Mülheim. Mit „Jeeps“ von Nora Abdel-Maksoud starten die 47. Mülheimer Theatertage. Die Münchner Kammerspiele zeigen das Stück. Es wird schräg und lustig.

Wie wäre es, wenn Erben per Los ermittelt würden? Mit einer schräg anmutenden, aber durchaus nicht ungerechtfertigten Frage starten die 47. Mülheimer Theatertage 2022 am Samstag, 7. Mai, um 19.30 Uhr in der Stadthalle. Um 18.30 Uhr findet die offizielle Eröffnung mit prominenten Gästen statt.

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Die Autorin Nora Abdel-Maksoud ist das erste Mal bei den „Stücken“ nominiert. Mit ihrer rasanten Komödie „Jeeps“ steht sie im Wettbewerb der besten deutschsprachigen Werke, die im letzten Jahr geschrieben und uraufgeführt wurden. Der Titel bezieht sich auf den Jeep (das Auto) als ein Statussymbol. Worum geht es in dem jüngsten Werk der Dramatikerin genau?

Mülheimer Theatertage: Stück nimmt die Verteilungsdebatte ins Visier

Szene aus dem Stück „Jeeps“ von Nora Abdel-Maksoud. Es ist bei den Theatertagen in Mülheim zu sehen.
Szene aus dem Stück „Jeeps“ von Nora Abdel-Maksoud. Es ist bei den Theatertagen in Mülheim zu sehen. © Unbekannt | Foto: Armin Smailovic

In Deutschland werden bis zu 400 Milliarden Euro im Jahr vererbt. Was wäre, wenn dieses Geld radikal umverteilt würde? Nora Abdel-Maksoud katapultiert in ihrem Text vier Figuren in das Szenario einer Erbrechtsreform: Das Jobcenter verwaltet nun auch Vermögen und verlost Erbschaften. Auf den Fluren warten Arbeitssuchende und Möchtegern-Erben, denen (fast) jedes Mittel recht ist, um doch irgendwie an die Vermögen ihrer Vorfahren zu gelangen. Das Stück nimmt zwei Extreme der gesellschaftlichen Verteilungsdebatte gleichzeitig ins Visier: Wie viel Geld sichert die Existenz? Und wer gibt wann etwas ab?

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Zu Gast ist in Mülheim die Uraufführung der Münchner Kammerspiele, inszeniert wurde die Produktion von der Autorin selbst. „Mit bissiger Zuspitzung, schwarzem Humor und Präzision seziert sie das Denken und Handeln auf Basis von Kontoständen, Testamentseröffnungen und gefühlten Bedrohungen“, heißt es in der Ankündigung der Mülheimer Theatertage. Die Schriftstellerin zeige zudem, wie lustig und zugleich existenziell Komödien sein können. Die Süddeutsche Zeitung rezensiert: „Der helle Irrwitz, veranstaltet von vier formidablen Schauspielern im Turbo-Sprech, die ein tolles Timing und den Wahnsinn draufhaben. Sie bilden ein Pointen-Quartett im furiosen Schlag(licht)abtausch“.

Autorin war schon auf vielen wichtigen Festivals vertreten

Nora Abdel-Maksoud wurde 1983 in München geboren. Sie studierte Schauspiel an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg, arbeitet seit 2009 als freischaffende Schauspielerin und seit 2012 als Dramatikerin und Regisseurin.

Die Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Nora Abdel-Maksoud ist mit ihrem Stück „Jeeps“ bei den Mülheimer Theatertagen zu Gast.
Die Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Nora Abdel-Maksoud ist mit ihrem Stück „Jeeps“ bei den Mülheimer Theatertagen zu Gast. © Unbekannt | Jan Krattiger

Die Autorin schreibt und inszeniert für Theater im gesamten deutschsprachigen Raum, unter anderem für das Maxim Gorki Theater (Berlin), das Theater Neumarkt (Zürich) und die Münchner Kammerspiele. Ihre Stücke, von ihr selbst inszeniert, wurden mehrfach zum Festival „Radikal jung“ eingeladen und bei den Autor:innentheatertagen des Deutschen Theaters Berlin, dem PEN World Voices International Playwright Festival 2019 und dem Schweizer Theatertreffen 2019 gezeigt.

Mülheimer Auswahljury spricht von „Turbotalent“

Die Auswahljury der Mülheimer Theatertage erklärte zur Nominierung der Autorin: „Nora Abdel-Maksoud ist zum ersten Mal in Mülheim dabei. Kennenzulernen gilt es eine Komödienkönnerin in schreibender wie in inszenatorischer Hinsicht. Ein echtes Turbotalent.“ (Zitat, Jurymitglied Christine Dössel)

Karten für die Mülheimer Theatertage gibt es unter www.stuecke.de.