Oberhausen. Der Oberhausener Patrick Nevian fährt für sein Pop-Projekt wieder die Synthesizer hoch. Warum die Musik diesmal nach Lady Gaga klingt.
Wo liegen die Werkstätten für Klangwelten? Los Angeles, New York, London? Sicher, aber auch im Oberhausener Stadtteil Holten reihen sich munter die Notenschlüssel aneinander. Patrick Nevian hat sich im Norden der Stadt ein eigenes Studio eingerichtet. Nicht so gewaltig wie bei den Königen der Branche, aber groß genug, um sich über die Jahre eine illustre Fanszene zu erarbeiten.
Vor zwei Jahren landete er mit seinem Indie-Pop-Projekt „Blue May Rose“ immerhin in den deutschen Albumcharts. Zuletzt schlugen die Töne „Made in Holten“ bei Eins Live höhere Radiowellen.
Blue May Rose: Experimente mit der eigenen Stimme
Man könnte vielleicht meinen, dass Klangregler während der Corona-Pandemie Staub ansetzen. Aber Patrick Nevian hat sich in der Zeit des kulturellen Stillstandes hörbar fleißig betätigt. Und dabei versetzte der Musiker auch Grenzen der eigenen Kreativroutine.
Für den Song „Echokammer“ stand der 41-jährige Komponist und Songschreiber für Vokal-Passagen nämlich selbst vor dem Mikrofon. „Eine Premiere“, wie er sagt. Schließlich überlässt Nevian die stimmliche Visitenkarte sonst ausschließlich Sängerin Alice Schmidt. Doch veränderte Zeiten erfordern neue Ideen. Und wenn die Welt schon Kopf steht, kann auch ein Duett nicht schaden. Das Lied ist für Nevian sehr persönlich.
„Wir haben den Song diesmal wieder in deutscher Sprache eingesungen“ sagt der Holtener. „Er passt zur aktuellen Situation der Künstlerszene und spiegelt sehr gut wider, wie sich viele Kreative ohne ihr Publikum fühlen.“
Seelischer Einblick zwischen Lady Gaga und Depeche Mode
Musikalisch begibt sich der Indie-Electro-Pop des Duos durchaus in die Nähe von Ikonen wie Lady Gaga und Depeche Mode, ohne jedoch allzu sehr im kreativen Garten der Weltstars zu pflücken.
Noch ist der Song nicht veröffentlicht. Am 31. März soll es soweit sein. Über populäre Kanäle im Internet wie Amazon, iTunes, Spotify und YouTube soll „Echokammer“ zu den Fans gelangen. Vorbestellen lässt sich die Single bereits jetzt.
Am Musikvideo, so viel sei schon verraten, kann man recht gut die Evolution ablesen, die das musikalische Projekt bislang durchlaufen hat. Moderne Schnitte, glänzende Einstellungen und Slow-Motion-Aufnahmen. Die visuelle Komponente ihrer Musik hat sich weiterentwickelt.
Auf die Reaktionen der Fans ist Patrick Nevian jedenfalls gespannt. Schließlich liegen seine Konzerttermine allesamt auf Eis. „Das ist schon ein tiefer Schnitt. Wir mussten leider alles absagen“, erklärt der Musiker. Die kulturelle Isolation kann man bei „Echokammer“ an mehreren Textpassagen („Squash im Kopf“) deutlich heraushören.
Holtener bringt Giana Sisters und R-Type auf das Piano
Der Titel der Vorgänger-Single „Music has to die“ hat sich aber zum Glück nicht bewahrheitet. Darum plant der Holtener bereits für die Zeit nach der Corona-Pandemie. Für großes Aufsehen sorgte Nevian vor sechs Jahren als er sich mit dem renommierten Computerspiele-Musiker Chris Huelsbeck zusammenschloss.
Nevian spedierte den Klängen des Komponisten legendärer C 64- und Amiga-Spiele wie Giana Sisters und R-Type auf dem Piano ein neues Klanggewand. Das Album „The Piano Collection“ war in der Szene so erfolgreich, dass eine zweite Ausgabe vorbereitet wird. Vermutlich noch in diesem Jahr gibt es Nachschub für nostalgische Gamer.
Überhaupt möchte sich Patrick Nevian neben Blue May Rose stärker mit der Kombination aus Bildern und Musik beschäftigen. Für den Kurzfilm „Language of Flowers“ hat er Anfang des Jahres die Filmmusik beigesteuert. Mehr soll folgen.
Dass Musik auch missverstanden werden kann, zeigt übrigens der Bandname. Ursprünglich starteten Patrick Nevian und Alice Schmidt als „Blue Metal Rose“. „Die Zuhörer haben allerdings damit gerechnet, dass wir Metal-Musik spielen. Darum haben wir uns recht schnell umbenannt.“
Info: Blue May Rose veröffentlichten mehrere Singles
Die Musiker aus Holten produzieren seit drei Jahren munter ihre Singles. 2018 startete das Duo mit dem Debüt „Survive“. Bei „Golden Lights“ arbeitete Nevian mit der amerikanischen Violinistin Jenee Fleenor zusammen.
Patrick Nevian konnte bereits einige Live-Auftritte absolvieren. Darunter auch eine Show bei der weltgrößten Videospiele-Messe Gamescom in Köln-Deutz.