Mülheim. 150 Anwohner im Mülheimer Raffelberg-Viertel klagen über Abkürzungsverkehr. Sie schlagen eine Neukonzeption vor. Die gleicht einem Labyrinth.

Wer sie kennt, ist im Notfall fein raus: Schleichwege entlasten auch mal viel befahrene Hauptstraßen. Im Raffelberg-Viertel allerdings soll deswegen seit geraumer Zeit „Dampf im Kessel“ sein. Etliche Autofahrer nehmen offenbar gerne einen szenischen Abstecher durch das beschauliche Quartier. Und drücken dabei angeblich reichlich aufs Gas. Nun wollen Anwohner den Verkehrsfluss mit Durchgangssperren stoppen.

Rund 150 Menschen im Quartier zwischen Duisburger Straße und Platanenallee haben gegen das schnelle Abkürzen unterschrieben – in der Bezirksvertretung 3 stellten zwei Anwohner die Ideen vor, mit denen das künftig verhindert werden soll.

Komplexes System aus Sackgassen und Sperren soll Abkürzung unattraktiv machen

Ihnen schwebt ein kompliziert anmutendes System aus Sackgassen und so genannten Diagonalsperren an Kreuzungen vor, die es unmöglich machen würden, über Monningstraße und Platanenallee zwischen Duisburg und Oberhausen abzukürzen. Fährt jemand etwa von der Duisburger Straße rein, würde er auf halber Strecke der Monningstraße gezwungen, rechts in die Hittfeldstraße abzubiegen, dann wegen der Diagonalsperre rechts in die Jägerhof- und schließlich wieder rechts in die Graf-Bernadotte-Straße. Er landete also wieder dort, wo er hineingefahren ist.

Allerdings: Das System würde auch Nachteile für die Anwohner bedeuten, die dann auch über die Akazienallee fahren müssten, um von Süden aus zu ihrer Wohnung etwa im Norden des Viertels zu kommen.

Was sind die Ursachen? Politik und Verwaltung sind uneins

Der Vorschlag stieß in der BV3 auf ein geteiltes Echo in Politik und Verwaltung. Denn darüber, was die Gründe für den zugenommenen Abkürzungsverkehr sind, gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Die Stadt vermutet, dass zahlreiche Baustellen an der Duisburger Straße, Akazienallee und Ruhrorter Straße für „Alternativrouten“ gesorgt haben.

Es habe sich ein „Gewohnheitseffekt“ eingeschlichen, bestätigte Helmut Voß vom Tiefbauamt. Man habe zwar ein Durchfahrverbot für Fahrzeuge aller Art – mit Ausnahme der Anwohner und Radfahrenden – verhängt. Doch offenbar sei das ignoriert worden. Das werde sich vermutlich nach dem Ende der Arbeiten wieder legen – das wolle man anschließend messen, schlug Voß vor. Und gegebenenfalls weitere Untersuchungen anstellen. Die Sprecher der Anwohnerschaft aber bekräftigen, das Problem hätte schon vorher bestanden.

Grüne für Neukonzeption des Verkehrs – AfD dagegen

Regina Rebbelmund (AfD) hingegen bezweifelte, dass es dort überhaupt ein Problem mit zu viel und zu schnellem Abkürzungsverkehr gibt – „ich bin da regelmäßig“, begründete sie. Carsten Voß von den Grünen widersprach. Es gebe „Dampf im Kessel“, obwohl sogar Tempo 30 dort vorgeschrieben sei. Der grüne Bezirksfraktionssprecher votierte für eine Neukonzeption des Verkehrs.

Wie diese aussehen soll, ist noch nicht klar. Auch die Anwohner wollen ihren Entwurf von einem Verkehrsexperten prüfen lassen. Die Verwaltung will eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation machen und diese in der Bezirksvertretung beraten lassen.