Mülheim. Mit kleinen, feinen Veranstaltungen ist die Volxbühne in die neue Spielzeit gestartet. Nächste Premiere: eine Musikperformance über Zwillinge.

Mit einem Open Air-Konzert und einem Dokumentarfilm ist die Volxbühne in die neue Spielzeit gestartet. Trotz Corona und nach fünfeinhalb Monaten Zwangspause blickt das Ensemble der Generationen um Jörg Fürst hochmotiviert nach vorne. Vermutlich auch deshalb, weil man in der letzten Saison für den Kölner Theaterpreis für „Jeder:Jederzeit“ nominiert war. Das Programm für 2020/21 steht und lockt mit Vielfalt.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen

Mit den Corona-Auflagen nehmen es die Verantwortlichen der Volxbühne so wie die meisten Kultureinrichtungen in Mülheim. Die Schutzmaßnahmen sind umfangreicher, als sie es eigentlich sein müssten - das Publikum soll beruhigt ins Studiotheater an der Adolfstraße kommen. „Die Sicherheit der Zuschauer ist uns wichtig, es gibt statt 70 momentan nur 26 Plätze auf der Tribüne“, sagt Theaterleiter Jörg Fürst.

Mit der Wiederaufnahme des Musiktheaterstückes „Fremd 4.0“ gab es Anfang September die erste Indoor-Veranstaltung. Parallel dazu probt Jörg Fürst mit den beiden chilenischen Musikerinnen Pia und Paz Miranda für eine Musikperformance, die am 1. Oktober Premiere haben soll. „Twins - ich & ich“, eine Koproduktion mit dem A-Tonal-Theater (Köln), beschäftigt sich mit dem Lebensgefühl eineiiger Zwillinge. „Es geht um die doppelte Anwesenheit, um Abgrenzung und Identitätsfindung bei zwei sozusagen gleichen Menschen“, erläutert der Regisseur. Die beiden Chileninnen berichten aus ihrer Vergangenheit als Zwilling, sie spielen und singen aber auch Eigenkompositionen, die südamerikanisch angehaucht, aber nicht folkloristisch sind.

Experimentelle Musik und urdeutscher Stoff

Am 24. Oktober wird die Reihe der Werkstatt-Konzerte mit Peter Eisold und Gästen fortgesetzt. Präsentiert wird zeitgenössische experimentelle Musik. Ende Oktober ist „Faust. Glaubst du an Gott?“ wieder auf dem Programm. „Neun Mülheimer Bürger in fortgeschrittenem Alter bringen den urdeutschen Stoff in frischer Form auf die Bühne“, kündigt Jörg Fürst an.

Szene aus „Jeder:Jederzeit“. Die Produktion der Volxbühne Mülheim wurde mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet.
Szene aus „Jeder:Jederzeit“. Die Produktion der Volxbühne Mülheim wurde mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet. © Unbekannt | Jürgen Brinkmann



Die Wiederaufnahme von „Jeder:Jederzeit“ ist für Ende November vorgesehen. Für die musikalische Performance über Fremdheit und über Identität, bei der 17 Darsteller mitspielen, erhielt die Volxbühne den Kölner Theaterpreis. „Es ist ein Bürgerbühnenstück par excellence, wir haben uns tatsächlich gegen professionelle Produktionen durchgesetzt“, freut sich Fürst. Die Inszenierung ist für diese Saison etwas abgeändert worden, um Corona-tauglich zu sein.

Markante Protagonisten gesucht

Die große Volxbühnen-Produktion dieser Spielzeit soll unter dem Arbeitstitel „Polis - die Stimmen der Stadt“ stehen. Mitte Oktober will man mit den ersten Besprechungen und Proben starten. „Wir fragen: Welche Menschen, welche Stimmen haben unsere Stadt geprägt? Wer oder was droht durch die Zeitenwende zu verschwinden? In diesem Rahmen suchen wir noch nach markanten Protagonisten aus Mülheim - vom Kumpel über den alteingesessenen Metzger bis zum Taubenzüchter“, gibt der Theaterleiter ein paar Beispiele. Die Charaktere sollen von einer Künstlerin auch zeichnerisch dargestellt werden. Die Premiere ist für den 4. März geplant.

Vor dem nächsten Sommer soll dann der letzte Akt der Spielzeit starten. Zusammen mit der Rembergschule, mit der man schon häufiger kooperiert hat, will man ein neues Projekt angehen - wahrscheinlich einen Film produzieren. Im Rahmen der Volx-Filmabende werden zwei weitere außergewöhnliche Streifen gezeigt: “Holy Motors“ von Leos Carax (23.10.) und „Bird“, eine Arbeit von Clint Eastwood über den Jazzer Charlie Parker (4.12.).