Gelsenkirchen-Buer. Seit 1926 gibt es die Bülser Schützen. Der Verein hält in Gelsenkirchen und der Region die Tradition aufrecht – auch mit großen Schützenfesten.
„Früher war es ganz grün hier in Bülse. Da gab es viele Bauernhöfe und sogar einen See”, erzählt Susanne Bohlenz, Geschäftsführerin des BSV Buer-Bülse. Wer das weiß, den erstaunt es nicht mehr, dass sich hier im August 1926 22 Bürger zusammenfinden, um einen Schützenverein zu gründen. Was dann doch beeindruckt ist die Tatsache, dass bei der ersten Versammlung des Bürgerschützenvereins Buer-Bülse bereits 97 Mitglieder eingetragen sind.
Es ist der Beginn einer erfolgreichen wie bewegten Vereinsgeschichte. Und eines Schützenvereins, der noch heute der Entwicklung im Revier trotzt. Denn: In diesen Tagen laufen die Vorbereitungen für das 40. Schützenfest, das immer noch über drei Tage gefeiert wird in einem großen Zelt, das viele „Grünröcke” aus der Region anzieht und ebenso viele Feierlustige aus dem Ortsteil. Denn, auch das ist außergewöhnlich, der Verein ist mit seinen zahlreichen Veranstaltungen und dem Engagement vor Ort ein wichtiges, eigentlich das Bindeglied schlechthin.
Auch ein eigener Spielmannszug gehört in Buer-Bülse seit 1927 dazu
Der Grundstein dafür wird spätestens 1927 gelegt, als der Verein sein erstes Schützenfest ausrichtet. Es geht als das schönste der frühen Vereinsgeschichte in die Annalen ein. Damit aber nicht genug. In diesem Jahr ruft man auch den eigenen Spielmannszug ins Leben, der ebenso erfolgreich die Jahrzehnte überdauert und bis heute ein wichtiges Element im örtlichen Leben ist. Welcher so kleine Ortsteil hat schon seine eigene Kapelle, die auch noch zu jeder denkbaren Gelegenheit aufspielt und für Frohsinn sorgt?
Wie überall legt sich bald ein Schatten auf das Vereinsleben – ein brauner. Gerade für Schützenvereine, Sinnbilder deutschen Brauchtums, sind die Zeiten eine Herausforderung. Sie müssen sich der neuen deutschen Ordnung unterwerfen. Die Bülser Schützen tun das auch. Bis der Krieg im Jahr 1940 das Vereinsleben zum Erliegen bringt.
Nach dem Krieg nimmt das Vereinsleben wieder Fahrt auf
So wichtig das Schützen-Brauchtum in den Augen der Nazis ist, so kritisch beäugen es die Besatzer. 1949 bemühen sich die Bülser um eine Neugründung des Vereins. Mit Genehmigung der Alliierten finden sich wieder 140 Schützen zusammen und schaffen den Neuanfang. Das 25-jährige Bestehen feiert man 1951 mit dem ersten Schützenfest nach dem Krieg. Danach nimmt das Vereinsleben wieder ordentlich an Fahrt auf. Dabei gilt immer: Langweilig wird es nie. Und noch eins: Die Bülser wissen, wie man feiert.
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„Ich bin 1980 dazu gekommen. Eigentlich war ich im Karneval aktiv, als Tanzmariechen bei den Bismarcker Funken”, erzählt Susanne Bohlenz. Gerne, berichtet sie, wollen die Schützen damals Karneval feiern – Tanzdarbietungen inklusive. „Die haben mich gefragt, ob ich mit einer Gruppe einige Tänze einstudieren könnte.“ Sie kann. Und sie macht es. Mit Folgen für das ganze Leben: „Ich habe dann schnell meinen Mann kennengelernt. Der spielte damals im Spielmannszug.” Das macht fortan auch Susanne Bohlenz.
Der Spielmannszug spielt im Gelsenkirchener Parkstadion
Sie greift zur Lyra. Gerade rechtzeitig, um bei einem der absoluten Höhepunkte in der Geschichte von Verein und Spielmannszug dabei zu sein. „1982 waren wir dabei, als Schalke im Parkstadion gegen des HSV gewann. Es war ausverkauft. Beckenbauer hat gespielt. Und wir sind in der Halbzeit über die Tartanbahn gelaufen und haben gespielt. Es war für uns alle unbeschreiblich. Da geht einem schon der Puls.” Dann lacht sie und räumt ein, in Sachen Zuhörerzahlen sei dieser Moment unerreicht. Lesen Sie auch: Die Bülser Schützen haben die erste Kaiserin seit 90 Jahren
Wenn, dann richtig. Das gilt immer, wenn sich die Bülser Schützen etwas vornehmen. Im Jahr 1990 ist es noch ein Karnevalsgag, als eine Truppe humorvoller Typen ein Showprogramm auf die Bühne bringt. Daraus entsteht das „ABC Showteam”, das über viele Jahre in Bülse und weit darüber hinaus aktiv ist und bis heute, lange nach der Auflösung, noch immer legendär ist.
Ein Zeltfest im Sturm: Ela wütet im Revier
Unvergessliche Momente gebe es somit viele, meint Susanne Bohlenz. Die meisten schön. Einige aber auch ganz schön knapp. So ist es etwa 2014, als man wieder zu Pfingsten das Schützenfest feiert auf der Festwiese an der Steinheimer Straße. Brüllheiß ist dieses Wochenende. Die „Grünröcke” stöhnen unter der drückenden Hitze. Und wie so oft will das Vogelschießen kein Ende nehmen. Dann aber ist es doch geschafft: Der neue König steht fest, zieht feierlich ins Festzelt ein und soll inthronisiert werden. Da bricht der Himmel auf. Es stürmt, so wie es das selten tut. Ela wütet im Revier. Lesen Sie auch: Der Spielmannszug sorgt in Bülse für den richtigen Takt
„Damit hatte keiner gerechnet. Es wurde vorhergesagt, es gibt ein Gewitter. Aber wie schlimm es wird. Das hat keiner geahnt. Und es war dann bald zu spät, das Zelt zu verlassen.” Der Vorsitzende, Klaus Lindner, habe das Kommando übernommen und das Programm fortgesetzt. „Damit keine Panik ausbricht. Das Zelt zu verlassen, wäre viel zu gefährlich gewesen. Ich werde nie vergessen, der Zeltwirt sagte immer, keine Panik – das Zelt hält.” Er soll recht behalten. Alle Gäste können am Ende das Zelt unverletzt verlassen. „Aber es war schon dramatisch.”
Bülser Mannschaft ist der einzige Erstligist der Stadt
Auf ganz andere Weise bewegt ist die sportliche Erfolgsgeschichte des Vereins. Jener hat eine ebenso aktive Sport- wie Traditionsabteilung. Die Bülser schießen in manchen Jahren sogar in der Weltspitze mit. Maik Eckhardt etwa nimmt mehrfach an Olympischen Spielen teil. „Er ist nach wie vor eine Legende im Schießsport - und uns bis heute verbunden.”
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Mittlerweile bilde er in seinem eigenen Stützpunkt in Dortmund Schützen aus der ganzen Welt aus. Und er bietet den Bülser Schützen hier einen Raum, Wettkämpfe der Zweiten Bundesliga auszutragen. In der nämlich ist man aktiv und erfolgreich, betont die Geschäftsführerin und sagt lachend, damit sei es aber nicht genug. Eine weitere Bülser Mannschaft ist noch erfolgreicher. „Im Moment sind wir der einzige Verein in Gelsenkirchen, der in der Ersten Bundesliga vertreten ist.“
Das Programm: Schützenfest auf der Festwiese
Turnusgemäß findet in diesem Jahr wieder das Schützenfest im Festzelt auf der Festwiese an der Steinheimer Straße statt. Wie immer beginnt es mit dem Schützenfest der Oberbürgermeisterin, einer großen Kaffeetafel im Zelt am Freitag, 3. Juni, um 15 Uhr. Mit dem „Bürgerball” und Tanz auf dem Dielenboden geht es am Samstag um 18 Uhr weiter. Der Eintritt kostet 5 Euro an der Abendkasse.
Der große Schützenumzug führt am Sonntag, 5. Juni, um 16.30 Uhr durch den Ortsteil. Der Abend klingt aus mit spanischer Musik von Rafael De Alcala und einem Großen Zapfenstreich um 21.30 Uhr.
Am Pfingstmontag, 6. Juni, findet ab 10.30 Uhr das Vogelschießen statt – mit gestrafftem Modus, damit es nicht mehr ganz so lange dauert, bis der Vogel fällt. Gegen 18 Uhr soll der neue König inthronisiert werden. Das Fest endet um 21 Uhr mit dem Ausmarsch.