Oberhausen. Abzocke im Internet und am Telefon, Probleme mit Mahnungen und Rechnungen: Wie die Verbraucherzentrale den Menschen in Oberhausen hilft.

Nach dem morgendlichen Gang zum Briefkasten fuhr einem Oberhausener der Schock in die Glieder: Er soll 24.700 Euro an ein Inkasso-Unternehmen zahlen: Mahngebühren für zwei Kredite, die er angeblich aufgenommen hatte. Er versuchte, die Sachlage zu klären, doch das Inkasso-Büro ließ ihn eiskalt abblitzen. In seiner Not wandte sich der Mann an die Oberhausener Beratungsstelle der Verbraucherschutzzentrale – als einer von rund 4900 Ratsuchenden, um die sich die Expertinnen im Corona-Jahr 2020 gekümmert haben.

Das geht aus dem Jahresbericht hervor, den die Verbraucherzentrale nun vorgelegt hat. Die Pandemie hat auch die Arbeit in der Beratungsstelle erheblich beeinflusst. Über mehrere Wochen war die direkte Anlaufstelle an der Paul-Reusch-Straße geschlossen. Dennoch berichtet das Team über einen regen Zulauf. Die Anfragen stellten die Bürgerinnen und Bürger per Telefon und E-Mail.

„Für Menschen mit Sprachbarrieren und digital weniger affine Personen bleibt ein persönlicher Austausch aber unverzichtbar“, sagte Angelika Wösthoff, Leiterin der Beratungsstelle Oberhausen, bei der Vorstellung des Jahresberichts 2020. Das gelte auch bei komplexen Rechtsproblemen oder sensiblen Finanzfragen.

Alles wird digitaler

Die Pandemie habe den digitalen Ansätzen in der Verbraucherzentrale einen Schub gegeben, sagt Beratungsstellen-Leiterin Angelika Wösthoff.Neben Video, Online- und Telefonberatung gehören nun auch Onlinevorträge zu Verbraucherfragen, virtuelle Thementreffs oder digitale Bildungsangebote für Schulen und Geflüchtete zum Portfolio. Weitere digitale Schritte seien in Planung.

Der Fall des Oberhauseners mit der immens hohen Inkasso-Rechnung sticht im Jahresbericht besonders hervor. So etwas sehen die erfahrenen Expertinnen der Beratungsstelle auch nicht alle Tage. Doch auch hier hatten die Verbraucherschützerinnen Erfolg. Die Rechnung wurde letztlich storniert.

In dem Fall war eine Rechtsberatung nötig, eine von insgesamt 1300 im vergangenen Jahr. Den meisten Ratsuchenden konnte das Team der Verbraucherzentrale helfen. Fast die Hälfte, nämlich in 46 Prozent der Fälle, erfolgte die Rechtsberatung dabei sogar kostenlos, weil die Ratsuchenden nur über ein geringes Einkommen verfügten.

Im Dschungel von Warnungen, Testpflichten und Absagen

Top-Thema im Pandemie-Jahr: Angesichts von Reisewarnungen, Quarantäne- und Testpflichten, Absagen und Umbuchungen rangierten Anfragen rund ums Thema Reisen in der Statistik der Beratungsstelle ganz oben. Oft hätten die Betroffenen beklagt, dass Rückzahlungen von Reiseanbietern verschleppt oder verweigert würden – oder bei Stornierungen versucht werde, mit Gutscheinen zu vertrösten. Wösthoff: „Besonders verärgerte die Menschen, wenn Anbieter auf ihre Anfragen gar nicht oder erst nach Wochen reagierten.“

Ebenfalls in den Bereich „Dienstleistungen“, der 25 Prozent der Beratungen ausmachte, fielen weit überzogene Forderungen von Schlüsseldiensten, Rohrreinigungs- und Schädlingsbekämpfungs-Notdiensten. Sie waren auch 2020 ein Dauer-Ärgernis. Immer wieder suchten auch Verbraucherinnen und Verbraucher Rat, die auf unseriöse Angebote oder gezielte Betrugsmaschen im Internet hereingefallen waren. „Die hatten dann mit untergeschobenen Verträgen oder mangelhaften Warenlieferungen zu kämpfen“, berichtet Angelika Wösthoff.

Als Beispiel wird ein besonders rührender Brief an die Verbraucherzentrale zitiert: „Der Kaufpreis wurde mir komplett erstattet. Ich möchte mich noch mal für Ihren Einsatz bedanken. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich mein Recht durchsetzen konnte. Ich werde die Verbraucherzentrale meinen Freunden weiterempfehlen.“ Er stammt von einer 17-Jährigen, die zunächst erfolglos eine lang ersparte Winterjacke beim Händler reklamiert hatte.

Klimafreundliches Heizen und Stromerzeugung

Auch wenn das Thema „Energie“ mit nur neun Prozent den kleinsten Anteil an den Themen im vergangenen Jahr hatte, so gehörten klimafreundliches Heizen und Stromerzeugung doch zu den Herzens-Themen der Verbraucherschützer, zu denen sie auch im vergangenen Jahr Informationen vermitteln konnten. Wie auch Mieter durch Photovoltaik Stromkosten sparen können, vermittelte die Aktion „Steck die Sonne ein!“. Dabei wurden technische und rechtliche Fragen rund um Stecker- oder Balkonsolargeräte geklärt.

„Derzeit erlaubt die Infektionslage auch wieder Termine für die persönliche Beratung“, freut sich Angelika Wösthoff. Für Ratsuchende ist die Verbraucherzentrale Oberhausen nach Terminvereinbarung zu den Servicezeiten persönlich erreichbar. Infos hierzu auf www.verbraucherzentrale.nrw/oberhausen oder telefonisch unter 0208 / 91 10 86 01.

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