Mülheim. Lange Zeit hat man eine große Fensterwand des Mülheimer Künstlers Heinrich Siepmann eingelagert. Jetzt wird sie in Teilen entsorgt. Die Gründe.

Sammlungen kennt man, von „Entsammlung“ haben viele sicher noch nicht gehört. Im Kulturausschuss stimmten die Mitglieder kürzlich einer „Entsammlung“ von Fensterelementen eines gläsernen Kunstwerks von Heinrich Siepmann zu. Warum? Und: Was ist damit gemeint?

Die Siepmann’sche Fensterwand befand sich einst im Lesesaal der früheren Stadtbibliothek. Sie besteht aus vierzig Feldern mit einer Gesamtfläche von rund 100 m². „Die Außenfenster sind aus Klarglas gefertigt, die innen liegenden Fenster sind mit einem Glasschliff sowie partiell mit Mattierungen versehen. Das innenliegende Fenster ist also das eigentliche Kunstwerk. Verschiedene geometrische Formen gestalten die Glasoberfläche“, heißt es in einer Beschreibung von Barbara Walter vom Kunstmuseum.

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Einige Säulen am Mülheimer Rathaus waren mit Reliefs von Ernst Rasch geschmückt, bevor der Trakt abgerissen wurde.
Einige Säulen am Mülheimer Rathaus waren mit Reliefs von Ernst Rasch geschmückt, bevor der Trakt abgerissen wurde. © Unbekannt | Kunstmuseum Mülheim

Mülheimer Stadtbücherei zog zum Synagogenplatz

Als das Bücherei-Gebäude im Rahmen der Rathaussanierung abgerissen wurde und die Bibliothek an den Synagogenplatz verlagert wurde, beschloss man, die Fensterelemente erstmal einzulagern. „Die Fensterwand befindet sich seither in der Alten Stadtgärtnerei – ebenso wie mehrere Säulenreliefs von Ernst Rasche, die den ehemaligen Westflügel des Rathauses zierten“, erläutert Kulturbetriebsleiter Frank Baudy.

Aufgrund der Größe der Fensterwand sei eine Installation in ein bestehendes Gebäude nicht möglich. Geprüft und von Landesämtern verworfen wurde seinerzeit der Plan, das Fenster im Neubau der Hochschule Ruhr West unterzubringen. Nun ist ein weiteres Problem dazugekommen: Der Rat der Stadt hat beschlossen, das Grundstück der ehemaligen Stadtgärtnerei für den Bau einer Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Die eingelagerte Kunst muss also weg.

Mülheimer Kunst geht ans Glasmalereimuseum Linnich

Der Vorschlag der Verwaltung, dem die Politik zustimmte, lautet: Drei zusammenhängende Fensterelemente werden an das Glasmalereimuseum in Linnich gegeben, drei weitere im Depot des Kunstmuseums verwahrt. Der Rest der Fensterelemente soll „entsammelt“, also nicht mehr für die Nachwelt aufbewahrt werden. „Das alles ist natürlich auch mit den Rechtsnachfolgern von Heinrich Siepmann abgesprochen worden“, so Baudy.

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In der Stadtgärtnerei sind laut Kulturbetriebschef auch Säulenreliefs von Ernst Rasche gelagert, die er einst für acht Säulen am Westtrakt des Rathauses (ebenfalls abgerissen) geschaffen hat. Jede Säule wurde mit vier kunstvoll gestalteten Muschelkalkplatten verkleidet. Was damit geschieht, ist offen. Auch der schöne Neele-Brunnen, der vor der ehemaligen Stadtbücherei stand, schläft noch den Dornröschenschlaf in der Stadtgärtnerei. Der Plan der Verwaltung: Sollte das nächste Baufeld von Ruhrbania gestaltet werden, könnte man ihn dort an exponierter Stelle unterbringen.