Bochum-Stiepel. Selbst krebskrank, der Mann liegt im Sterben – und dann auch noch Ärger mit einem Sanitätshaus. Für eine Bochumerin kommt es gerade knüppeldick.

Als hätte sie nicht schon genug Probleme… Astrid Högel-Sieberg aus Bochum-Stiepel ist selbst an Krebs erkrankt. Ihr Mann Willi (93) hat eine Art Blutkrebs im Endstadium, lebt zur Zeit in der Kurzzeitpflege. Sie möchte ihn gerne nach Hause holen. Doch leider gibt es da ja auch noch den Streit mit einem Sanitätshaus.

Bochum: Krebskranke Frau will ihren todkranken Mann nach Hause holen – und hat ein Problem

„Es ist wirklich viel auf einmal“, sagt Astrid Högel-Sieberg im Gespräch mit der WAZ. Denn statt sich voll und ganz auf ihre persönlichen Probleme konzentrieren zu können, wird jetzt auch noch auf juristischem Terrain gefochten.

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Um ihren Willi nach Hause holen zu können, waren ihr von der Krankenkasse Knappschaft Bahn-See entsprechende Hilfsmittel bewilligt worden. Diese seien auch am 10. Februar geliefert worden, sagt Astrid Högel-Sieberg. Darunter ein Pflegebett, ein Rollstuhl, ein Unterarmrollator, ein Badewannenlifter. „Die stehen jetzt hier rum“, sagt die 64-Jährige, seien aber leider unbrauchbar.

Eine neue Lieferung mit Hilfsmitteln ist unterwegs

Bei Lieferung habe sie die Hilfsmittel nicht in Augenschein nehmen können, schildert Astrid Högel-Sieberg die Situation damals. „Da lag noch Schnee und ich musste mich gerade um einen Helfer kümmern, der für mich das Schneeräumen übernahm.“ Erst später habe sie „die Bescherung“ gesehen.

Aus Sicht von Astrid Högel-Sieberg ist das zur Verfügung gestellte Material „in schlechtem Zustand“. „Die Rollen vom Bett funktionieren nicht, die Bremsen lassen sich nicht feststellen und sind verrostet. Das scheint uralt zu sein.“ Die Mängelliste von Astrid Högel-Sieberg ist noch länger: „Die Reifen des Rollators haben Löcher, eine Bremse vom Rollstuhl funktioniert nicht, am Badewannenlifter kleben noch Haare der Vornutzerin und der Gummiüberzug der Matratze ist verschmiert.“

Streit mit Sanitätshaus: Jetzt kommunizieren die Anwälte

Für Astrid Högel-Sieberg Gründe genug, die Lieferung zu reklamieren. Über die Krankenkasse sei der Auftrag einen Tag später storniert worden und zugleich ein Rückholauftrag rausgegangen. Parallel wurden Hilfsmittel bei einem anderen Sanitätshaus bestellt. Diese sollen in dieser Woche geliefert werden. Das Problem ist nur, dass die reklamierten Möbel und Hilfsmittel noch immer in der Wohnung des Ehepaares stehen – und somit im Weg.

Sorge vor zusätzlichen Kosten

Astrid Högel-Sieberg befürchtet auch, dass zusätzliche Kosten auf sie zukommen. „Etwa, wenn ich ein Umzugsunternehmen engagieren muss, um die Sachen wegtransportieren zu lassen.“ Und sie muss diese ja auch irgendwo lagern. „Das kostet dann wieder Geld, von dem ich wahrscheinlich nichts wiedersehe.“Sie stehe weiterhin in engem Kontakt zu ihrer Krankenkasse, sagt Astrid Högel-Sieberg und hofft, vielleicht über die Knappschaft Bahn-See noch etwas erreichen zu können. „Denn für einen Rechtsweg habe ich keine Zeit.“

Das erschwert Astrid Högel-Sieberg, ihren Mann nach Hause zu holen. Erst, wenn sie funktionstüchtige Hilfsmittel habe, könne sie ihn aus der Kurzzeitpflege holen. Doch für diese brauche sie Platz. „Ich weiß echt nicht, wohin mit den anderen Sachen“, klagt sie.

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An eine schnelle Lösung glaubt sie nicht. Da die Fronten verhärtet sind, übernehmen nun Anwälte die Kommunikation. Der Vertreter des Sanitätshauses sieht seine Seite im Recht. „Aus unserer Sicht gibt es gute Gründe, dass die Kundin zufrieden sein sollte. Die Einwendungen sind aus unserer Sicht nicht begründet.“ Gleichwohl wolleman sich in Anbetracht der Umstände bemühen, die Angelegenheit sachlich zu klären.

Wie lange das dauern wird, ist offen. Auch Astrid Högel-Sieberg hofft auf „eine vernünftige Lösung“, allerdings läuft ihr die Zeit davon. Ihrem Mann gehe es zunehmend schlechter, berichtet sie. Seit 42 Jahren sei sie mit ihrem Willi zusammen. Ihr innigster Wunsch ist es, seine letzten Tage mit ihm zusammen zu verbringen.

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