Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Jugendrat hat einen neuen Vorstand. Wie die Arbeit des politischen Gremiums aussieht und was die Ziele sind.
Sie mussten ein wenig improvisieren. Die Wahl zum Jugendrat hätte eigentlich im Frühling 2020 stattfinden sollen, organisiert über die Schulen im gesamten Gelsenkirchener Stadtgebiet. Rund 18.000 wahlberechtigte Schülerinnen und Schüler hätten so erreicht werden sollen. Aber dann: kam das Coronavirus. Es wurde auf eine Briefwahl umgestellt und die ist nun abgeschlossen, alle Stimmen sind ausgezählt – Jannis Averdung (13) sowie Emily Verhey (15) stehen als neue Vorsitzende des Jugendrats fest.
Der Jugendrat: Das ist ein politisches Gremium, das die Interessen von Kindern und Jugendlichen vertritt, wie Averdung erklärt: „Wir beschäftigen uns mit der Frage, was wir für uns verbessern können.“ Insgesamt 50 Abgeordnete sitzen in dem Rat, die Altersspanne reicht von elf bis 18 Jahren. Die Kinder und Jugendlichen kommen aus den verschiedenen Gelsenkirchener Stadtbezirken. Verhey, die auf die Gesamtschule Erle geht, ist dem Bezirk Ost zugeteilt. Averdung kommt aus Buer, geht auf das Leibniz-Gymnasium und gehört dem Bezirk Nord an.
So setzt sich der Gelsenkirchener Jugendrat zusammen
Jedes Mitglied kann sich in Arbeitsgemeinschaften engagieren, die zum Beispiel ‘Umwelt’ oder ‘ÖPNV’ heißen. Averdung und Verhey organisieren die regelmäßigen Online-Treffen und übernehmen die Kommunikation zwischen den Ratsmitgliedern. Etwa eine Stunde widme sie täglich dem Jugendrat, erzählt Verhey.
Das könne neben anderen Hobbys und der Schule, auch die findet bekanntlich gerade online statt, schon anstrengend sein. Averdung, Verhey und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter nehmen das Ehrenamt aber gerne wahr. „Ich mag es, neue Leute kennenzulernen und zu organisieren. Deshalb fand ich die Idee des Jugendrates sehr interessant“, sagt Averdung. „Ich finde es gut, dass ich mich einsetzen und etwas verändern kann.“
Dies passiert nicht nur in Arbeitsgemeinschaften und während der Sitzungen, sondern auch ganz konkret vor Ort. Averdung wurde vor kurzem vom Bezirksbürgermeister Nord, Dominic Schneider, gefragt, welche Spielplätze in dem Gebiet umgebaut werden sollten. Der 13-Jährige konnte Vorschläge einholen und sie vortragen. Ohnehin verlaufe der Austausch zu anderen politischen Gremien und Amtsträgern unkompliziert – und das beidseitig: Politiker kommen auf den Jugendrat zu und andersherum.
Arbeit des Jugendrates stärkt das demokratische Verständnis
Dadurch werde das demokratische Verständnis der Jugendlichen geschärft. Armin Bembennek – Leiter beim Team Jugendförderung der Stadt Gelsenkirchen, zu dem die Servicestelle Jugendrat gehört, die mit Kinderbeauftragten und der Leitung den Jugendrat organisieren – erklärt: „Je früher du anfängst, desto eher hast du die Chance, junge Menschen von Politik zu begeistern. Doch wir fragen uns auch, wie man diejenigen erreichen kann, die bislang noch nicht dabei sind.“ Musterrezepte dafür gebe es nicht, Ideen hingegen schon.
Die Aufgaben vom Team Jugendförderung
Das Team Jugendförderung gehört zum Referat Kinder, Jugend und Familien. Es beschäftigt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in städtischen Jugendzentren und Bau-/Abenteuerspielplätzen im Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Zudem arbeiten die dezentralen Kinderbeauftragten für die Stadtbezirke sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Servicestelle Jugendrat und der Verwaltung für das Team. Armin Bembennek führt als Teamleiter die Fäden der städtischen Jugendförderung und der Arbeit von freien Trägern zusammen. „Mir gefällt das sehr“, sagt er. „In einer Stadt wie Gelsenkirchen ist das aber eine große Aufgabe.“
Die Arbeitsgemeinschaften des Jugendrates sind offen und kooperieren mit anderen Organisationen und Vereinen, zum Beispiel beim Themenkomplex Umweltschutz. Interessierte können zudem an den Ratssitzungen teilnehmen, auch wenn sie gar nicht gewählt worden sind.
„Bei Kindern funktioniert politische Arbeit anders als bei älteren Jugendlichen. Sie muss pädagogisch anders begleitet werden“, so Alexander Janßen (33). Er begleitet den Jugendrat für das Team Jugendförderung und sagt: „Die Kinder und Jugendliche lernen hier politische Partizipation durchs Mitmachen und Gestalten.“ Die Tätigkeit des Jugendrates lasse sich nicht eins zu eins mit abstrakter parteipolitischer Arbeit vergleichen.
Wie sich für Emily Verhey ein Traum erfüllt hat
Aber es gibt eben viele Parallelen: Die Abgeordneten können ihre eigenen Wünsche vortragen, sich austauschen und einbringen. So hat Averdung letztens eine Online-Austauschplattform erstellt, die die Kommunikation unter den Ratsmitgliedern erleichtert, während Verhey sich zurzeit mit der Frage beschäftigt, wie die AGs ihre Vorhaben besser umsetzen können.
Für die 15-Jährige, die schon in der vergangenen Wahlperiode in den Jugendrat gewählt worden ist, hat sich übrigens ein echter Traum erfüllt: Vorsitzende zu werden, das sei schon immer ihr großes Ziel gewesen. Zwei Jahre lang wird sie das Amt gemeinsam mit Averdung ausfüllen.
Passende Pläne für die Zeit danach, in ein paar Jahren wird Verhey zu alt für den Jugendrat sein, hat sie schon parat: „Ich plane, nach dem Abitur Politikwissenschaft zu studieren. Ich will mein Hobby zum Beruf machen und in die Politik gehen.“ Darauf dürfte die Gelsenkirchenerin bestens vorbereitet sein.
Wer Interesse hat, beim Jugendrat mitzumachen, kann sich eine Mail an jugendrat@gelsenkirchen.de schreiben.
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