Gelsenkirchen. Stundenkürzungen wegen akuten Lehrermangels? Wie der Gelsenkirchener Notfallplan aussieht, welche Ideen die Opposition vorschlägt.
Bildungsmisere in Gelsenkirchen? Nachdem die WAZ Gelsenkirchen darüber berichtet hat, dass es aufgrund des Lehrermangels im kommenden Schuljahr denkbar wäre, die Zahl der Pflichtstunden an den Grundschulen zu kürzen, hat sich nun Bildungsdezernentin Anne Heselhaus zu der aktuellen Situation geäußert – und betont: Eine Reduzierung der Stundenzahl an allen Grundschulen sei nicht der richtige Weg. Dies habe sie gegenüber den verantwortlichen Stellen der Bezirksregierung Münster betont.
Lehrermangel: „Reduzierung der Pflichtstundenzahl ist allerdings nicht im Sinne der Stadt Gelsenkirchen“
„Wir sind in einem engen und vertrauensvollem Austausch über alle Möglichkeiten, eine angemessene Lehrerversorgung zu erreichen. Eine Reduzierung der Pflichtstundenzahl ist allerdings nicht im Sinne der Stadt Gelsenkirchen“, teilte Heselhaus per Pressemitteilung mit. Die Stadt selbst kann hier allerdings keine Entscheidung treffen. Ihre Haltung habe Heselhaus jedoch gegenüber dem zuständigen Schulamt der Stadt Gelsenkirchen und der unteren staatlichen Schulaufsichtsbehörde des Landes deutlich gemacht.
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„Angesichts der besonderen Herausforderungen wie der Kinderarmut und im Sinne von Bildungs- und Chancengerechtigkeit ist eine Benachteiligung der Gelsenkirchener Kinder nicht hinnehmbar. Gemeinsam mit dem Schulamt hoffen wir, dass sich bis zum Schuljahresstart noch eine Verbesserung bei der Lehrerversorgung ergibt. Wir werden die Entwicklung weiter eng begleiten“, so Anne Heselhaus. Nach aktuellem Stand fehlen 65 Lehrkräfte in Gelsenkirchen, darunter allein 35 an Grund- und Förderschulen.
FDP Gelsenkirchen: Brauchen Charme-Offensive
Auch die FDP-Fraktion hat sich zu dem Notfallplan der Bezirksregierung geäußert. „Eine Reduzierung der Pflichtstundenzahl an Gelsenkirchener Schulen ist nicht akzeptabel“, betonte Fraktionschefin Susanne Cichos, die nun fordert, über andere Maßnahmen nachzudenken. Auch die Abordnungen von Lehrkräften aus anderen Städten sei nicht zwingend von Erfolg gekrönt und trage nicht in allen Fällen zur Motivationssteigerung bei. Kurzfristig schlägt Susanne Cichos deshalb vor, weitere Lehrkräfte nach der Pensionierung zum Bleiben zu überzeugen. „Das wird ja bereits in Gelsenkirchen praktiziert, wünschenswert wäre, diese Möglichkeit sehr offensiv zu bewerben.“
Darüber hinaus sollten langfristige Strategien entwickelt werden. „Wir brauchen eine breite Charme-Offensive für unsere Stadt“, ist Cichos überzeugt. Vorzustellen seien etwa Kooperationen mit nahen Hochschulen wie die Uni Duisburg Essen/Duisburg, um Lehrkräfte dort direkt anzusprechen. „Ablehnungsgründe für Gelsenkirchen sind häufig sehr subjektiv, entbehren einer objektiven Grundlage“, meint Chichos. Die meisten potenziellen Lehrkräfte würden die Stadt gar nicht kennen.
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„Wir müssen den jungen Menschen unsere Stadt präsentieren, sollten sie einladen. Ihnen unsere Parks, unsere Wohnviertel und kulturellen Einrichtungen wie das MiR und die Heilig-Kreuz-Kirche zeigen. Und natürlich: Ihnen unsere tollen neuen Schulen präsentieren“, fordert Cichos, der ein „Willkommens-Fahrplan“ für junge Lehrkräfte vorschwebt. Ihre Fraktion will zu dem Thema nun ein Sachstandsbericht im Bildungsausschuss nach der Sommerpause beantragen.