Oberhausen. In Oberhausen sollen Parkboxen für Fahrräder aufgestellt werden. Das Projekt wurde zunächst bejubelt. Doch nun kommen der Politik Zweifel.
Das dicht besiedelte Bismarckviertel soll in Oberhausen den Anfang machen, wenn es darum geht, das Auto öfter zu Hause stehenzulassen und aufs Fahrrad umzusteigen. 180 Fahrradboxen, hauptsächlich für die schwereren Elektrofahrräder (E-Bikes) gedacht, sollen dort 2022 aufgestellt werden. Das Projekt wurde zunächst bejubelt, doch nun kommen in Teilen der Politik Zweifel auf. In der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen wurde es kritisch diskutiert. Es kamen Zweifel daran auf, ob die Anwohner sich überhaupt mit den großen Boxen anfreunden können.
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Mit über einer Million Euro vom Staat wird die Anschaffung der Boxen gefördert. Die Idee dahinter: Das Umsteigen aufs Fahrrad wird wesentlich erleichtert, wenn man sein Zweirad nicht mühsam aus dem Keller hochtragen muss, sondern es diebstahlsicher vor dem Haus in einer solchen Box parken kann. Diese Box kann man künftig für ein Jahr mieten und zwar per Internet, also mit dem Smartphone. In den ersten beiden Jahren soll das sogar kostenlos sein. Und damit auch Einkäufe oder andere Transporte ohne Auto erledigt werden können, ist zusätzlich ein Verleih von Lastenrädern vorgesehen.
Befürworter und Gegner
Als das Pilotprojekt im vergangenen Jahr vorgestellt wurde, gab es schon erste Stimmen, die den Planern im Rathaus nahelegten, die Anwohner unbedingt zu beteiligen. René Bargatzky von der FDP warf Marcel Knauff, dem zuständigen Rathaus-Experten für die fahrradgerechte Stadt, vor, hauptsächlich mit Befürwortern gesprochen zu haben - mit dem Fahrradfahrerverein ADFC und dem Umweltschutzverein BUND. Knauf räumte dies zum Teil ein, verwies aber auch auf die Bürgerinitiative gegen die Parkraumbewirtschaftung. Diese sei in die Planung involviert gewesen und zunächst strikt gegen die Boxen gewesen. Mittlerweile sei aber ein Kompromiss gefunden, die einstigen Gegner seien überzeugt.
29 statt zuvor 18 Standorte
Und so präsentierte Knauff den Bezirksvertretern einen Plan, wonach im Bismarckviertel nicht mehr an 18 verschiedenen Stellen Fahrradboxen aufgestellt werden sollen, wie zuerst gedacht, sondern an insgesamt 29 Stellen. Dies bedeutet: viel weniger Boxen pro Standort. Entweder werden fünf oder zehn Boxen bzw. zehn Boxen plus ein Lastenfahrrad untergestellt. Insgesamt gehen dadurch im Bismarckviertel 25 bis 30 Pkw-Parkplätze verloren.
Denn fünf Fahrradboxen nehmen schon einen Pkw-Stellplatz ein, haben also die Flächenmaße einer Fertiggarage. Von der Höhe her sind sie mit Boxen für Müllbehälter vergleichbar. Sie bekommen aber eine Holzverkleidung und ein begrüntes Dach. Um zu kontrollieren, dass eine gemietete Box nicht als Müll-Depot missbraucht wird, kann die Stadt sie notfalls öffnen. Danach hatte Peter Bruckhoff (Wählerbündnis BOB) gefragt.
Bürgerinformation kommt erst später
Eine oder zwei Informationsveranstaltungen mit Bürgern sollen erst stattfinden, wenn der Auftrag für die Boxen an eine Firma vergeben ist. Damit genau feststeht, welcher Typ von Boxen aufgestellt wird. „Die Bürgerinnen und Bürger sollten nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden“, mahnte Christiane Gerster-Schmidt (SPD).
Stimmen zu den Fahrradboxen für das Bismarckviertel
„Es ist gut, dass nichts beschönigt wird. Die Mobilitätswende setzt die Gleichbehandlung der Verkehrsmittel voraus. Es ist eine Erleichterung für viele Radfahrer.“ (Stefanie Schadt, Grüne)
„Wir als Stadt sollten es planen. Wenn die Bürger selbst über die Standorte entscheiden würden, würde es große Konflikte geben.“ (Frank Motschull, Beigeordneter)
„Es ist legitim, bei plötzlich 29 Standorten mal nachzufragen, warum nur Fahrrad-Lobbyisten beteiligt wurden. Da herrscht heute schon großer Parkdruck." (Marc Hoff, FDP)