Oberhausen. Mitten im Ruhrgebiet entsteht ein dicker Stromspeicher, die in Zeiten erneuerbarer Energien so dringend nötig sind – die Essener Aluhütte hilft.
Die Klimawende in der Energiepolitik benötigt mehr elektrische Kraft denn je. Deshalb rüstet Amprion, einer von vier Betreibern der großen Strom-Übertragungsnetze mit Hochspannungsmasten in Deutschland auf – in diesem Jahr neben Freileitungen in Essen und in Bottrop auch einige in Oberhausen.
So soll bereits ab dem Jahr 2023 die nahe gelegene Aluminiumhütte von Trimet in Essen-Borbeck mit einer Super-Hochspannungsleitung ans Stromnetz angeschlossen werden, um schneller Massen des vielfach verwendbaren Metalls produzieren zu können. Denn die seit über 50 Jahren mit viel Strom Aluminium produzierende Hütte soll bereits ab dem übernächsten Jahr als „virtuelle Batterie“ eingesetzt werden.
Mit Stromüberschuss wird flüssiges Rohaluminium erzeugt
Die Aluminiumfabrik dient dann quasi durch ihre Produktionskraft als „Stromspeicher“ – das ist gerade in Zeiten zunehmender, aber nicht verlässlicher erneuerbarer Energie aus Wind und Sonne wichtig. Bläst zu viel Wind oder scheint die Sonne stärker, als an Strom akut benötigt wird, springt die Aluhütte ein: Sie erzeugt mit der aktuell überflüssig vorhandenen Energie flüssiges Rohaluminium. Das wird in den Elektrolysezellen zwischengespeichert und erst später weiterverarbeitet – beispielsweise dann, wenn das Stromaufkommen wieder abgesunken ist oder die restliche Stadtgesellschaft mehr Strom benötigt.
Trimet glättet also flexibel durch die Alu-Produktion die schwankenden Stromeinspeisungen durch erneuerbare Energien. Nach Angaben von Amprion macht das Speicherpotenzial 2000 Megawattstunden aus – das ist so viel wie ein großes Pumpspeicherkraftwerk.
Um als „virtuelle Batterie“ dienen zu können, benötigt die Trimet-Aluhütte allerdings nicht mehr 220-kV-Stromleitungen, sondern muss ans Höchstspannungsnetz mit einer Spannung von 380 kV angeschlossen werden. Von der Umspannungsanlage Büscherhof in Oberhausen-Osterfeld entlang des Rhein-Herne-Kanals zur Umspannungsanlage Borbeck (Länge: 1,2 Kilometer) und dann bis zur Aluhütte müssen also die derzeitigen Leitungen auf den Hochspannungsmasten aus dem Jahre 1970 ausgetauscht werden. Betroffen sind die Städte Oberhausen, Bottrop und Essen.
Und das ist aufwändiger, als viele Laien denken, weil Trimet angewiesen ist, dass die Stromzufuhr niemals unterbrochen wird. Also baut Amprion zunächst eine zweite Hochspannungsstrecke mit Masten neben der alten Leitungsstrecke als Provisorium für zwei Jahre – um dann nach Leitungsaustausch auf den alten Masten die neuen Masten wieder abzubauen. Für diesen zwei Jahre andauernden erheblichen Eingriff in die Landschaft musste Amprion bereits 2019 ein aufwändiges Planfeststellungsverfahren mit Bürgerbeteiligung starten – das mit dem positiven Beschluss der Bezirksregierung nun zu Ende geht. Noch in diesem Jahr will Amprion mit dem Bau loslegen.
In Oberhausen werden die Unterlagen des Planfeststellungsbeschlusses aber erst noch einmal im Technischen Rathaus ausgelegt – vom 3. bis 17. Februar 2022. Sie sind einsehbar nach Terminvereinbarung (per E-Mail an bauleitplaene@oberhausen.de oder telefonisch unter 0208 825-3265, -2715 oder -3242) im Bereich Stadtplanung in Sterkrade, Bahnhofstraße 66, Erdgeschoss, Raum A 009, Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr und Freitag von 8 bis 12 Uhr.
In Bottrop liegen Beschluss, Erläuterungen und Zeichnungen des Projekts vom 26. Januar bis 9. Februar 2022 aus – im Verwaltungsgebäude Luise-Hensel-Straße 1 (Stadtplanungsamt). Zugang wird nach einer Terminvereinbarung (telefonisch unter 02041 70-3355 von montags bis freitags 8.30 bis 12 Uhr sowie per E-Mail an flaechennutzungsplan@bottrop.de) gewährt.
In Essen liegen die Unterlagen vom 26. Januar bis 9. Februar 2022 bei der Stadtverwaltung im Amt für Stadtplanung und Bauordnung, Lindenallee 10 (Deutschlandhaus), 3. Etage, Raum 301b, aus. Interessenten werden um vorherige Anmeldung (telefonisch 0201 88-61354 sowie unter www.essen.de/stadtplanung) gebeten.