Mit dem 58. Königsschuss holte der amtierende Bülser König Thorsten Zienc den Vogel herunter. Der vierte Kaiser der Vereinsgeschichte besteigt den Thron mit seiner Königin Kerstin, die damit die erste Kaiserin der Vereinsgeschichte wird.

Montagnachmittag, 16.27 Uhr: Die Bülser Schützen jubeln. Gerade ist der Vogel gefallen. Seitdem steht fest, mit Thorsten Zienc hat der Verein seinen vierten Kaiser und mit Königin Kerstin die erste Kaiserin der 90-jährigen Geschichte.

Rund zweieinhalb Stunden zuvor sind die Gemüter noch nicht auf Jubel eingestellt. Man hängt ordentlich im Zeitplan. Das Königsschießen hätte jetzt beginnen sollen. Doch der Vogel hat noch beide Flügel. Noch. Denn nun geht die 16-jährige Fabienne Rose an den Schießstand. Mit dem 100. Schuss holt sie den rechten Flügel herunter. Sie ist die zweite erfolgreiche Schützin des Tages. „Ich schieße im Verein. Aber beim Vogelschießen bin ich zum ersten Mal erfolgreich gewesen“, freut sie sich. „Den Flügel werde ich aufbewahren und irgendwo aufstellen.“

Keine Nachwuchssorgen

Fabienne Rose ist keine Ausnahme. Überall auf dem Festplatz sind junge Leute zu sehen. „Das freut uns sehr“, so Pressesprecherin Susanne Bohlenz. „Denn wir sind seit Jahren in der Jugendarbeit aktiv.“ Das zahlt sich nun aus. Nachwuchssorgen hat man hier nicht.

Parallel zum Trophäenschießen ziehen sich die Offiziere zur Königsbesprechung zurück - damit alles etwas schneller geht. Als gegen drei Uhr der linke Flügel fällt, sind die Aspiranten aber noch lange nicht zurück. Dafür bauen sich die Böllerschützen vom hessischen Partnerverein Bad Soden auf. Sie wollen vor dem Königsschießen Salut schießen.

Alte Tradition aus Bayern

„Das ist eine alte Tradition die eigentlich aus Bayern kommt“, erklärt Sven Hämel. „Dort wird das in Lederhosen gemacht. Wir aber haben uns für das Landsknechtkostüm entschieden.“ Die Männer mit „Sprengstoffschein“ haben ihre Schaftböller und Handböller dabei, dazu Standböller und FK Salut. Als um kurz vor vier die Offiziere, angeführt vom Spielmannszug, eintreffen, dürfen die Männer ihr Können zeigen. „Die ersten Reihen halten sich bitte die Ohren zu“, warnen die Herren noch vorsorglich, dann knallt es ordentlich. Die Festwiese vibriert, Rauch steigt auf. Die Gäste sind begeistert, klatschen und jubeln.

„Jetzt wird es ernst“, sagt Daniel Schlaegel, Moderator des Festes, durch das Mikrofon. Die Offiziere treten an den Schießstand heran. Alle geben sie einen Ehrenschuss ab. Viele ziehen danach den Hut, einige schweren Herzens. Oftmals aber geben die Damen Zeichen, dass es jetzt reicht. Zu groß ist die „Gefahr“, mit der Königsmunition unverhofft den Vogel abzuschießen. Holzspäne splittern bei jedem Schuss ab. Dann geht es ganz schnell. Nach dem 58. Schuss liegen die Gratulanten dem neuen Kaiser in den Armen.