NRW. Die Kiste Bier in Deutschland ist zu billig! Da sind sich NRWs Brauereien einig. Kostet die Kiste Bier deswegen aber bald bis zu 30 Euro?

Kostet die Kiste Bier bald 30 Euro? Das jedenfalls verlangt der Präsident des bayerischen Brauerbundes, Georg Schneider. „Meine Brauer sind stinksauer, wenn der Kasten Bier im Handel zu Spott-Preisen von 9,99 Euro angeboten wird“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. „Das ist eine Watschen für uns und unsere Arbeit. Unsere Arbeit wird offensichtlich nicht mehr wertgeschätzt.“

Die aus seiner Sicht geringen Angebotspreise würden die Existenz mittelständischer Brauereien gefährden. Schneider ergänzte: „Um vernünftig wirtschaften zu können, müsste ein Kasten Bier eines mittelständischen Handwerks-Betriebs zwischen 25 und 30 Euro kosten.“ Müssen Verbraucher also zukünftig mit Bierkistenpreisen von über einem Euro pro Flasche leben?

Axel Stauder, Mit-Geschäftsführer der Stauder-Brauerei in Essen, gibt Schneider in der Grundkritik recht. „Das Bier ist in Deutschland in der Tat besonders billig. Das macht es für die Hersteller und Händler schwer, auskömmliche Magen damit zu verdienen“, sagte er unserer Redaktion. Stauder führt die Essener Traditionsbrauerei seit 2005 zusammen mit seinem Cousin Thomas Stauder.

Und weiter: „Was früher das Waschmittel war, ist heute der Kasten Bier. Viele Biere werden vom Handel verramscht.“ Das führe dazu, dass die Verbraucher weniger markentreu seien – und viel mehr nach Angeboten kaufen würden. Die von Schneider ins Spiel gebrachten 25 bis 30 Euro pro Kiste sieht Stauder allerdings als nicht realistisch umsetzbar an. Der Biermarkt sei zu umkämpft, um solch hohen Preise durchzusetzen, sagte er.

Die beiden Essener Brauerei-Chefs Axel (li.) und Thomas Stauder.
Die beiden Essener Brauerei-Chefs Axel (li.) und Thomas Stauder. © Unbekannt | Stauder

Auch die Privatbrauerei Moritz Fiege aus Bochum sieht einen Gegensatz zwischen „dem hohen Aufwand im Brauprozess zu den gängigen Aktionspreisen von unter zehn Euro pro Kasten“. Am Ende lägen die Endverbraucherpreise jedoch beim Einzelhandel.

Das weiß auch Schneider. Der „Augsburger Allgemeinen“ sagte er: „Vier Konzerne bilden hierzulande ein Oligopl. So müssen sich Brauer Preisphantasien nach oben abschminken. Die Konzerne diktieren die Preise.“

Bier in Deutschland zu billig? Das sagt Veltins

Die Brauerei Veltins aus Meschede-Grevenstein sieht die Lage ähnlich: Pressesprecher Ulrich Biene sagte unserer Redaktion, die Kosten seien in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Viele Braubetriebe seien deshalb „an ihre wirtschaftliche Grenzen geraten“. Allerdings betont auch er: „Die Gestaltung des Endverbraucherpreises obliegt allein der Entscheidung des Händlers.“

Wenn Bierpreise von bis zu 30 Euro also unrealistisch sind, warum bringt der Präsident des Bayerischen Brauerbundes dann eine solche Zahl in Umlauf? „Es geht darum, Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren“, so Stauder - um eine Debatte über faire Preise, wie sie auch für andere Lebensmittel geführt wird.

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