Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchener Banken und Sparkassen drehen an der Preisschraube. So teuer werden Konten von Privatkunden.

Vor neun Monaten sprach der Bundesgerichtshof ein deutliches Urteil: Viele Gebührenerhöhungen von Banken und Sparkassen waren laut Richterspruch unwirksam. Die Folge: Die Geldinstitute zahlten zu viel erhobene Gelder automatisch ihren Kundinnen und Kunden zurück oder mussten es auf deren Antrag hin tun. Das ging in die Millionen, bundesweit in die Milliarden. Geld, das fehlt, und das sich die Bankhäuser nun zurückholen. Also wird auch in Gelsenkirchen an der Gebührenschraube gedreht.

Gebührenerhöhungen bis zu 50 Prozent bei Geldinstituten in Gelsenkirchen

Das größte Geldinstitut in Gelsenkirchen, die Sparkasse mit rund 100.000 Kunden, erhöht nach Angaben ihres Sprechers Udo Kramer zum 1. April nächsten Jahres ihre Kontoführungsgebühren. „Es geht um Preissteigerungen von einem Euro bis 1,45 Euro pro Monat für die Kontoführung bei Privatkunden“, sagt Kramer. Für die vier angebotenen Kontomodelle liegt demnach die Teuerungsrate zwischen elf und 41 Prozent vor. Der günstigste Tarif liegt dann bei 4,95 Euro im Monat, der teuerste bei 12,90 Euro.

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Auch die Commerzbank hat die Gebühren erhöht. Ihr bisher kostenloses Giro­konto kostet bei gewohnter Nutzung seit 1. Juli 2021 im Monat 4,90 Euro, ein eventueller monatlicher Geld­eingang entfalle, so Sprecher Matthias Kretschmer. Kunden der Commerzbank, die das teuerste Konto, das Premium Konto, nutzen, zahlen 30 Prozent mehr. Damit ist der Preis von 9,90 Euro auf 12,90 Euro gestiegen. Gratis bekommen diese Kunden die Konto­führung nur noch, wenn sie aktiv in das Giro­konto Basic wechseln. Bedingung für dieses Konto­modell: Onlinenutzung und ein monatlicher Mindestgeldeingang.

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Bei der Volksbank Ruhr-Mitte hat es nach sieben Jahren ohne eine Gebührenanhebung im Frühjahr vergangenen Jahres eine Anpassung für die rund 67.000 Kunden gegeben. Die Preissteigerung betrug ein bis 1,50 Euro. Auf Grundlage des günstigsten Kontomodells und des teuersten – 4,49 und 8,99 Euro – ergibt sich eine Verteuerung um 20 bis 50 Prozent. „Einen großen Anteil an der Kostenentwicklung hat die Zinspolitik“, erläutert Unternehmenssprecher Wilhelm Uhlenbruch. „Die Strukturveränderungen durch die Politik der Europäischen Zentralbank sind für alle Banken umfassend. Preisanpassungen für die Verbraucher können daher nicht dauerhaft ausgeschlossen werden.“

Hinzu kommen als Grund für die Anpassungen neu eingerichtete Bezahlmöglichkeiten wie das kontaktlose Zahlen per Karte oder Smartphone, solche Leistungen verursachen ebenso Kosten – das betonen sowohl Sparkassen als auch Volksbank und Commerzbank.

Ertragsrückgänge bei Gelsenkirchener Banken und Sparkassen durch Niedrigzinspolitik

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank lässt die Einnahmen der Institute nämlich genau da schwinden, wo es sie besonders schmerzt: im Zinsgeschäft. Das liegt zum einen am Minuszins. Parkt ein Institut Geld bei der EZB, wird eine Gebühr von 0,4 Prozent fällig. Da die Ersparnisse der Kunden deutscher Banken hoch sind, müssen die Institute häufig Geld bei der Notenbank parken. Und zahlen entsprechend drauf.

Der Zinsüberschuss, also die Erträge aus dem Kredit- und Einlagengeschäft, macht den wichtigsten Teil der Einnahmen für deutsche Banken aus. Das gilt insbesondere für die weit verbreiteten Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Deshalb wird das Jahr für Jahr ein größeres Problem für die Branche: Kunden tilgen alte Kredite, die den Banken noch etwas höhere Zinsen einbrachten. Die neuen Kredite sind für den Verbraucher deutlich günstiger – und für die Bank ein immer schlechteres Geschäft.

Erfreulich für die Banken und Sparkassen: Ihnen zufolge haben die meisten Kundinnen und Kunden den neuen Geschäftsbedingungen zugestimmt.