Oberhausen. Die WDR-Bigband zaubert mit Werken von Chick Corea einen wunderschönen Abschluss des Jazzfestivals „Hömma“ auf die Oberhausener Bühne.
Von wegen koreanisches Hühnchen! Seinen Spitznamen verdankte der 12. Juni 1941 in Massachusetts geborene Armando Anthony Corea nicht dem Federvieh (englisch: chicken). Sondern einer Tante, die ihn, weil er als Kind so vorwitzig war, „Cheeky“ nannte, woraus aber bald „Chick“ wurde. Und eben dieser Chick Corea sollte zu einem der bedeutendsten Pianisten des Jazz werden. Grund genug für die WDR Big Band, dem am 9. Februar 2021 verstorbenen Tastenstar nun zum Finale des Hömma-Jazzfestivals mit einem „Tribute to a Master“ zu huldigen.
Dies wurde in der erfreulich gut, aber nicht überwältigend gefüllten Luise-Albertz-Halle zum farbenreich schillernden Vergnügen. Und dies nicht zuletzt deshalb, weil sich der grandiose Arrangeur Michael Abene, der die Kölner ebenso lässig wie souverän durch den Abend führte, klugerweise ausschließlich auf Chick Coreas für akustische Besetzungen geschriebene Stücke konzentriert hatte.
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Mit der schönen Folge, dass es neben unvermeidlichen Super-Hits auch eine Handvoll heutzutage nicht mehr ganz so präsenter Preziosen aus des Meisters Füllhorn zu erleben gab. Samt einer delikaten Übertragung der famosen Solo-Piano-Etüde „Children’s Song #1“ ins hier hochfiligrane Großformat als herzerwärmender Einstieg in die Klangwelten von Chick Corea.
Dass dessen Position am Flügel der Tastenmann der Kölner Radio-Jazzer, sein Landsmann Billy Test, mit leichthändig getupfter Eleganz superb ausfüllte, war zwar zu erwarten, verdient aber dennoch emphatische Betonung. Natürlich erlebte man im druckvoll mäandernden Geschehen, das übrigens auch im WDR3-Konzertplayer nachzuhören ist, immer wieder opulente Bläser-Soli von imposanter Leuchtkraft. Von den vier strahlenden Trompetern ebenso wie aus der Sax-Fraktion oder der Posaunen-Sektion, die solche Tracks wie „Matrix“, „Tones for Joan’s Bones“ oder den tänzerischen Samba „Friends“ hinreißend beseelten.
Wunderbar: Karolina Strassmayer auf der Querflöte
Man staunte über Michael Abenes feinsinnige Orchestration, die erfrischend unkonventionell bei den Holzbläsern häufig auf Flöten, Klarinetten und Sopransaxophone setzte, was den Charakter der Corea-Kompositionen bestens traf. Und bei „Crystal Silence“ zu überwältigender Intensität aufblühte, dessen zarte Melodie die großartige Karolina Strassmayer wunderbar auf der Querflöte durch Zeit und Raum trug. Einfach traumhaft.
Zum großen Finale blieb man Chick Corea treu, der seine Konzerte stets mit „Spain“ zu beenden pflegte. Doch so grandios wie an diesem Abend geriet sein Super-Hit nur selten, dessen legendäre Einleitung, nämlich das „Concierto de Aranjuez“ von Joaquin Rodrigo, John Goldsby mit solistischer Grandazza auf seinem Bass servierte. Zum Heulen schön aufgegriffen von Karolina Strassmayers Flöte – und dann brandete die Big Band auf, satt grundiert von gleich drei Euphonien und gewitzt angetrieben von Hans Dekker mit raschelnden Drums. Ein Feuerwerk guter Laune voller schillernder Farben, das sich als grandioser Höhepunkt eines imposanten Auftritts erwies, der das Hömma-Jazzfestival fabelhaft krönte.