An Rhein und Ruhr. Seit Freitag gab es technische Probleme mit den RRX-Triebwagen - die sind nun behoben. Auch zwischen Düsseldorf und Köln rollen Züge wieder.
- Softwarepanne: Drei Tage lang fuhren die RRX-Züge nur „halblang“
- Zudem gab es erhebliche Probleme mit der Fahrgast-Info
- Hersteller Siemens: Panne im Laufe des Montags behoben
Im morgendlichen Bahnverkehr rollen die Züge auf der vorübergehend gesperrten wichtigen Strecke zwischen Köln und Düsseldorf wieder im Normalbetrieb. Das sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Dienstag, nachdem der Abschnitt in der Nacht wieder freigegeben worden war.
„Die Züge fahren wieder regulär.“ Weil Schäden an einer Straßenbrücke in Langenfeld - etwa in der Mitte zwischen Köln und Düsseldorf - entdeckt worden waren, musste die Stelle über den Bahngleisen geprüft werden. Die Feuerwehr hatte laut Straßen.NRW sich lösende Betonteile gesehen. Der Vorfall ereignete sich nur wenige Stunden, nachdem Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) ein Sanierungsprogramm für die Straßen im Land verkündet hatte, das vielleicht ein wenig spät kommt.
Die Brücke sei in der Nacht gegen 01.30 Uhr für den Autoverkehr und kurz darauf auch für den Bahnverkehr wieder freigegeben worden, berichtete die DB-Sprecherin. Auch eine Prüfung der Brückenunterseite entlang der Oberleitungen war zuvor vorgenommen worden.
Durch die Sperrung der Bahnstrecke kam es auf einer der Hauptstrecken in NRW zu zahlreichen Beeinträchtigungen, sagte ein Bahnsprecher. Auf direktem Weg ging zwischen Düsseldorf und Köln vorerst nichts mehr. Betroffen waren neben dem Fernverkehr auch die RRX-Linien RE1, RE5, RE6 sowie die S6 und S11.
Technische Probleme am Wochenende
Tja, wenn die Bahn eines nicht braucht, dann noch mehr Chaos. Aber die Serie von Pleiten, Pech und Pannen, für die der DB-Konzern tatsächlich nichts kann, geht offenbar nahtlos weiter. Am Freitag hatte eine Großstörung beim RRX für Verspätungen, Ausfälle und Unmut bei den Fahrgästen.
Was passiert ist? Dazu äußert sich Zugbetreiber National Express nur sehr wortkarg. Die Folgen waren jedenfalls immens. Immerhin, so die gute Nachricht am Sonntagnachmittag: Es gibt eine Lösung für das technische Problem. Am Montag zum Start in den Berufsverkehr waren immerhin 49 der 84 RRX-Züge wieder so fit, dass man daraus zumindest 24 Doppeleinheiten bilden konnte. Im Laufe des Tages sollten auch alle übrigen Züge wieder startklar sein.
Ausfälle gab es trotzdem: Die RRX-LInie 11 konnte von National-Express offenbar wegen Personalproblemen zwischen Düsseldorf und Hamm über Essen und Bochum zunächst nicht wieder aufgenommen werden.
Am Wochenende hatten technische Probleme dazu geführt, dass statt so genannter Doppeltraktionen, also zwei Zugteile mit acht Wagen, nur ein Zugteil eingesetzt werden konnte.
Panne mit RRX-Zügen nach drei Tagen behoben
Siemens Mobility, das den Triebwagen namens „Desiro“ vor sechs Jahren in Betrieb genommen hat, erklärte, es sei „bei einigen Zügen im Kommunikationssystem zwischen Fahrgästen und Zugführung ein Fehler aufgetreten.“
Im Laufe des langen Wochenendes gelang es offenbar dann aber, den Fehler zu finden: Am Sonntagnachmittag informierte eine Siemens-Sprecherin unsere Zeitung: „Die Störung im Kommunikationssystem zwischen Fahrgästen und Zugführung in der RRX-Flotte wird derzeit behoben. Die Züge sind im Laufe des Montags wieder vollständig einsetzbar. Wir entschuldigen uns für die entstandenen Unannehmlichkeiten.”
Wie viele der 84 RRX-Züge betroffen waren, sagt Siemens nicht. Bei „Zuginfo.nrw“ wurde die Störung am 1. November um 11.58 Uhr bekanntgegeben. Dauer: bis zum 4. November, 17 Uhr. Das dürfte ungefähr gepasst haben. Im Berufsverkehr am Montagmorgen gab es dennoch reichlich Verspätungen und Ausfälle.
Software-Panne beim RRX: Update hatte offenbar Nebenwirkungen
Das Problem traf alle Linien, die mit den von Siemens hergestellten Zügen bedient werden. Nach Angaben aus Bahnkreisen hatte es für die Züge ein Software-Update gegeben, das offenbar unerwartete Nebenwirkungen hatte: Der Lokführer vorn im ersten Zugteil kann im hinteren Zugteil weder Durchsagen machen noch Infotafeln aktualisieren und vor allem die Türen nicht überwachen.
Damit war es aus Sicherheitsgründen nicht möglich, Fahrgäste im zweiten Zugteil zu befördern. Die Wagen fahren leer, dunkel und verschlossen hinterher, quasi wie Güterwagen. Vor allem auf der am meisten frequentieren Linie, dem RE1 von Aachen über Köln, Düsseldorf, Essen und Dortmund nach Hamm, führt das zu Überfüllung und zu längeren Haltezeiten.
Warum aber wurden die Fahrgäste auf den Bahnhöfen nicht darüber informiert, wenn ein Zug nur „halblang“ ist? Der Mitarbeiter am Service-Schalter im Bahnhof zuckte am Sonntag die Schultern: Durchsagen auf den Stationen werden automatisch generiert, National Express sei in der Pflicht, dafür zu sorgen. Am Montagmorgen kam offenbar noch ein Ausfall der kompletten Fahrgastinformation für alle Linien von Nationalexpress hinzu, also auch für den RE7 (Rheine-Hamm-Wuppertal-Köln-Krefeld) und die RB 48 (Wuppertal-Köln-Bonn)
Fünf RE-Linien in NRW nur mit halber Kapazität
Da sich Siemens und National Express zur Zahl der betroffenen Züge ausschweigen und dem Augenschein nach fast keine Züge mit acht nutzbaren Wagen unterwegs sind, war am langen Wochenende vermutlich höchstens die Hälfte der vorgesehenen Kapazität auf den RRX-Linien unterwegs.
Denn: Wegen Personalmangels fielen weitere Fahrten des RE 6 zwischen Minden und Köln zumindest am Samstag aus. Der RE11 fährt auf dem Streckenteil zwischen Düsseldorf und Hamm ohnehin seit Monaten nicht alle vorgesehenen Touren.
Ebenfalls mit den Siemens-Desiro-Fahrzeugen sind die Strecken RE 4 (Aachen-Mönchengladbach-Düsseldorf-Dortmund), RE 5 (Wesel, jetzt Friedrichsfeld-Dinslaken-Duisburg-Köln-Koblenz), RE 6 (derzeit Leverkusen, sonst Flughafen Köln-Bonn-Neuss-Düsseldorf-Duisburg-Essen-Dortmund-Bielefeld-Minden) und RE 11 betrieben. Diese Linie verkehrt von Düsseldorf über Duisburg, Essen und Dortmund nach Hamm. Von dort fährt sie weiter nach Kassel, allerdings schon immer als „Einzelzug“ und am Sonntag wegen Personalmangel auch nur selten.
Die von Siemens gebauten Züge des Typs „Desiro“ sind seit rund sechs Jahren im Dienst. Mit dem Unternehmen wurde auch ein Instandhaltungsvertrag für die Züge geschlossen. Für die technischen Funktionen des in Krefeld gebauten Zuges ist also Siemens zuständig. National Express ist der Betreiber der Züge, stattet sie also mit Personal aus. Eigentümer der insgesamt 84 bestellten Züge ist der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR).
Vor jeder Fahrt in die Apps gucken
Die Deutsche Bahn bittet angesichts all dieser Störungen die Fahrgäste, sich vor Fahrtantritt über DB Navigator o.ä. schlau zu machen, ob und wann der jeweilige RRX fährt - und über welche Strecke.
Könnte man jetzt nicht einfach andere Züge nehmen, wenn der RRX nicht funktioniert? Antwort: Leider nein. Selbst wenn es von DB-Gebrauchtzug möglicherweise Regionalzüge gibt, kann man nicht einfach das RRX-Personal auf andere Züge umsetzen. Lokführer brauchen für jeden Zugtyp eine Lizenz.
Und: Der RRX hat Beschleunigungs- und Bremswerte, die kein anderer Zug erreicht. Mit anderen Worten: Die Ersatzzüge könnten den Fahrplan nicht einhalten. Wobei - äh - das schaffte der RRX beim Ein- und Aussteigetrubel am Wochenende auch nicht... (mit dpa)