Oberhausen. Wie viele Impfdurchbrüche gibt es? Zählen die Kliniken geimpfte Intensivpatienten? Welche Gruppe ist besonders getroffen? Die Lage in Oberhausen.
In Oberhausen wurden bis Anfang Oktober insgesamt 324 Impfdurchbrüche bestätigt, also nachgewiesene Corona-Infektionen unter vollständig geimpften Personen. Das teilte die Stadt auf Nachfrage mit. Demnach sind von den rund 12.700 Corona-Fällen, die in Oberhausen bis zum 5. Oktober insgesamt gemeldet wurden, etwa 2,5 Prozent unter Geimpften aufgetreten.
Nach Angaben der Stadt waren 38 von den 324 Fällen asymptomatisch. Knapp jede zehnte festgestellte Infektion unter Geimpften verlief also ohne Krankheitssymptome. Mitte August hatte die Stadt nur rund 80 Impfdurchbrüche gemeldet, innerhalb von zwei Monaten hat sich die Zahl der Impfdurchbrüche also etwa vervierfacht. Auffällig sind diese Zahlen nach Auffassung der Stadtverwaltung mit Blick auf das Infektionsgeschehen insgesamt allerdings nicht.
Oberhausen: Drei Todesfälle im Oktober, darunter ein Geimpfter
„Die Impfdurchbrüche kommen vor allem in den im Alltag besonders aktiven Altersgruppen vor“, sagt Stadtsprecher Martin Berger. „Sie könnten reduziert werden, wenn der Anteil der Impfungen in diesen Altersgruppen insgesamt höher liegen würde.“ In Zahlen heißt das: Ein Viertel – und damit der größte Anteil der Impfdurchbrüche – ist im Alter zwischen 30 und 39 Jahren zu beobachten. Danach folgen die 40- bis 49-Jährigen (22 Prozent), dann die 50- bis 59-Jährigen (16 Prozent). Zu 54 Prozent sind Männer betroffen, zu 46 Prozent Frauen.
In dieser Woche sind drei weitere Personen in Oberhausen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Wie man im Rathaus nun mitteilt, waren zwei der Verstorbenen ungeimpft, eine Person war geimpft. In den Oberhausener Krankenhäusern heißt es einheitlich: Ja, es kann auch unter Geimpften vereinzelt zu schweren Verläufen kommen – die Zahl der lebensbedrohlichen Infektionen und Intensivpatienten mit einer vollständigen Impfung sei bei ihnen aber verschwindend gering.
Helios-Gruppe macht Zahlen zu Impfdurchbrüchen transparent
Besonders transparent geht die private Helios-Gruppe, die in Oberhausen das St. Elisabeth Klinikum in Styrum betreibt, mit den Impfdurchbrüchen in ihren Krankenhäusern um. Online werden auf der Homepage des Unternehmens seit Ende August wöchentlich Zahlen zum Impfstatus der an Corona erkrankten Patienten aufgeführt. Den Daten zufolge hatten von rund 1300 Covid-Patienten lediglich 327 einen vollständigen Impfschutz. Von ihnen wiederum sind nur 49 Helios-Patienten auf der Intensivstation gelandet.
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Damit ist der Anteil der geimpften Corona-Patienten, die auf der Intensivstation behandelt werden müssen, allerdings nicht viel geringer als bei den Ungeimpften: Etwa 16 Prozent der insgesamt 970 ungeimpften stationär behandelten Corona-Patienten und etwa 15 Prozent der 328 geimpften Patienten kamen auf die Intensivstation. Den Daten zufolge ist die Chance, im Falle einer schweren Corona-Erkrankung nicht intensivpflichtig behandelt werden zu müssen, unter Geimpften also nicht wesentlich geringer.
Ameos: „Zahl der Impfdurchbrüche in vergangenen Wochen leicht angestiegen“
Allerdings machen die Daten eben auch deutlich: Überhaupt einen schweren Covid-Verlauf zu bekommen, ist bei Geimpften sehr viel unwahrscheinlicher. Nach Auffassung von Helios zeigen die Daten deshalb, „sehr anschaulich, dass wir eine weitere Welle in den Kliniken mit den Corona-Impfungen abwenden oder zumindest sehr klein halten können“. Zuletzt betonte auch Gernot Marx, Präsident der Vereinigung der Intensiv- und Notfallmediziner (Divi), dass die Impfdurchbrüche mit schweren Verläufen meist sehr alte Menschen oder Patienten treffen würden, deren Immunsystem etwa durch eine Chemotherapie ohnehin geschwächt sei.
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Wie sieht die Lage bei den anderen Klinikbetreibern aus? Aktuell gibt es in Oberhausens Krankenhäusern überhaupt nur 25 Corona-Fälle. „Derzeit befinden sich nur sehr wenige Covid-Patienten im Ameos Klinikum St. Clemens in stationärer Behandlung“, sagt auch Kathrin Girszewski, Sprecherin der Ameos-Gruppe in Oberhausen. „Die Anzahl von Patienten mit Impfdurchbruch nach Doppel-Impfung ist in den vergangenen Wochen leicht angestiegen.“ Gleichzeitig sei aber zu beobachten, dass ein überwiegender Teil dieser Gruppe nur leichte bis mittlere Symptome aufweise.
Impfdurchbrüche: So ist die Lage im Johanniter Krankenhaus und EKO
Auch im Johanniter Krankenhaus in Sterkrade betont man: „Es gibt Impfdurchbrüche, aber die absolute Mehrheit unserer Covid-Patienten ist ungeimpft, die Symptomatik bei den geimpften Patienten in der Regel weniger schwer ausgeprägt als bei den Ungeimpften.“ Genaue Daten könne man aber nicht vorlegen, da die Hygieneabteilung der Klinik gerade erst damit begonnen habe, den Impfstatus der Patienten zu erheben und zu dokumentieren, so Krankenhaussprecher Stefan Wlach.
Im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) spricht man ebenfalls von einer „Pandemie der Ungeimpften“. Die Zahl der Corona-Patienten sei aktuell insgesamt so gering, dass man keine Zahlen zu den Impfdurchbrüchen mit einer statistischen Aussagekraft nennen könne. Kliniksprecherin Silke Sauerwein: „Klar aber ist: Es handelt sich um ganz vereinzelte Fälle.“
Impfdurchbruch bei welchem Vakzin?
Kein Krankenhaus in Oberhausen hat Hinweise dazu, ob die stationär behandelten und intensivpflichtigen Corona-Fälle unter Geimpften mit einem bestimmten Impfstoff in Verbindung stehen. Nach Informationen der Ständigen Impfkommission (Stiko) sind die meisten Impfdurchbrüche jedoch bei Personen zu beobachten, die mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geschützt wurden. Hier seien „im Verhältnis zur Anzahl der verabreichten Impfstoffdosen in Deutschland die meisten Covid-19-Impfdurchbruchserkrankungen“ zu beobachten, heißt es in einer Pressemitteilung vom 7. Oktober. Deshalb wird allen Johnson-Geimpften eine Auffrischung durch einen mRNA-Impfstoff empfohlen.