Oberhausen. Dass die Sparkasse mehr Geld für ihre Girokonten verlangt, ist nachvollziehbar. Doch sie macht dabei entscheidende Fehler.
Die jahrelange Niedrigzinsphase trifft die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen besonders hart: Denn ihr Haupt-Geschäftsmodell ist, Geld von ihren Sparern möglichst billig einzukaufen und dieses Geld möglichst teuer zu verleihen - von diesem Zinsunterschied leben die Geldinstitute.
Doch die jahrelange Niedrigzinsphase ließ diese Marge zusammenschrumpfen - deshalb müssen Sparkassen und Volksbanken Filialen schließen, die Zahl der Mitarbeiter reduzieren, kostenträchtige Kantinen-Versorgung streichen und großzügige Spenden an Vereine reduzieren. Neue Einnahmequellen müssen her – und so steigen überall die Gebühren für die Kontoführung oder werden kostenlose Konten gestrichen.
Mit Sieben-Meilen Schritten Einnahmen erhöhen
Die Quersubventionierung aus den Spar- und Kreditgeschäften für Girokonten ist Vergangenheit. Insofern kann man sogar Verständnis für die Politik des Oberhausener Sparkassenvorstandes haben, in Sieben-Meilen-Schritten die Einnahmen für die Zahlungsverkehr-Dienstleistung voranzutreiben, damit die Sparkasse nicht wirtschaftlich schwächelt. Doch die Gebühren für den Zahlungsverkehr sind sensible Preise, weil man ohne Konto heute keine Geschäfte mehr abwickeln kann – es ist quasi die Basis für das Leben als Bürger. Gerade die Sparkasse ist dem Gemeinwohl und der Stadt verpflichtet, da liegt die Messlatte hoch. Allerdings machen der Sparkassen-Vorstand - und mit ihm der von Politikern und Beschäftigten besetzte Verwaltungsrat - bei der diesjährigen Konto-Verteuerung gleich mehrere Fehler.
Erstens: Fehlende Transparenz
Die Sparkasse verzichtete diesmal darauf, Vergleiche mit Musterfällen an die Öffentlichkeit zu geben. Dies dient normalerweise dazu, dass auch Laien abschätzen können, wie groß die Preiserhöhung ausfällt. Trotz Nachfragen wollte die Sparkasse nicht beantworten, wie groß der Mehrertrag bei dieser Verteuerung ausfällt, wie viele Kunden davon betroffen sind und wie sich die Kunden auf die drei Girokonten-Modelle verteilen: „Diese Fragen beantworten wir nicht.“
Zweitens: Zu ungerecht
Die Sparkasse ist dem Gemeinwohl und der Stadt verpflichtet. Angesichts der sozialen Struktur der Oberhausener Stadtgesellschaft stünde es der Sparkasse gut zu Gesicht, wenn sie jungen Studenten, Schülern und Azubis weiterhin die Kontogebührenfreiheit bis einschließlich 26 Jahren eingeräumt hätte. Auch ist die Kontoführung für Hartz-IV-Empfänger und andere Arme in der Stadt (Basiskonto) mit rund 70 Euro im Jahr zu teuer.
Drittens: Zu kompliziert
Vor allem das Konto-Modell „Giro aktiv“, das die meisten Sparkassen-Kunden gewählt haben, dürfte für viele nur auf den ersten Blick günstig sein, weil die Grundgebühr „nur“ 4,90 Euro im Monat beträgt. Pro Buchung kosten Gutschriften und Lastschriften aber 50 Cent, selbst eingegebene Online-Überweisungen immer noch 20 Cent. In Pandemie-Zeiten mit einem Schub an bargeldlosen Einkäufen sind das nicht mehr zeitgemäße, viel zu hohe Einzelpreise - viele Kunden dürften das aber nicht durchschauen. Auch das ausgeklügelte Rabattsystem für jüngere Kunden ist alles andere als schnell nachvollziehbar.
Insgesamt ist der Sparkasse angesichts ihrer Grundprinzipien anzuraten, bei ihrer Preispolitik mehr Klarheit, Wahrheit und soziale Rücksichtnahme zu wagen.