Oberhausen. Der Fachkräftemangel wird den Oberhausener Arbeitsmarkt nach Corona mit Wucht treffen, warnen Experten. Lösung: Arbeitskräfte aus dem Ausland.

Während die Auswirkungen der weltweiten Coronakrise weniger Schaden auf dem Oberhausener Arbeitsmarkt angerichtet haben als von vielen befürchtet, macht sich der Chef der hiesigen Arbeitsagentur derzeit allerdings Sorgen um die Zeit nach der Pandemie. „Über den Fachkräftemangel wird in der jetzigen Situation wenig geredet“, sagt Jürgen Koch. „Aber das Thema holt uns ganz schnell wieder ein.“ Vermutlich wird das Problem nach der Krise sogar größer sein als vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Um dem zu begegnen, schlägt Koch vor, die gezielte Zuwanderung aus anderen Ländern deutlich auszuweiten.

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Seit knapp zwei Jahren gibt es das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das es Menschen mit beruflicher Ausbildung leichter machen soll, nach Deutschland einzuwandern. Doch so recht Fahrt aufgenommen hat es – auch wegen der Pandemie – noch nicht, die Zahl der Facharbeiterinnen und Facharbeiter, die nach Oberhausen kommen, um hier als Ingenieurin, Krankenpfleger, Informatiker oder Ärztin zu arbeiten, „lässt sich an zwei Händen abzählen“, sagt Koch – und fordert mehr Tempo.

Facharbeiter aus dem Ausland für Arbeitsmarkt in Oberhausen

Denn der Prozess dauert lang, ehe die IT-Fachfrau aus Pakistan oder der Elektroniker aus Brasilien tatsächlich eine offene Stelle in einem Oberhausener Betrieb antreten kann. Zunächst blicken die Experten-Teams auf die Lage der Arbeitsmärkte der jeweiligen Länder. Wo gibt es welchen Bedarf? Wo gibt es Potenzial? Wo könnte man Bewerberinnen oder Bewerber ansprechen, um eine Stelle in Oberhausen zu besetzen? Dann muss die Politik handeln: Um den Menschen eine vereinfachte Einwanderung zu ermöglichen, bedarf es bilateraler Abkommen, die Deutschland mit den Partnerländern eingeht.

Jürgen Koch, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Oberhausen und Mülheim, aufgenommen vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Dezember 2019.
Jürgen Koch, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Oberhausen und Mülheim, aufgenommen vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Dezember 2019. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ist der Facharbeiter dann in Oberhausen, geht es weiter: „Wenn jemand kommt, bekommt er Unterstützung“, versichert Koch. Er erhält Sprachunterricht und Hilfe bei der Integration in die Gesellschaft. „Der ganze Prozess ist sehr komplex. Die Menschen müssen ja nicht nur herkommen, sie müssen sich auch wohlfühlen.“ Und eben weil der Prozess langwierig ist, „müssen wir uns ranhalten. Das ist ein dickes Brett.“

Mehr Beschäftigung für Ältere auf Arbeitsmarkt in Oberhausen

Die Auswirkungen der Coronakrise machen Koch dagegen weniger Sorgen als gedacht. „Ich hatte damit gerechnet, dass der Oberhausener deutlicher in die Knie geht.“ Doch nach dem Corona-bedingten Anstieg der Arbeitslosenzahlen liegt die Arbeitslosen-Quote in Oberhausen wieder unter der psychologisch wichtigen Marke von zehn Prozent. „Es zahlt sich aus, dass Oberhausen vor der Krise einen deutlichen Zuwachs bei der Beschäftigung erzielen konnte.“ Gerade bei den Älteren und den ausländischen Mitmenschen gab es ein deutliches Plus bei der Beschäftigung.

4,5 Millionen Euro für Weiterbildung

Für die Weiterbildung hat die Oberhausener Arbeitsagentur im vergangenen Jahr mehr als 4,5 Millionen Euro ausgegeben. 1060 Personen haben die Experten-Teams damit erreicht, darunter auch 106 Menschen, die eine Beschäftigung haben.Knapp 270 Mal wurden Personen im Bereich Führer von Fahrzeug- und Transportgeräten weitergebildet, 210 Mal in medizinischen Gesundheitsberufen, mehr als 100 Mal im Bereich Berufe der Unternehmensführung und -organisation. In der Rangliste folgen Schutz-, Sicherheits- und Überwachungsberufe (94 Weiterbildungen) und Metallerzeugung und -bearbeitung, Metallbau (67).

Die Corona-Einschläge abgemildert hat auch das Instrument der Kurzarbeit: Bleiben den Unternehmen Aufträge aus, können sie zunächst Kurzarbeit anmelden statt Mitarbeiter zu entlassen. Ein Teil der Lohnkosten wird ihnen dann erstattet. Die Höhe dieser Auszahlungen ist im vergangenen Jahr noch einmal deutlich gestiegen: 74 Millionen Euro hat die Arbeitsagentur 2021 an die Betriebe in Oberhausen und Mülheim überweisen. 2020 sind 56 Millionen Euro geflossen. Die Mittel stammen aus Steuereinnahmen, „aber es ist richtig investiertes Geld“, bilanziert Arbeitsamts-Chef Jürgen Koch.