Datteln/Recklinghausen. Die Razzia wegen eines Umweltvergehens bei der Bernemann GmbH hat nun politische Konsequenzen. Der Firmenchef ist CDU-Ratsherr in Recklinghausen.

Die Razzia bei der Bernemann GmbH in Recklinghausen und Datteln hat nun auch politische Konsequenzen. Inhaber Thomas Bernemann, der für die CDU im Recklinghäuser Stadtrat sitzt, lässt seine politischen Ämter ruhen. Das erklärte Bernemann am Donnerstag. Der CDU-Mann ist unter anderem Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Recklinghäuser Stadtrates. Die gegen seine Firma erhobenen Vorwürfe wolle er entkräften, hieß es.

Am Dienstag waren Polizei, Staatsanwaltschaft und Landesumweltamt mit einem Großaufgebot in der Firma des Lokalpolitikers angerückt, auch die Privaträume der Familie in Recklinghausen-Speckhorn waren durchsucht worden. Anlass waren Ermittlungen der Zentralstelle für die Verfolgung der Umweltkriminalität in NRW gegen Bernemanns Firma.

Umweltkriminalität: Bei Bodenproben Asbest und andere hochgiftige Stoffe gefunden

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt drei Verantwortliche des Unternehmens, Giftmüll von Baustellen nicht ordnungsgemäß entsorgt zu haben, sondern diesen auf eigenen Baustellen im Boden verbuddelt zu haben. In einem Fall bestehe zudem der Verdacht, dass unter anderem asbesthaltiger Abfall beim Bau eines Habitates für streng geschützte Erdkröten im Boden entsorgt wurde, so die ermittelnde Oberstaatsanwältin Britta Affeldt von der Staatsanwaltschaft Dortmund. Bei den Bodenproben auf einer Baustelle des Unternehmens, die das Landesumweltamt nahm, wurden offenbar auch hochgiftige polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe - kurz PAK - gefunden.

Illegale Abfallentsorgung: Strafanzeige brachte Ermittlungen in Gang

Damit wollten die Beschuldigten offenbar die hohen Kosten für die ordnungsgemäße Entsorgung des krebserregenden Stoffes sparen, die Staatsanwaltschaft spricht von einem sechsstelligen Betrag. Außerdem sollen die Beschuldigten bei der Entsorgung gefälschte Dokumente genutzt haben. Doch das alles flog nach verschiedenen Hinweisen und einer Strafanzeige auf. Die Ermittler werfen den drei Beschuldigten den unerlaubten Umgang mit Abfällen, gewerbsmäßigen Betrug und gewerbsmäßige Urkundenfälschung vor.

In einer schriftlichen Stellungnahme, die dem WDR vorliegt, bestätigte die Bernemann GmbH die Durchsuchungen. Zum Vorwurf der illegalen Asbest-Entsorgung heißt es dort: „Es soll klargestellt werden, dass es sich hierbei um einen Anfangsverdacht handelt, ohne dass hiermit ein konkreter Vorwurf verbunden ist.“ Im übrigen sei „die Bernemann GmbH Zeugin in einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren, welches sich gegen andere Personen und Unternehmen richtet.“

Außerdem ermittelt die Zentralstelle für die Verfolgung der Umweltkriminalität in Nordrhein-Westfalen wegen gewerbsmäßigen Betruges und gewerbsmäßiger Urkundenfälschung. Der zuständige Staatsanwalt Alexander Kilimann hat am Donnerstag (23.1.) bestätigt, dass die Bernemann GmbH „mit betrügerischen Mitteln vermutlich sechs- bis siebenstellige Kosten eingespart hat“.

Obendrein wurde bekannt, dass vermutlich mehrere Tausend Tonnen an Böden verseucht worden seien, aber nicht allein mit Asbest, sondern in mindestens einem Fall auch mit sogenannten PAK. Dahinter verbergen sich Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die als hochproblematische Stoffgruppe gelten: giftig, krebserregend und unangenehm hartnäckig. PAK werden nur schlecht oder gar nicht in der Umwelt abgebaut.

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