Oberhausen. Star-Keyboarder Martin Gerschwitz erzählt am 3. Oktober auf Zeche Alstaden aus seinem bewegten Leben: schön mit Selbstironie und nie geschwätzig.

Würde er etwas Handfestes produzieren, könnte man den vor 69 Jahren in Solingen geborenen Martin Gerschwitz doch glatt als „hidden champion“ bezeichnen. Doch während man dem in allen Ehren Verwitterten den Beruf des Rockers sofort ansieht, muss man nach seinen Meriten als Keyboarder diverser US-Bands schon etwas suchen.

Stimmungsvoll auch als literarischer Ort: Die Zeche Alstaden an der Solbadstraße – gleich nebenan ist der Sitz des Assoverlags.
Stimmungsvoll auch als literarischer Ort: Die Zeche Alstaden an der Solbadstraße – gleich nebenan ist der Sitz des Assoverlags. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Weitaus vergnüglicher ist es freilich, sich von ihm selbst seine imposante Lebensgeschichte erzählen zu lassen, wie sich gerade erst bei Iris Goorissens feiner Reihe „Lesart“ auf der nun endlich mit einer ordentlichen Lichtanlage versehenen Bühne des Gdanska zeigte. Wo Martin Gerschwitz zum Auftakt mit einer gelassen swingenden Modern-Jazz-Nummer am Flügel bewies, das er auch ohne elektronische Keyboard-Burgen und brachiale Rock-Attitüde ein veritabler Tastenkünstler ist.

Wer danach dachte, nun folge eine schlichte Lesung aus seiner Autobiografie „I only look loud: Leben auf und hinter der Bühne“, der wurde von dem nach gut 35 Jahren in den USA mit spürbarem Akzent parlierenden Rockstar grandios enttäuscht. Sprach der doch frisch und frei zunächst über seine große, hochmusikalische Familie.

Mit „Monty Python“-mäßigen Humor

Nur so viel: Seine Mutter sei, nachdem ihr „die erste Tochter flöten ging“, Flötenlehrerin mit im Laufe der Jahre über 10.000 Schülern geworden. „Das musste einfach so gesagt werden“, grinste Gerschwitz, der sich selbst einen „Monty Python“-mäßigen Humor bescheinigt, um dann mit einem schrägen Erlebnis aufzuwarten. Im tiefsten Oregon habe ihn mal jemand gefragt: „Heißt Ihre Mutter Ursula?“ Seine Antwort: Ja, wieso? – „Bei der habe ich Flötenunterricht gehabt.“

Äußerst amüsant, wie der Keyboarder den Bogen von seinen Anfängen Mitte der 1970er Jahre bei Howard Carpendale bis zu den großen Zeiten in Amerika an der Seite solcher Stars wie Bon Jovi, Meat Loaf und Eric Burdon spannte. Stets gewitzt mit schöner Selbstironie, nie geschwätzig und vor allen Dingen selbst bei unschönen Ereignissen diskret, wo manch andere Rocker genüsslich in die Vollen griffen.

Merke „He only looks loud“ – denn tatsächlich ist Martin Gerschwitz ein nobler Feingeist, wovon man sich am Sonntag, 3. Oktober, in der Zeche Alstaden, Solbadstraße 53, selbst überzeugen kann. Um 18 Uhr greift er erst in die Tasten, vermutlich am Keyboard, um dann vom nicht immer lustigen Tournee-Leben – etwa mit Iron Butterfly – zu erzählen.

Der Eintritt kostet bescheidene 6 Euro, eine Anmeldung ist erforderlich per Mail an info@foerderverein-zeche-alstaden.de