue Vorlage wirke viel besser ausgearbeitet, sagt sie. „Das muss man ja auch mal würdigen.“

„Das ist wirklich gut gelaufen“, freut sich Susanne Hannemann. „Wir sind hier in der Nachbarschaft alle sehr zufrieden.“ Insgeheim habe sie mit diesem positiven Verlauf nicht gerechnet. „Aber unsere Argumente sind zum Glück auf fruchtbaren Boden gefallen.“

Gefeiert werden konnte dieser Erfolg coronabedingt leider nicht. Aber das soll nachgeholt werden. Hannemann: „Wir überlegen, ein Nachbarschaftsfest zu organisieren.“