Oberhausen. Das Tanzstück „Bad Mothers“ erwies sich als banal und handlungsarm. Eine eigenartige Premiere in der Buschhausener Probebühne des Theaters.

Wussten Sie schon, was seit letzten Freitag einen korsischen Käse mit dem Theater Oberhausen verbindet? Dieses berühmte Zitat des französischen Schriftstellers René Goscinny, dem wir den kleinen Nick und den famosen Asterix verdanken: „Ein Schiff kommt an, drei Typen hüpfen ins Wasser, das Schiff ist leer, es explodiert, und andere Typen retten sich an Land.“ Eine tolle Story, sollte man meinen, der jedoch ein verblüffendes Fazit folgt: „Ganz banal, das alles! Da lohnt sich nicht mal ein Bericht.“

Könnte gut auch auf das weitaus handlungsärmere Tanzstück „Bad Mothers“ der aus Tel Aviv stammenden Kölner Choreographin Reut Shemesh gemünzt sein, dessen Premiere gleichzeitig jene der Buschhausener „Probebühne 2“ als Aushilfsspielstätte des Theaters war. Dabei hatte im Vorfeld ihr Dramaturg Raban Witt noch düster geraunt, das Publikum erlebe „Mutterschaft als Horrortrip“. Wenn’s denn wenigstens dazu gereicht hätte!

Schräge Maskerade in karger Kulisse

Doch statt in wohligem Gruseln aalte man sich gut eine Stunde in gähnender Langeweile vor der kargen Kulisse einer mehreckigen Wand, der allein eine Tür im Hintergrund sowie ein Fensterloch minimale Konturen gaben. Davor ein Baumgerippe und unterm Dach der zum Theater hergerichteten nüchternen Industriehalle obendrein ein Ballon, der als „Mond von Wanne-Eickel“ gute Miene zum nicht einmal bösen Spiel machte.

Das begann nach kurzen Licht- und Soundspielereien eigentlich versprechend mit dem Absingen einer „Bad Mothers-Hymne“, wo eine schräg maskierte Solistin auf Englisch knapp hundert Attribute wie „gut“, „erfolgreich“ etc. pp. den Müttern zusprach. Hätte klanglich spannend werden können, doch kaum spürte man so etwas wie Gospel-Groove, wurde der prompt von exaltierter Stimmführung konterkariert.

Stöhnen, Ächzen, Geschrei

Was folgte, war ein steter Auftrittswechsel zweier Gruppen: dreier Grazien mit Babybauch-Imitat in metallischer Verpackung, die im Laufe des Geschehens schwer symbolisch stöhnten, ächzten und schrien auf Teufel komm raus. Und fünf Menschen in weißem Bademeister-Outfit, die vor und nach angedeuteten Kopulations- sowie sonstigen Turnübungen oft derart martialisch stampften, dass die Bühne heftigst bebte. Nur, der legendäre Kriegstanz Haka des neuseeländischen Rugby-Teams „All Blacks“ ist ganz große Kunst dagegen.

Was man von Reut Shemeshs eigenartigem Tanzstück kaum behaupten kann. Obwohl es zahlreiche visuelle Momente bietet, die als fotografische Einzelbilder durchaus nachhaltigen Eindruck hinterlassen würden, durch die Bewegungsabläufe sowie penetrante Repetition gleicher Handlungsmuster aber zusehends verblassten. Was selbst für den grotesken Aufzug von fünf mit überdimensionalen Köpfen versehenen Babys nach mit dramatisch blutrotem Licht signalisierter Geburt samt Heulen ohne Zähneklappern gilt – das „bad“ im Titel hat leider mehr als nur den Ruch von Wahrheit. Schließlich endenwollender Beifall trotz einiger Claqueure im passablen Ausweichquartier des Theaters.

Stünde „Bad Mothers“ nicht noch mit elf weiteren Terminen auf dem Spielplan, wäre nun Harry Rowohlt zu zitieren: „Ich rate ab!“ Stattdessen gibt es eine Empfehlung für alle, die sich eine Stunde in ihrem Muttersein selbstbestätigen, gepflegt langweilen oder aber niveauvoll ärgern wollen. Und dabei an Marlene Dietrich denken dürfen: „Man findet alles so banal.“ Anschließend Wein mit Käse rettet den angebrochenen Abend – es muss ja kein korsischer sein.

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