Mülheim. Die Galerie D’Hamé in der Schloßstraße in Mülheim zeigt Werke des Künstlers aus sieben Jahrzehnten. Es gibt viel Spannendes zu entdecken.

Im leicht abgedunkelten Raum wirken sie besonders gut: Die Lichtobjekte von Klaus Geldmacher leuchten und blinken dann, man schaut dem Spiel der bunten Lichter fasziniert zu. „Farbe bekennen“ heißt deshalb auch eine Ausstellung in der Galerie d’Hamé an der Schloßstraße, die vom 20. Mai bis 7. August Werke des Mülheimer Künstlers aus sieben Jahrzehnten zeigt.

„Farbe spielt in meinen Kunstwerken sicher eine maßgebliche Rolle. ,Farbe bekennen’ heißt aber auch, eine Haltung zu haben und seine Meinung offen zu sagen“, sagt der 82-Jährige. Künstlerisches und politisches Wirken prägen sein Leben. Er war beispielsweise Asta-Vorsitzender an der Kunsthochschule, schrieb kunstpolitische Gutachten für die SPD, war Pressesprecher des Hamburger Kultursenators, Geschäftsführer des Deutschen Künstlerbundes, Vorsitzender der IG Medien-Bildende Kunst. Im Rahmen seiner Gewerkschaftstätigkeit startete er auch eine Kampagne: Er forderte Ausstellungshonorare für Künstler.

Mülheimer Künstler verarbeitet auch seine Jazztrompete

Auch interessant

Soweit (und unvollständig) zur bewegten Vita des gebürtigen Frankfurters. Dass er von 1957 bis 1962 auch fünf Jahre lang als Jazzmusiker unterwegs war, spiegelt sich in seinen Lichtobjekten. Viele von ihnen erzeugen auch Klänge oder Musik, oft sind es Passagen aus bekannten Musikstücken. In der Galerie d’Hamé ist ein Objekt zu sehen, in dem Klaus Geldmacher auch seine eigene Jazztrompete – zerlegt und verbogen – verarbeitet hat. Diese Arbeit leuchtet nicht nur, es erklingen auch musikalische Schnipsel - gespielt von Jazztrompeter Miles Davis.

Ein Lichtobjekt von Klaus Geldmacher.
Ein Lichtobjekt von Klaus Geldmacher. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Zu Klaus Geldmachers Kunst kann man sehend und hörend Zugang finden. Am Besten man nutzt beide Sinne gleichzeitig. Die Lichtobjekte sind aus Fundstücken – oft Gebrauchsgegenständen (oder Teilen davon) – komponiert. Plexiglasstücke spielen dabei eine große Rolle. Eine konkrete Vorstellung hat der Künstler nicht, wenn er anfängt, Dinge aus seinem Fundus zusammenzufügen. Eines ergibt sich aus dem Anderen. Auch die „Partitur“ für die Lichtbewegungen entwirft er selbst, die dazu notwendigen Schaltkästen – oft sichtbar ins Werk integriert – baut ein befreundeter Elektriker. Musiksplitter, Dialogfetzen oder Filmausschnitte sucht und bearbeitet Geldmacher am Computer und fügt sie ein.

Werke des Dokumenta-Teilnehmers aus Mülheim gilt es zu erforschen

In der Retrospektive ist auch die älteste Arbeit des Documenta-Teilnehmers zu sehen - ein Lichtobjekt von 1966, das aus einem alten Spielautomaten entstanden ist. Dafür erhielt er den Deutschen Kunstpreis der Jugend, Kritiker urteilten aber dies sei eine „Fehlentscheidung“, man könne doch keinen Preis für einen umgestalteten Glücksautomaten geben. Im Schaufenster der Galerie steht das jüngste Werk des Ruhrpreisträgers – eine Lichtwerbung für die Galerie. „Diese Ausstellung zu organisieren war ein wahnsinniger Aufwand“, berichtet Gerald d’Hamé. Nicht nur mussten die Kunstwerke aus allen Ecken Deutschlands herbeigeholt werden, auch die elektrische Aufrüstung der Räume (durch Jochen Nies) war zeitaufwendig. Jedes Lichtobjekt braucht schließlich Strom.

Auch interessant

Der Betrachter sollte Zeit für den Ausstellungsbesuch mitbringen, denn jedes Lichtobjekt mit seinen unendlich vielen Einzelteilen gilt es zu entdecken und zu genießen. So ist das Spiel der Lichter und Farben bei der „Pizza Caruso“ mit einem Lied des italienischen Sängers Lucio Dalla unterlegt. Die Arbeit „Vergeigt“, bei der Teile eines Violinen-Corpus genutzt wurden, verwöhnt mit Klängen aus einem Streichquartett von Beethoven. Besonders beeindruckend ist eine wandhohe Arbeit, die eine Lichtinszenierung mit dem „Air“ von Bach verknüpft.

Kleine Ventilatoren pusten Luft durch Plexiglasröhren

Bei nicht wenigen Kunstwerken hat Klaus Geldmacher auch mit anderen Künstlern kooperiert, etwa mit Francesco Mariotti, dem Mülheimer Jochen Leyendecker oder Edmund Kieselbach. Mit Letztgenanntem hat er 1991 auch das Objekt „Klangfarbe“ geschaffen, das durch eine ausgeklügelte Konstruktion besticht. Kleine Ventilatoren pusten Luft durch Plexiglasröhren, die so zu Flöten mutieren und Töne wie eine Panflöte erzeugen.