Gelsenkirchen. Ein Liederabend, der die Besucher zutiefst berührte: Star-Sopranistin Anne Schwanewilms und Konrad Suttmeyer begeisterten beim Konzert in Erle.
Es liegt gleich ein Zauber in der Luft. Anne Schwanewilms hat soeben die ersten Töne erklingen lassen, schon füllt sie den Raum der Matthäuskirche bis in den hintersten Winkel aus. Und das nicht nur mit ihrer vorzüglichen, mitten ins Herz treffenden Stimme. Sondern auch mit ihrer unmittelbar einnehmenden Präsenz. Nun verspürt und versteht jeder der gebannt lauschenden Zuhörer, warum diese Frau völlig zurecht den beruflichen Beinamen „Star-Sopranistin“ trägt.
In wiedergewonnener Gemeinschaft
Es ist für alle Beteiligten ein besonderer Abend, das ist gleich vom ersten Moment an zu spüren. Pfarrer Ernst-Martin Barth begrüßt als Vorsitzender des gastgebenden Vereins Kunst entdeckt Kirche (KeK) die Besucher „zwar in begrenzter Anzahl, dafür aber auch in wiedergewonnener Gemeinschaft“. Dass in den Sitzreihen einige Plätze freibleiben, liegt nicht etwa an einer mangelnden Zahl an Interessenten, sondern an den aktuellen Corona-Auflagen. Knapp 200 haben das Privileg, dabei sein zu dürfen.
Doch auch für viele der Besucher ist dieser Auftritt etwas Besonderes: Schließlich tummeln sich unter den Gästen viele Freunde und frühere Nachbarn von Schwanewilms, die ja im nur wenige Kilometer von der Matthäuskirche entfernten Resse aufgewachsen ist. Und diese Rückkehr in die alte Heimat sorgt schließlich auch bei der Protagonistin für erhöhten Herzschlag.
Auch für den gebürtigen Bueraner Konrad Suttmeyer ist das ein Heimspiel
An ihrer Seite schreitet Konrad Suttmeyer am Sonntagabend um punkt 18 Uhr in Richtung Orgel. Auch für ihn als gebürtigen Bueraner ist dies ein Heimspiel. Der frühere Orgelsachverständige im Bistum Essen und Kantor an St. Lamberti in Gladbeck eröffnet den Abend an der Orgel mit Chorälen von Johann Sebastian Bach. Es ist eine passende, besinnliche Einstimmung, die sogar weihnachtliche Gefühle weckt, als „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ erklingt.
Dann erhebt sich Anne Schwanewilms von ihrem Stuhl, von dem aus sie das Orgelspiel Suttmeyers gebannt verfolgt hat. Sie stimmt zunächst einige Stücke aus dem „Spanischen Liederbuch“ von Hugo Wolf an. Einige der Zuhörer lauschen mit geschlossenen Augen und geben sich ganz der Schönheit der Stimme hin, andere lesen die im Programmheft abgedruckten Liedtexte mit. Wie auch immer: Keiner kann sich dem Zauber entziehen.
Nach dem Konzert stehen die Gesprächspartner Schlange
„Hallo, Anne! Wie geht’s?“ Dieser Satz erklingt bereits in der Pause mehrmals, als erste Besucher Kontakt zu der nahbaren Künstlerin suchen. In einem Gespräch mit der WAZ verrät die Sopranistin, wie sehr ihr die Akustik in der Matthäuskirche gefalle: „Selbst die feinen Farben entfalten sich hier in ihrer ganzen Pracht.“
Auch nach der Pause macht Suttmeyer allein den Anfang – erneut mit Bach-Chorälen. Schwanewilms steigt mit den „Heiligen Drei Königen aus dem Morgenland“ von Richard Strauss wieder mit ein, gefolgt von Exquisitem aus dem „Mörike-Liederbuch“ von Hugo Wolf.
Nach dem Konzert stehen die Interessenten dann Schlange für einen Wiedersehens-Plausch. Es gibt ja so viel zu erzählen . . .