NRW. Der Brauer-Bund warnt: Es gibt keinen fairen Bier-Preis. Geschäftsführer Holger Eichele kritisiert „die Macht der Handelskonzerne“.

30 Euro für einen Kasten Bier? Diese Zahl wirft Georg Schneider, Präsident des Bayerischen Brauerbundes, in die Diskussion – und trifft damit einen Nerv in der Branche. Brauereien aus dem Ruhrgebiet teilen seine Kritik: Die Dumping-Preise im Handel bedrohen die Brauereien.

Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, warnt vor einem „ruinösen Preiskampf“ und fordert ebenfalls ein Umdenken. Doch warum ist das Bier in Deutschland eigentlich so billig? Und welche Konsequenzen hat das für die Brauereien?

Wie steht der Deutsche Brauer-Bund zu den Aussagen Schneiders?

Die Preise im Handel werden von den Einzelhändlern festgelegt, nicht von den Brauereien. Seit Jahren kritisieren wir den ruinösen Preiskampf, den große Handelskonzerne zulasten der gesamten Lebensmittelwirtschaft führen. Hier werden Werte vernichtet. Es versteht doch kein Mensch, warum ein in Deutschland mit Handwerkskunst und besten Rohstoffen gebrautes Bier im Supermarkt billiger zu haben ist als ein simpler Softdrink?

Deutscher Brauer-Bund: Wertschätzung drückt sich im Preis aus

Also ist das Bier in Deutschland zu billig?

Die unverändert hohen Produktionskosten machen allen Brauereien zu schaffen. Immer mehr Betriebe geraten wirtschaftlich massiv unter Druck, die Zahl der Betriebsschließungen steigt. Nur können die Hersteller die Kostensteigerungen allenfalls zu einem kleinen Teil an den Lebensmittelhandel und damit die Kunden weitergeben, weil sie gegen die Macht der Handelskonzerne nicht ankommen.

Tatsache ist: Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern haben wir in Deutschland einen sehr niedrigen Bierpreis und keine wirklich auskömmliche wirtschaftliche Situation für die Brauereien. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die Wertschätzung für unser Produkt wieder deutlich zu erhöhen. Und Wertschätzung drückt sich eben auch im Preis aus.

Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes steht vor einer Wand.
Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. © DBB

 Wie hat sich der Bierabsatz in Deutschland in den vergangenen Jahren entwickelt? 

Der Bierkonsum ist seit mehreren Jahren rückläufig und am Pro-Kopf-Konsum ist abzulesen, dass immer weniger Bier getrunken wird. Grundsätzlich nimmt der Bierkonsum in vielen Ländern Europas seit Jahren ab. Hauptgründe sind die Alterung der Gesellschaft, die wachsende Vielfalt auf dem Getränkemarkt und der allgemeine Gesundheitstrend.

Deutschland bildet hier keine Ausnahme, wenn wir auch mit alkoholfreien Bieren so erfolgreich sind wie kein anderes Land in der EU. Deutschland ist und bleibt ein Land der Biertrinker. Mit 1500 Brauereien und fast 8000 Marken haben wir eine weltweit einmalige Biervielfalt.