Gelsenkirchen-Buer. Wie der unkonventionelle St.-Urbanus-Pastor Marius Schmitz in Gelsenkirchen Sympathien gewann. Und was er zum Abschied denkt.
„Was? Schon vorüber?!“ Wenn Pastor Marius Schmitz Ende Mai seine Koffer packt, um die Pfarrei St. Urbanus in Richtung Hattingen zu verlassen, wird er sich beinahe fühlen wie frisch in einer Zeitmaschine entstiegen. „Die sieben Jahre sind so schnell vorbei gegangen“, sagt er rückblickend und lächelt: „Das ist ja eigentlich ein gutes Zeichen dafür, dass man sich wohl gefühlt hat.“ Genau so war es auch – obwohl der Duisburger 2014 seine erste Kaplanstelle auf einer Baustelle antrat.
Es war eine Zeit des Umbruchs: Sechs Kirchen, das Schülercafé Escafelation an der Goldbergstraße und das Jugendzentrum JuHu an der Ludgeristraße wurden in Schmitz’ Amtszeit geschlossen. Der Pfarrei-Entwicklungs-Prozess, die Neuaufstellung der sieben Gemeinden vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen und Kirchensteuer-Zahlungen sowie wachsenden Priestermangels, sie prägte die Anfänge von Schmitz als Priester. Dennoch: „Das Glas war und ist halbvoll“, betont der 37-Jährige in seiner zurückhaltenden, offen-freundlichen Art.
Messdiener-Arbeit in Gelsenkirchen war Pastor Schmitz immer ein Anliegen
Diese brachte ihm viele Sympathien ein in St. Urbanus, wo er Gottesdienste, Trauungen, Taufen und Beerdigungen abhielt, die Messdiener-Ausbildung und einige Zeit den Firm-Unterricht mit übernahm, anfangs als Kaplan, ab 2017 als Pastor. Die Betreuung der Messdiener war ihm immer ein „großes Anliegen, weil ich als Kind und Jugendlicher selbst immer viel Spaß daran hatte“.
Auch an die Lagerfeuer-Gespräche bei einer Fahrt mit Firmlingen denkt er gern zurück. „Da kamen dann manche Sachen zur Sprache, die man sich sonst vielleicht nicht zu sagen traut.“ Solche unverstellten Momente erlebte er auch unverhofft mit Erwachsenen, die ihn bei einer zufälligen Begegnung um eine kleine Kirchenführung baten – und dabei zeigten: Gott spielt in deren Leben eine Rolle. Für Schmitz ein Beweis: Das Glas ist halbvoll.
Von der „lebendigen Krippe“ bis zum „Chor-Flashmob“ bei Saturn
Auch interessant
Wichtig war ihm nicht zuletzt der Schwerpunkt Citypastoral, also die Seelsorge in der Innenstadt. In Kooperation mit den Protestanten vor Ort organisierte er eine „Lebendige Krippe“ in der Fußgängerzone und einen „Chor-Flashmob“ bei Saturn, bei dem Sängerinnen und Sänger Kirchenlieder anstimmten.
Ob nun als Kellner, der Ehrenamtlichen bei einem Dankeschön-Abend Bier servierte, als Saxofonist auf der Orgelempore, der Gottesdiensten einen etwas anderen musikalischen Rahmen verlieh, oder als Koch, der bei Messdiener-Leiterrunden mit Spaghetti Bolognese für besondere kulinarische Farbtupfer sorgte: Schmitz war nie der distanzierte „Herr Pastor“, sondern „Gottes nettes Bodenpersonal von nebenan“, das sich auch nicht zu schade war, die Ameland-Fahrer morgens um 6 Uhr mit Gottes Segen zu verabschieden.
Wenn sich Pastor Schmitz am Samstag/Sonntag, 28./29. Mai, in den Gottesdiensten um 17, 10 und 19 Uhr (coronabedingt nur) von jeweils 160 Gläubigen persönlich verabschiedet, wird buchstäblich ein Stück von ihm bleiben: Auf seine Initiative hin wurde die alte Beichtkapelle in St. Urbanus modernisiert als Ort für Gespräche und Ausstellungen. Das Motto: „zeit+raum“ – irgendwie passend für jemanden, der die sieben Jahre in St. Urbanus wie in einer Zeitmaschine erlebt hat.
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook