Oberhausen. Wer Blut oder Plasma spendet, bekommt im Oberhausener Blutspendezentrum jetzt einen Sonderzuschlag. Denn dort ist der Mangel enorm.
Vor der Pandemie konnte das Blutspendezentrum Oberhausen die typischen Tiefs des Jahres noch gut auffangen: Dass man zur Urlaubssaison im Sommerloch oder zur Erkältungszeit weniger Blutkonserven für die Krankenhäuser im Depot hatte, kalkulierte man eben mit ein. Durch die coronabedingte Zurückhaltung der Menschen, ihr Blut zu spenden, wurde aber die Not, insbesondere zu den schwierigen Zeiten des Jahres, groß – nun offenbar so groß, dass sich der Betreiber des Zentrums an der Centro-Promenade, die BZD-Gesellschaft für Transfusionsmedizin Duisburg, erneut „für besondere Maßnahmen entschieden“ hat.
Denn jede Spenderin und jeder Spender erhält dort aktuell für jede Vollblut- oder Plasmaspende einen Notzuschlag von fünf Euro, zusätzlich zur regulären Aufwandsentschädigung von 20 Euro. Den Sonderzuschlag gibt es schon seit Beginn der Herbstferien. Bis zum 30. Oktober soll er noch in allen BZD-Zentren (Oberhausen, Gelsenkirchen, Wuppertal, Duisburg) ausgezahlt werden, wie Sprecherin Brigitte Dingermann angibt. „Bislang hat der Zuschlag aber leider nicht den von uns versprochenen Erfolg gebracht“, muss sie eingestehen.
Oberhausener Blutspendezentrum: Geldanreiz lockt bislang nur wenige Spender
Im Sommerloch hatte man es mit den Bonus-Euros erstmalig für etwa einen Monat versucht und habe so tatsächlich mehr Zulauf verzeichnen können. Dass der finanzielle Anreiz dieses Mal bislang nicht zündet, könnte nach Auffassung des BZD-Team mit der „intensiver grassierenden Grippewelle“ zu tun haben. Denn eine Voraussetzung für eine Blutspende ist natürlich, dass man gesund ist – neben anderen Faktoren wie volljährig zu sein oder vier Wochen keine Antibiotika eingenommen zu haben. Übrigens: Nach einer Corona-Impfung darf man direkt Blut spenden, eine Pause oder gewisse Zurückhaltung ist nicht notwendig.
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Wie groß die Not bei dem Krankenhaus-Zulieferer nun ist, zeigt sich mit Blick auf die Zahlen: Aktuell verzeichnet man bei der BZD nach eigenen Angaben fast 1000 Spenderbesucher weniger als im Oktober 2019, also vor der Pandemie. Von der Blutgruppe null habe man aktuell lediglich drei Blutkonserven im Lager – wünschenswert sei das Hundertfache.
DRK zum Blutmangel: Schwerste Zeit ist vorbei
Beim Deutschen Roten Kreuz geht der Alarm weniger schrillend. Stephan David Küpper, Sprecher beim DRK-Blutspendedienst West, spricht aktuell auch von „nicht gerade rosigen Zeiten“, die schwierigste Phase habe man aber hinter sich. Überraschenderweise verortet Küpper diese auf die Zeit nach dem dritten Lockdown im Frühsommer, als die Corona-Maßnahmen wieder gelockert wurden.
„Je beweglicher die Menschen wurden, desto schlechter wirkte sich das aufs Blutspendeverhalten aus.“ Küppers These: Während des Lockdowns konnten die Leute nichts unternehmen – außer im Supermarkt einzukaufen oder zum Blutspende-Termin zu gehen. „Die Blutspende war ja immer von allen restriktiven Maßnahmen ausgeschlossen.“ Als die Menschen wieder alles durften, sei der Blutspendetermin uninteressant geworden. „Vorher war es eine Möglichkeit, um sogar seinen Nachbarn mal wieder zu sehen.“
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Das große Problem dabei: Die sinkende Bereitschaft ist laut Küpper auf wachsende Nachfrage in den Krankenhäusern gestoßen. „Denn dort hat man dann nach dem Lockdown auch viele Operationen nachgeholt, für die man die Blutkonserven benötigt.“
Aus Oberhausens Krankenhäusern hört man allerdings keine besorgten Stimmen. In der Helios St. Elisabeth Klinik in Styrum habe man keine Operation verschieben müssen, weil Blutkonserven gefehlt haben, sagt Sprecherin Christina Fuhrmann. Man sei über das Unternehmensnetzwerk der Helios-Gruppe gut verbunden mit dem Helios-Klinikum Krefeld, einem Maximalversorger mit einer eigenen Blutbank. „Das hilft uns sehr.“ Aus dem Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) heißt es: „Angespannt ist die Lage seit Beginn der Corona-Krise regelmäßig. Aber es war vor einigen Monaten schon einmal schlimmer als jetzt.“
Blutmangel in den Krankenhäusern? Oberhausener Ameos-Kliniken geben Entwarnung
Auch bei den drei Oberhausener Ameos-Kliniken St. Clemens, St. Josef und St. Marien gibt es derzeit keine Knappheit. Dort bezieht man das Blut vorwiegend aus dem DRK-Zentrum für Transfusionsmedizin Breitscheid, über das die gesamte Region versorgt wird. „In Breitscheid hat man zwar angemahnt, dass es weniger wird, aber einen Mangel spüren wir noch nicht“, sagt Dr. Elke Fortkamp-Schneider.
Der Anästhesie-Chefärztin im St. Clemens ist aus ihrem Haus ebenfalls keine Operation bekannt, die wegen fehlender Konserven verschoben werden musste. „Es ist ohnehin zu viel Blut im Umlauf“, sagt sie – und plädiert für weniger Alarmismus. „Man könnte insgesamt auch mit weniger auskommen, wenn man auf blutarme Operationen setzt und auf den Hämoglobin-Wert im Blut der Patienten achtet.“
Neuer DRK-Blutspendetermin in Oberhausen
Der DRK-Blutspendedienst West ist das nächste Mal am Mittwoch. 3. November, in Oberhausen im Einsatz. Im Ev. Apostelkirche Gemeindesaal Sterkrade-Tackenberg (Dorstener Straße 406) können Spender dort von 15 bis 19 Uhr einen Dienst für die Allgemeinheit leisten. Das DRK bittet alle, die Blut spenden möchten, sich vorab online einen Termin zu reservieren: www.blutspende.jetztDa ein Imbiss nach der Blutspende zurzeit coronabedingt nicht stattfindet, gibt das Rote Kreuz zur Stärkung Lunchpakete aus. Zum Thema Geld heißt es beim DRK: „Wenn Sie Blut spenden, sollten Sie es tun, weil Sie anderen helfen wollen.“ Man halte sich an den ethischen Kodex und das Transfusionsgesetz, in welchen es jeweils heißt, dass die Blutspende freiwillig und unentgeltlich sein soll.