Mülheim. Das Bistum Essen setzt bei sexueller Gewalt und Machtmissbrauch auf Prävention und Intervention. Mülheimer Pfarreien profitieren davon.
Das Bistum Essen arbeitet seit der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie im Jahr 2018 intensiv an Handlungsempfehlungen zur Prävention von und zur Intervention bei sexualisierter Gewalt, Vertuschung und Machtmissbrauch. Das kommt auch den Mülheimer Pfarreien zugute.
Bistum Essen: Vorbeugende Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt
Was ist bisher geschehen?
In neun Arbeitsfeldern wurden konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt, die jetzt Schritt für Schritt umgesetzt werden. Hohe Priorität haben vorbeugende Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt auf allen Ebenen des Ruhrbistums sowie der Umgang mit Betroffenen und Beschuldigten sexuellen Missbrauchs.
Umgesetzt werden diese Maßnahmen durch die Sozialarbeiterin Dorothé Möllenkamp als Präventionsbeauftragte des Bistums (seit Juli 2020). Das Fallmanagement bei bereits geschehenen Übergriffen übernimmt für das Bistum Essen seit Februar 2020 der Sozialpädagoge Simon Friede.
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Wie wird Betroffenen geholfen?
Bei der Intervention geht es darum, den Betroffenen den Kontakt zum Bistum und die Einforderung ihres Rechts zu erleichtern. Dafür organisiert Simon Friede derzeit ein Netz neutraler Orte für Erstgespräche sowie das Angebot, sich von einer fachkundigen, unabhängigen Vertrauensperson begleiten zu lassen.
Die Aufgabe, Vorwürfe sexualisierter Gewalt im kirchlichen Dienst zu überprüfen, liegt bei den unabhängigen Ansprechpartnerinnen Mechtild Hohage und Anke Kipker.
Risiko für Übergriffe verringern: Institutionelles Schutzkonzept
Was wird präventiv getan?
Es geht darum, das Risiko für Übergriffe zu verringern. Dazu werden etwa Informationen gegeben, wie man ein institutionelles Schutzkonzept für eine katholische Einrichtung erstellt. Dorothé Möllenkamp steht für Erstberatungen bereit. Außerdem werden unter anderem Schulungen für Schulungsreferenten, Präventionsfachkräfte und Leitungskräfte organisiert. Zwölf Schulungen sind für 2021 schon geplant. Außerdem soll Supervision angeboten werden.
Was geschieht in den einzelnen Pfarreien?
Von den einzelnen Pfarreien wird erwartet wird, dass sie ein institutionelles Schutzkonzept erstellen. 38 der 42 Pfarreien im Bistum Essen sind dem inzwischen auch nachgekommen – darunter zwei von drei Mülheimer Pfarreien. „Wie wir die Missbrauchskrise bearbeiten, entscheidet über die Glaubwürdigkeit der Kirche“, sagt Möllenberg.
Was passiert, wenn ein Übergriff bekannt wird?
Simon Friede geht vor Ort, organisiert Hilfe für Kind, Familie und Umfeld. Er klärt die Sachlage in der Pfarrei, berät in Rechts- und Öffentlichkeitsfragen, vermittelt zwischen Hauptamtlichen und Gemeinde. Für die „Nachsorge“ stehen Supervisoren bereit. Übergriffige Priester sollen zur finanziellen Wiedergutmachung herangezogen werden und unter Führungsaufsicht gestellt werden. Man ermögliche ihnen aber auch Bewährungshilfe.
Im Mai sollen zwei Websites für Intervention und Prävention an den Start gehen.