Mülheim. Endlich Krönung! Ob Charles ihrer Nation ein guter König sein wird, dazu haben Mülheims Britinnen eine klare Meinung – und auch über Camilla.
In Großbritannien bricht eine neue Ära an und ein Stück weit auch in Mülheim: Für Britinnen, die seit Jahrzehnten in der Ruhrstadt leben, aber ihre Wurzeln, die im Königreich liegen, nie vergessen haben. Sie blicken am 6. Mai gebannt nach London: Dann wird Charles III. gekrönt.
Nun endlich, nach Jahrzehnten in der zweiten Reihe ist es so weit: Charles besteigt den britischen Thron – dabei füllt er die Rolle des Monarchen doch längst aus, seit dem Tod seiner Mutter Queen Elizabeth II. im September 2022. „Die Nation sollte genügend Zeit haben, um zu trauern. Jetzt kann wieder eine happy Atmosphäre herrschen“, erklärt Cheryl Meller, geboren und aufgewachsen in Wales.
Nach der Trauer um ihre Queen blicken Mülheimer Britinnen nun auf Charles
Und getrauert, das haben die Mülheimer Britinnen um ihre Queen, um „Her Majesty“. Die Königin bestieg den Thron, als sie noch kleine Mädchen waren. Cheryl Meller wurde im gleichen Jahr geboren wie König Charles III., 1948. Barbara Mila, die heute in Speldorf lebt, war zwei Jahre alt, als Elizabeth gekrönt wurde. Jetzt, wenige Tage vor der Krönung des Thronfolgers, hat Cheryl Meller ihre Wohnung in Sichtweite des ehemaligen Kasernengeländes schon königlich geschmückt: Blau, weiß, rot wohin das Auge reicht, der Union Jack weht überall.
„Wir sind froh, dass wir in Rente sind, und er fängt jetzt erst richtig an“, ulkt Cheryl Meller, die genau wie ihre Freundin Barbara Mila für das britische Militär in der Mülheimer Kaserne, den Wrexham Barracks, tätig war. Dabei ist die Waliserin überzeugt, dass Charles auch bislang nicht untätig war, ganz im Gegenteil: „Er macht seit zig Jahren schon das, wodurch Greta Thunberg populär geworden ist – sich für Umweltschutz einsetzen“. Von daher traut Chery Meller dem Thronfolger durchaus zu, ein guter Monarch für ihr „Mutterland“ zu sein: „Er wird ein moderner König sein. Mit seinen Auftritten bislang hat er uns schon überrascht.“
Bei Aldi in England gibt es ein großes Sortiment zur Krönung, berichtet Mülheimerin
So denkt auch Susan Pilling-Wilké: „Erst ist er dafür belächelt worden, dass er mit Pflanzen spricht, aber heute ist sein Engagement für die Umwelt anerkannt. Das ist etwas, was auch junge Leute gut finden.“ Und dass er die jüngeren Generationen für sich, fürs Königshaus gewinnen muss, steht für die 70-Jährige außer Frage, wenn es um ein Ziel geht: „Er muss gucken, wie er die Nation zusammenhält.“ Denn deutlich sei zu spüren, dass der Brexit Schaden angerichtet hat, einen Keil in die Gesellschaft treibt. „Die Leute in England sprechen nicht gerne darüber“, bemerkt Pilling-Wilké. Das Königshaus hingegen: stets ein ergiebiges Thema für Small Talk.

Die Mülheimerin ist zurzeit bei ihrer Familie in der Nähe von Manchester zu Besuch und hat hautnah mitbekommen, wie sich das Land auf die Krönung vorbereitet. Am Telefon berichtet sie: „Erst war kaum etwas zu merken, typisch britisch – da war gar keine Stimmung.“ Aber inzwischen seien die Straßen geschmückt, im Fernsehen verfolge sie, dass wieder Heerscharen von Royal-Fans in London am Straßenrand campieren und „bei Aldi gibt es etwa 20 Produkte zur Krönung von Keksen bis zur Pizza“. Gemeinsam mit ihrer Familie wird Susan Pilling-Wilké die Krönung zu Hause am Fernseher verfolgen, das Haus wird dazu bunt geschmückt: „Es ist ein Jahrhundertereignis.“
Mülheimerin verfolgt gespannt den Deutschlandbesuch von Charles und Camilla
Dass Charles seine Rolle gut ausfüllt, findet auch Barbara Mila. Als sie in der britischen Kaserne zwischen Zeppelinstraße und Steinknappen gearbeitet hat, sei die Queen stets präsent gewesen, hingen viele Bilder der Königin an den Wänden, es wurde geprostet: ,Cheers to the Queen’.“ Dass sie nun in der britischen Nationalhymne „God Save the King“ singen muss, gehe zunächst noch schwer über die Lippen. Gleichwohl findet sie Charles eines Königs würdig, das hat die Mülheimerin erst kürzlich beobachtet, als der neue Monarch und seine Camilla auf Deutschlandbesuch waren.

„Er war dabei so locker, seine Rede war teils auf Deutsch, dabei war er humorvoll, aber auch ernst.“ Charles Herangehensweise an seine Aufgabe, bei der er manche Dinge anders anpacke als seine Mutter, etwa sparsamer sein will, gefällt Barbara Mila: „Man muss ja mit der Zeit gehen, auch als König.“
Britinnen in Mülheim: „Harry ist ein Makel! Gut, dass Meghan nicht kommt“
Ein wirklicher Generationswechsel aber stehe dem britischen Königshaus wohl erst bevor, wenn William den Thron besteigt, schätzen die Britinnen. Doch bis es so weit ist, wünschen sie ihm und Kate noch eine möglichst lange Zeit als Familie. Apropos Familie: Dass Meghan nicht zur Krönung kommt, finden die Mülheimer Britinnen richtig. „Harry ist ein Makel“, urteilt Cheryl Meller. Und Barbara Mila ist erleichtert: „Ich bin froh, dass Meghan nicht kommt.“
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Gleichwohl sei es doch traurig für den kleinen Archie, dass er nicht an der Krönung seines Großvaters teilnehmen dürfe, die zumal genau auf seinen Geburtstag fällt. „Archie ist der große Verlierer“, findet Cheryl Meller, „der hätte als Vierjähriger doch schon Erinnerungen an diesen besonderen Tag.“
Die Krönung erleben die Mülheimerinnen gekleidet in Nationalfarben und mit Hut
Camilla hingegen sei inzwischen mehr als akzeptiert – wenngleich Diana ihr Star war, wie Cheryl Meller betont: „Ich komme aus Wales, sie war meine Prinzessin.“ Auch davon zeugt manche Deko in ihrer Wohnung. „Ich war immer für Camilla“, schwärmt indes Barbara Mila, die der künftigen Königin sogar schon einmal bei einer Veranstaltung die Hand geschüttelt hat. „Sie geht auf die Leute zu und hat Charisma.“ Und auch Cheryl Meller ist überzeugt: „Camilla gibt Charles Kraft – genau das, was er jetzt braucht. Hoffentlich bleibt sie ihm noch lange erhalten – und uns.“ Schließlich gebe das Königshaus der britischen Nation, ihrer Heimat, Kontinuität und Stabilität.
Gemeinsam werden die beiden Freundinnen die Zeremonie mit weiteren Bekannten am Fernseher verfolgen, mit britischen Häppchen und gekleidet in den Nationalfarben – natürlich darf auch ein Hut nicht fehlen. Aus Holthausen wird dann erklingen: „God save the King“.