Bochum/Duisburg. Seit der TV-Höhle der Löwen ist Currywurst im Glas in aller Munde. Im Bochumer Bratwursthaus ist die Idee kalter Kaffee. Her mit dem „Quickie“!
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„Kommse vonne Schicht, wat Schönret gibt et nich als wie Currywurst.“ Herbert Grönemeyer hat ihr vor fast 40 Jahren ein musikalisches Denkmal gesetzt. Seither gibt’s kein Vertun: Die Currywurst gehört zu und nach Bochum. Jetzt rüttelt ein Duisburger am Revier-Thron. Bei der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ hat er mit einer Currywurst im Glas bundesweit für Furore gesorgt. Das Bochumer Original hält dagegen: Die Glas-Variante ist den Machern des „Bratwursthauses“ ziemlich wurscht.
„Ich habe größten Respekt vor allen Menschen, die in der Corona-Krise nicht den Kopf in den Sand stecken“, sagt Ronald Gottwald, Chef der Imbiss-Institution im Bermudadreieck. Er meint Marco Peters aus Duisburg, für den mit der Pandemie der Wurst-Case eintrat. Von jetzt auf gleich mutierten seine „Iss doch Wurscht“-Brutzler, mit denen er zuvor u.a. auf Foodtruck-Festivals am Start war, zum Ladenhüter.
Erfolg in der „Höhle der Löwen“
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Seine Start-up-Idee: Currywurst im Glas, klassisch, mit Kürbis-Mango- und Erdbeer-Note sowie für Vegetarier, vier Monate ungekühlt haltbar, 3,99 Euro pro 250-Gramm-Glas. 49.000 Euro für 49 Prozent der Firmenanteile: Damit traf Peters, der in der Fernsehshow wie ein Löwe um sein Baby kämpfte, den Geschmack der Investoren. Ralf Dümmel erhielt den Zuschlag und will jetzt schnellstmöglich in die Massenfertigung einsteigen.
Ronald Gottwald hat dem Duisburger nach der TV-Ausstrahlung zum Erfolg gratuliert. Soviel Fairness und Anerkennung muss sein. Die Geschäftsidee indes sei nicht neu, sagt der „Bratwursthaus“-Betreiber im WAZ-Gespräch. „Schon 2010 haben wir damit begonnen, unsere Saucen in Gläser zu füllen. Das funktioniert bis heute.“ Anders als der Versuch zwei Jahre später, auch die Currywurst ins Glas zu packen. „Nach einigen Probeläufen war klar: Das genügt nicht unserem Qualitätsanspruch. Die Wurst wurde beim Einkochen zerkocht und mit der Sauce matschig. Wir haben schnell damit aufgehört.“
Bochumer Traditionsbetrieb setzt auf „Quickie“
Stattdessen kam vor fünf Jahren der „Bratwursthaus Quickie“ auf den Markt: gebratene Bratwurst-Häppchen mit den separat abgepackten Saucen-Varianten Klassik, mild und Chili-scharf. Die Schachtel 90 Sekunden in die Mikrowelle, Folie entfernen und schmecken lassen.
„Kein Kommentar“ zur Wurst im Glas
„Bratwursthaus“-Chef Ronald Gottwald hat die Duisburger Currywurst im Glas in dieser Woche probiert. Er möchte seinem Kollegen gegenüber fair bleiben. Daher: „Kein Kommentar.“ Was Kommentar genug ist.Verzichten müssen die Bermuda-Besucher auf den „Bermuda-Pass“ mit vielerlei Vergünstigungen. Er war gerade in der Vorweihnachtszeit als Geschenkidee beliebt.„In diesem Jahr wird es den Pass nicht geben“, kündigt Gottwald an. Man arbeite für 2022 an einer digitalen Fassung.
2,90 Euro kostet eine 200-Gramm-Portion. Zwei bis drei Wochen soll sie haltbar sein. Bestellungen sind ausschließlich online möglich. Wie’s läuft? „Ordentlich“, sagt Ronald Gottwald und weiß doch: Mit wöchentlichen Verkaufszahlen von plusminus 300 generiert die Wurst für die Mikrowelle nur einen kleinen Teil des Gesamtumsatzes.
Glas kommt Stammkunden nicht ins Haus
„Kein Wunder“, sagt Kai Saborowski, der am Dienstag in der Mittagspause wie so oft am „Bratwursthaus“ eine Currywurst mit Pommes genießt. „Das einzig Wahre ist ‘ne Dönninghaus frisch in der Schale“, meint der IT-Spezialist. Immerhin: Die Mikrowellen-Wurst will er bald mal testen. Ein Glas komme ihm aber nicht ins Haus. „Gläser“, schmunzelt der 36-Jährige, „sind bei uns in Bochum einem anderen Grundnahrungsmittel vorbehalten.“
Nochmals Grönemeyer: „Ker scharf is die Wurst, Mensch dat gibt’n Durst, die Currywurst.“