Mülheim. Das Kollektiv Anna Kpok zeigt im Ringlokschuppen die interaktive Theaterinstallation „Umgeben von Dingen“. Viele Menschen haben daran mitgewirkt.

Hinter Gegenständen können spannende Geschichten stecken. Diese Erkenntnis hat das Theaterkollektiv Anna Kpok zum Ausgangspunkt seines neuen Stückes gemacht. Die Uraufführung der interaktiven Theaterinstallation „Umgeben von Dingen“ ist am kommenden Wochenende im Ringlokschuppen zu sehen.

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„Wir haben im Frühjahr 2021 einen Aufruf gestartet. Menschen sollten uns Dinge und ihre Geschichte dazu zuschicken“, berichtet Klaas Werner von der in Mülheim seit 2010 gut bekannten Theatertruppe. Rund 70 Sachen kamen zusammen – von Ohrringen, über eine Pfeife oder einen Fellhandschuh bis hin zum Motorradhelm. Dazu gab es häufig sehr persönliche Berichte. Ein Beispiel: Eine junge Frau sandte einen Kochlöffel ein. Er habe ihrer Großmutter gehört, die auf dem Dorf gelebt habe und gut kochen konnte. „Ich bin eigentlich Vegetarierin, bei Oma habe ich aber immer auch das Fleisch mitgegessen“, schrieb sie.

Performer erzählen auch mit Schattenspiel

Eine Biene als Schlüsselanhänger zählt zu den Gegenständen, die für das Stück eingeschickt wurden. Uraufführung ist am Freitag in Mülheim. 
Eine Biene als Schlüsselanhänger zählt zu den Gegenständen, die für das Stück eingeschickt wurden. Uraufführung ist am Freitag in Mülheim.  © Unbekannt | Ringlokschuppen

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Anna Kpok – vor allem aber die drei Performer Kathrin Ebmeier, Marco Gonzalez Avello und Edit Nana Voges Tchuinang – haben sich zu den eingeschickten Dingen ihre Gedanken gemacht. In drei Räumen erzählen sie das, was berichtet wurde, auf ihre Weise – mit dem gesprochenen Wort, aber vor allem auch mit Gestik und Mimik, Tanz, Schattenspiel, Fotografie oder Geräuschen. In einem vierten Raum können sich die Besucher Videos mit den unbearbeiteten Texten der Einsender anhören/ansehen.

Jeder Zuschauer baut sich seinen Theaterabend selbst zusammen. Er/sie kann um die vier Räume herum laufen und die von der Decke herabhängenden Netze inspizieren, in denen sich die gesammelten Gegenstände befinden. „Man kann sie herausnehmen, anschauen und – wenn man will – einem der Performer geben, der dann seine Interpretation der Geschichte liefert“, erklärt Klaas Werner. Außerdem erhalte jeder Besucher einen Kopfhörer mit drei Kanälen, so dass er selber steuern könne, was er – wann und wo – hören möchte.

Jazzmusik in der Bar „Chez Anna“ lauschen

Wer mal verschnaufen möchte, kann sich im Foyer in die Bar „Chez Anna“ setzen, der Jazzmusik des Pianisten Gábor Bodolay lauschen, einen Cocktail von Jascha Sommer genießen und sich mit anderen Zuschauern unterhalten – etwa über weitere Gegenstände, die diese von daheim mitgebracht haben und die am Ende zum Fundus beigesteuert werden können.

Stand-up-Comedy am Samstag

Der Comedian Moritz Neumeier ist mit Stand Up & Comedy am Samstag, 13. November, um 20 Uhr im Ringlokschuppen zu Gast.Sein Programm „Am Ende is’ eh egal“ streift aktuelle Themen wie „Nazis im Bundestag, Klimawandel, Seuchen, Rassismus“, es geht aber auch um „Nichtigkeiten des Alltags“. Eintritt: VVK 22 Euro. Auf: ringlokschuppen.ruhr.

Auf die Idee zum Stück kamen die Mitglieder des 2008 in Bochum gegründeten Theaterkollektivs schon vor zweieinhalb Jahren, mit der Umsetzung begannen sie vor rund einem Jahr. Der Dramaturgie des Abends liegt der Text „Die Tragetaschentheorie“ von Ursula K. Le Guin zugrunde. „Sie stellt fest, dass es in der klassischen Literatur meist Heldenerzählungen gibt, sie selbst solche Geschichten aber nicht erzählen möchte. Auch wir möchten etwas anderes erzählen, rücken das scheinbar Nebensächliche in den Fokus – und erforschen, was hinter banalen Dingen steckt“, sagt Klaas Werner.

Die Premiere am Freitag, 12. November, ist bereits ausverkauft. Noch Karten gibt es für Samstag, 14. November, um 19 Uhr über ringlokschuppen.ruhr.