Oberhausen. Ab 17 Uhr ist die Tür am Haupthaus des Louise-Schroeder-Heims in Oberhausen geschlossen. Besucher müssen vor der Tür warten. Bewohner sind sauer.

Hans-Peter Guntermann weiß sich keinen Rat mehr. Verzweifelt wendet sich der 78-Jährige an diese Redaktion. Guntermann sitzt im Rollstuhl und lebt im Louise-Schroeder-Heim in Oberhausen-Osterfeld. Viele Jahre lang hat er sich dort als Beiratsmitglied für die Interessen der Seniorinnen und Senioren stark gemacht. „Bis es zu Differenzen gekommen ist.“

Mehrfach hatte sich der damalige Beirat beklagt, von der neuen Heimleiterin in seiner Arbeit behindert worden zu sein. Im Januar 2022 hatte der Konflikt seinen traurigen Höhepunkt erreicht: Der Beirat trat geschlossen zurück. Auch im aktuellen Fall sieht Guntermann die Heimleitung in der Verantwortung. Denn diese habe die Öffnungszeiten der Pforte im Haupthaus in der Woche nach Ostern unangekündigt auf 17 Uhr verkürzt.

„Bevor die Heimleitung wechselte, war die Eingangshalle bei uns stets von 8 Uhr bis 19 Uhr mit einem Pförtner besetzt“, erzählt Guntermann. Die neue Einrichtungsleitung habe diese Zeiten aber schnell auf 8 bis 18 Uhr verkürzt. „Damit konnten wir uns ja noch abfinden“, sagt der Senior. „Doch insbesondere an den Feiertagen, zuletzt auch in der Woche nach Ostern, ist es in unserem Haus ohne jede weitere Absprache zu weiteren Einschränkungen gekommen.“ Besucher hätten bereits ab 17 Uhr lange vor der verschlossenen Tür warten müssen, bis sie endlich zu ihren Familienangehörigen konnten.

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Auch im Vorfeld sei es immer wieder unvermittelt zu verkürzten Pforten-Zeiten gekommen. Mit diesen Folgen: „Der Apothekenlieferdienst bringt Medikamente in der Regel zwischen 17 und 18 Uhr, da die Pforte dann häufig nicht mehr besetzt war, kamen die Lieferanten oft gar nicht mehr ins Haus.“ Auf lange Wartezeiten habe sich auch der ein oder andere Krankenwagen einstellen müssen.

Nur eine Pflegefachkraft war im Einsatz

Hans-Peter Guntermann erklärt: „Auf meiner Station war um Ostern herum nur eine Pflegefachkraft im Einsatz.“ Duschte diese gerade einen Bewohner ab oder verabreichte Medikamente wie Insulin, hätte sie diesen Vorgang nicht einfach unterbrechen dürfen. „Dann muss jeder, der unten steht, eben warten.“ Das gelte auch für Krankenwagen. Umgekehrt bleibe die Station unbeaufsichtigt, während die Mitarbeiterin endlich zur Haustür eile. „Was, wenn es dann zu einem Notfall kommt?“

Das Louise-Schroeder-Heim gehört zu den Alteneinrichtungen der Stadt Oberhausen (ASO). Auf unsere Nachfrage heißt es von Stadtsprecher Uwe Spee: Für die Öffnungszeiten der Pforten sei allein die jeweilige Einrichtungsleitung zuständig. „Unter Berücksichtigung der entfallenen Corona-Zugangsbeschränkungen aber hat die ASO sich bei den Pforten-Öffnungszeiten bis 17 Uhr an den Besucherströmen orientiert.“

Die Türklingel wird auf das Diensttelefon umgeleitet

Ab 17 Uhr werde das Telefon an der Pforte sowie die Türklingel auf das Diensttelefon im Wohnbereich umgeleitet, das eine Pflegekraft stets bei sich trage. Meldungen über einen verzögerten Zugang des Rettungsdienstes zum Haus lägen der ASO-Geschäftsleitung nicht vor. Die Sicherheit der Senioren bleibe immer gewährleistet, auch wenn sich eine Pflegekraft kurz von der Station entferne. „Denn auch die Notrufklingel der Bewohner wird sofort mit Angabe der Zimmernummer auf das Diensthandy weitergeleitet.“ In Qualitätsprüfungen durch den Medizinischen Dienst und die Oberhausener WTG-Behörde (frühere Heimaufsicht) würden regelmäßig die Reaktionszeiten ab Auslösen des Notrufs bis zum Erscheinen einer Pflegekraft kontrolliert. „Dies wurde nie beanstandet.“

Komme es vorübergehend durch erkranktes Personal in einem der Wohnbereiche zu einer Unterbesetzung, würden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der anderen Wohnbereiche dort helfen. Alle Beschäftigten würden regelmäßig in Erste-Hilfe-Maßnahmen geschult. „Ein Verlassen des Hauses bleibt auch nach dem Dienstende des Pförtners jederzeit möglich“, versichert Spee. Dies sei schon aus Brandschutzgründen wichtig.

Hans-Peter Guntermann kann diese Antwort der Stadt nur teilweise nachvollziehen. Er wundert sich: „Die Pforten-Zeiten sollen den Besucherströmen angepasst gewesen sein? Und dann macht die Heimleitung die Tür ausgerechnet an Ostern und in der Nach-Osterwoche schon ab 17 Uhr dicht?“ Die meisten Angehörigen seien doch berufstätig und hätten erst am späten Nachmittag die Gelegenheit zu kommen. „Diese Öffnungszeit ist unglaublich Bewohner- und Besucher-unfreundlich!“

Selbst wenn die Sicherheit der betreuten Senioren gewährleistet sei, wenn die Pflegekraft zur Haustür eile, bleibe doch diese Tatsache: „Der Druck auf die Pflegekräfte ist enorm!“ Sie wären immer wieder alleine für eine Station zuständig und müssten oft nicht nur einmal zur Tür rennen, sondern mehr als zehn Mal – „dass dies zulasten ihrer normalen Arbeit geht, sieht doch ein Blinder mit Krückstock“. Was den Rentner ebenfalls ärgert: „Die Stadt geht in ihrer Antwort mit keiner Silbe auf den Apothekenlieferdienst ein.“

Dafür meldet sich zu diesem Thema Gabriele de Witt, Apothekerin der Gilden-Apotheke, zu Wort: „Als beliefernde Apotheke des Louise-Schroeder-Heims müssen wir der Darstellung bezüglich der Belieferung mit Arzneimitteln in allen Punkten widersprechen.“ Niemals sei die medikamentöse Versorgung der Heimbewohner durch die Öffnungszeiten der Pforte behindert gewesen. Während der Pandemie seien die Lieferungen zum Schutz der Bewohner vor unnötigem Fremdkontakt im Eingangsbereich an den jeweiligen diensthabenden examinierten Mitarbeiter ausgehändigt worden. Inzwischen würden die Medikamente wieder im Dienstzimmer des Wohnbereichs übergeben. „Die Anlieferung ist dank einer Nachtklingel 24 Stunden am Tag möglich – auch bei spontanen Medikationsänderungen oder kurzfristigem Bedarf.“