Essen. WAZ öffnet Pforten: In der Essener Aluhütte Trimet tauchen 20 Leser ein in die Welt des vielseitig verwendbaren Leichtmetalls Aluminium.
780 Menschen arbeiten in der Essener Aluminium-Hütte Trimet, aber in der gut 750 Meter langen Elektrolyse-Halle bekommt die Besuchergruppe kaum einen Arbeiter zu Gesicht. Obwohl im Inneren der 360 Öfen Temperaturen von 960 Grad herrschen, wirkt die Halle heute beinahe kühl.
Führer Klaus Hoffmann, ein studierter Metallhüttenmann und Leiter der Abteilung Werkstofftechnik, demonstriert den WAZ-Lesern in einem einfachen Versuch, warum Menschen mit Herzschrittmachern die Produktionshallen auf keinen Fall betreten dürfen. Er hält Dutzende Büroklammern in der Hand, die wie von Klebstoff gehalten aneinanderhaften und sich dann im magnetischen Feld gleichförmig aufrichten. „Ein Beweis dafür, welche starken magnetischen Kräfte hier wirken“, sagt der Alu-Experte.
20 Zeitungsleser nehmen an der informativen Führung durch den Betrieb teil und jeder von ihnen ist fasziniert von den Superlativen, die die Alu-Hütte produziert. Einer dieser Superlative ist der Stromhunger, denn die Trimet zählt zu den energieintensivsten Betrieben in Deutschland. „Wir verbrauchen so viel Strom im Jahr wie die Stadt Essen“, sagt Achim Laub, der schon 1969 bei der Grundsteinlegung für die Alu-Hütte dabei war. Er fügt hinzu: „Ein Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs entfällt auf unser Essener Werk.“
„Das Schlimmste wäre ein Stromausfall von mehr als sechs Stunden . . .“
Dementsprechend sorgenvoll verfolgen die Manager den Abschied von der Kohle und den Kohlekraftwerken. Immer wieder betonen sie, wie lebenswichtig eine stabile Energieversorgung für die Trimet ist. „Das Schlimmste wäre ein Stromausfall von mehr als sechs Stunden, dann kriegen wir die Öfen nicht mehr an“, sagt Klaus Hoffmann. Keine Überraschung: In der Trimet wird in drei Schichten rund um die Uhr produziert und an 365 Tagen im Jahr – also auch Heiligabend und Silvester.
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Die Besucher tragen einen Helm, Brille und einen langen Schutzkittel. Wohin sie auch gehen, stoßen sie auf Mitarbeiter, die buchstäblich für ihr Produkt brennen. „Aluminium ist unsere Leidenschaft“, heißt ein typischer Trimet-Werbeslogan. Oder: „Alu macht vieles leichter.“
In der Alu-Hütte begegnet den Besuchern das gewonnene Aluminium in großen und vor allem schweren Formen: als Walzbarren, Masseln und Rundbarren. Viele wirken wie Kolosse. „Wie schwer ist der Walzbarren, der da oben am Kran hängt? fragt ein Leser. „Gut acht Tonnen“, lautet die prompte Antwort.
Das Leichtmetall im Alltag – von der Alufelge über die Alufolie bis zum Joghurt-Deckel
Im Alltag begegnet Aluminium den Besuchern auf vielfältigste Art und Weise: als Alufelge oder Motorblock im Auto oder als dünne Flugzeughaut, als Leichtfahrrad oder im Handy, als Alufolie oder Deckel eines Joghurt-Bechers. An den acht Trimet-Standorten in Deutschland und Frankreich werden rund 775.000 Tonnen Aluminium im Jahr produziert und entwickelt, fast die Hälfte – gut 300.000 Tonnen – produziert die Alu-Hütte in Essen, die größte im Trimet-Verbund.
Die Gießerei neben der Elektrolyse-Halle erfüllt ein mächtiger Dauerbrummton. Zwölf Schmelz-Mischöfen, zwölf Gießöfen und vier Schmelz-Gießöfen sorgen für eine große Spezialitäten-Vielfalt. Leser Werner Hollbeck aus Stadtwald interessiert sich für die Legierungen. „Welche Stoffe fügen Sie dafür hinzu?“ Als Antwort wird ihm ein Auszug aus dem Periodensystem präsentiert: „Zink, Mangan, Magnesium, Nickel, Titan, Silizium. . .“ Sie rühren die Zutaten zusammen wie ein Koch, der mit allerlei Kräutern und Zutaten nachwürzt.
„Das Gefährlichste in unserem Betrieb ist der Verkehr auf dem Gelände“
Um von der Elektrolyse-Halle in die Gießerei zu gelangen, muss die Gruppe eine der vielen Straßen auf dem auffallend grünen Werksgelände überqueren. „Das Gefährlichste in unserem Betrieb ist der Verkehr“, sagt Hoffmann. Aber auch in den Hallen selbst ist viel Bewegung. In der Gießerei kommt ein Seitenstapler angerollt. In Windeseile schnappt sich der Fahrer einen zwei Tonnen schweren Rundbarren, als sei es ein Zahnstocher.
Leser Walter Waldeit (66) hat eine Lehre bei Krupp absolviert und ist dann zur Polizei gewechselt, zuletzt im Rang eines Kriminalhauptkommissars. Er lobt die Führung und die Führer. „Die Besichtigung war äußerst informativ, alle Fragen sind beantwortet worden.“