Bochum. Drei Wochen lang ist die Hattinger Straße in Bochum auf 300 Metern voll gesperrt. Viel Geduld ist angesagt. Auf welchen Umleitungen es eng wird.
Die Hattinger Straße in Bochum-Weitmar ist nun zwar fast voll gesperrt, aber ruhiger ist es jetzt nicht. Im Gegenteil: Wenn der Bagger mit dem spitzen Meißel am Greifarm mit Vollgas auf Bahngleise einschlägt, scheinen einem die Ohren wegzufliegen. Jedenfalls halten sich einige Fußgänger tatsächlich beide Hände an den Kopf, wenn sie die neue Baustelle passieren. Ra-ta-ta-ta-ta!! Ra-ta-ta-ta-ta!!
Wenn Stahl auf Stahl einhämmert – dann wird es nun einmal laut. Die Bogestra tauscht seit Montag auf rund 300 Metern Länge die rund 25 Jahre alten Gleise der Linien 308 und 318 zwischen Friederikastraße und Hennigfeldstraße aus. Außerdem erneuert sie die Oberfläche rund um die Doppelgleise.
Straßenbahnen können nach einer Woche Bauzeit wieder fahren
Das bedeutet: Drei Wochen lang Vollsperrung für den Kraftverkehr auf einer der wichtigsten Straßen der ganzen Stadt. Bogestra-Kunden müssen in der ersten Woche auf Ersatzbusse umsteigen. In der zweiten und dritten Woche der Bauzeit können die Straßenbahnen der Linien 308 und 318 dann wieder gaaanz langsam durch das Baufeld fahren; dann sollen die neuen Gleise bereits verlegt sein und nur noch andere Arbeiten anstehen.
Die Baumaschinen leisten ganze Arbeit. Der komplette Gleisbereich sieht nur wenige Stunden nach Baubeginn wie ein Acker aus, der durchgepflügt worden ist. Die Schienen werden ruckzuck freigemeißelt und sofort auseinandergeschweißt, damit die Lkw sie Stück für Stück schnell abtransportieren können. Wer als Passant Zeit hat, bleibt stehen, um sich dieses flinke Schauspiel näher anzusehen.
Anwohner: „Wenn die Bahn hier gefahren ist, hat es immer Klack-klack-klack gemacht“
So wie zwei ältere Anwohner. Einer sagt, trotz des Krachs: Was gemacht werden muss, muss gemacht werden. „Wenn die Straßenbahn hier hergefahren ist, hat es immer Klack-klack-klack gemacht.“ Der Bauüberwacher der Bogestra, Jonas Portner, kann das Geräusch erklären: eine abnutzungsbedingte Unebenheit auf einer Schweißstelle zwischen den jeweiligen Schienenenden – ein „Schweißstoß“.
„Das Klack wird ja nachher aufhören“, sagt der Anwohner. Portner bestätigt dies.
„Der Untergrund war nicht mehr ausreichend tragfähig“, sagt der gelernte Gleisbauer und meint damit Ermüdungserscheinungen nach mehreren Jahrzehnten. Damals wurde noch „Stopfsplitt“ verbaut, heute nicht mehr. Stattdessen kommen eine Asphalttragschicht mit Bitumen ins ausgekofferte Gleisbett, ein heißer Bitumenverguss, eine Betonschicht, eine Bindeschicht sowie Gussasphalt. „Es wird nach dem neuesten Stand der Technik gebaut.“
Nebenstraßen sind teilweise völlig verstopft - und einige Autofahrer drängeln trotzdem
Die Gleise seien eigentlich noch in Ordnung, sagt Portner, trotzdem würden auch sie jetzt ausgetauscht, um nicht in einigen Jahren, wenn auch sie hinüber wären, wieder alles aufreißen zu müssen.
Eine halbe Million Euro Baukosten
Die Baukosten belaufen sich laut Bogestra auf rund eine halbe Million Euro.2020 war der Gleisbereich südwestlich der Einmündung Kohlen-/Stensstraße erneuert worden, im Sommer 2022 ist der Bereich zwischen Hennigfeldstraße und Kohlen-/Stensstraße an der Reihe.Aktuell finden auf der Hattinger Straße auch Gleisbau- und Straßenarbeiten zwischen Am Buchenhain und Heinrich-König-Straße statt. Der Bereich ist für den Fahrzeugverkehr bis 11. Juli stadteinwärts gesperrt, Richtung Linden wird die Hattinger Straße dort zur Einbahnstraße. Eine Umleitung über den Munscheider Damm und die Blumenfeldstraße ist ausgeschildert.
Der Kraftverkehr auf der Hattinger wird an den Kreuzungen Friederikastraße einerseits und Kohlen-/Stensstraße andererseits umgeleitet. Deshalb sind auch Nebenstraßen wie „An der Landwehr“ zeitweise völlig verstopft. Und es wird noch mehr gedrängelt als ohnehin schon.
Die Bogestra hat alle Anwohner vor der Baustelle für die Einschränkungen informiert. Trotzdem gibt es Probleme. Der Inhaber des Getränkehandels Fröse, Frank Fröse, beklagt eine schlechte Ausschilderung für seine Kunden. Tatsächlich: Als Ausnahme von der Vollsperrung können seine Kunden zwar bis zu seinem Geschäft hinfahren und in gleicher Richtung auch wieder weiterfahren, trotzdem steht vor der Baustelle ein Sackgassenschild.
Bis Montagmittag, sagt Fröse, habe er nur ein Drittel des Umsatzes von dem gemacht, den er sonst an einem normalen Montag habe. Die Bogestra will das Schilder-Problem nun lösen.