Düsseldorf. Bei einer Razzia in mehreren NRW-Städten wurden Wohnungen durchsucht und vier Verdächtige verhaftet. Es gibt Bezüge zur italienischen Mafia.
Handel mit Falschgeld, Drogen, Autos, Waffen und gefälschten Pässen: Ermittler haben in Nordrhein-Westfalen und Neapel einen Geldfälscher-Ring mit Verbindungen zur italienischen Mafia zerschlagen. In Düsseldorf und Ratingen wurden vier Männer im Alter von 56 bis 62 Jahren festgenommen.
Drei von ihnen sind Italiener, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag. Sie sollen Falschgeld in höchster Qualität in Umlauf gebracht haben. Polizisten stellten bei der Razzia „Blüten“ in höchster Qualität im Wert von 160.000 Euro sicher.
Schlag gegen Fälscherbande: Ermittler beschlagnahmen echtes Geld, Waffe und Immobilie
Die Gruppe soll den neuen 100-Euro-Schein der Europäischen Zentralbank bereits ein halbes Jahr nach der Ausgabe als qualitativ hochwertige Fälschung auf den Markt gebracht haben. In Italien waren in den vergangenen Wochen Gelddruckmaschinen und „Blüten“ im Nennwert von 56 Millionen Euro sichergestellt worden.
Mit Finger- und Handflächenabdrücken auf noch nicht in Umlauf gebrachtem Falschgeld waren die Ermittler der Bande auf die Spur gekommen. Mehr als 100 Polizisten, darunter auch Spezialeinheiten und Steuerfahnder, seien im Einsatz gewesen.
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Am Donnerstag beschlagnahmten die Ermittler in NRW 45.000 Euro echtes Geld, Autos, eine halbautomatische Waffe und eine Immobilie. Dem Schlag gingen zweijährige Ermittlungen einer deutsch-italienischen Ermittlungskommission namens „Alleanza“ voraus, benannt nach einem Zusammenschluss der Mafia-Gruppierung Camorra mit anderen Kriminellen. Ermittelt wird gegen 80 Beschuldigte. In NRW wurden 18 Wohnungen durchsucht.
Durchsuchungen in sieben NRW-Städten - etwa Düsseldorf und Lüdenscheid
Die Gruppe habe offenbar nicht nur nicht nur mit Falschgeld, sondern auch mit Kokain, unterschlagenen Autos, Waffen und gefälschten Pässen gehandelt, so die Ermittler. Dabei seien Kfz-Dokumente verwandt worden, die aus einem Einbruch in das Düsseldorfer Straßenverkehrsamt im Jahr 2018 stammten.
Als Köpfe der Gruppe gelten zwei 56 und 62 Jahre alte Italiener. Der 56-Jährige habe in Düsseldorf als Vater dreier Kinder unter dem Namen „Dr. Orlando Schmidt“ Sozialleistungen bezogen und sehr bescheiden gelebt.
Er habe bereits wegen Drogenhandels vier Jahre in Haft gegessen und sei in Süddeutschland bei einer Verkehrskontrolle mit Falschgeld aufgefallen. Sein Untermieter sei ein bekannter Schwerkrimineller aus Neapel gewesen, der ebenfalls verhaftet wurde. Zeitgleich sei eine Wohnung in einem Stadtviertel von Neapel durchsucht worden, das als Kerngebiet der Camorra gilt.
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Insgesamt wurden 18 Objekte - überwiegend Wohnungen - in Düsseldorf, Lüdenscheid, Dormagen, Kaarst, Neuss, Bonn und Mönchengladbach durchsucht. Man habe keine Indizien dafür, dass es sich bei den in Deutschland verhafteten Männern um Mafiosi handele, betonte ein Ermittler.
NRW-Innenminister Reul: Kampf gegen organisierte Verbrechen bleibe „Daueraufgabe“
„Wir haben also heute der italienischen Mafia in Nordrhein-Westfalen einen empfindlichen Schaden zugeführt“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU). Die organisierte Kriminalität sei da getroffen worden, wo es am meisten schmerze. Zwei Jahre „harter und beharrlicher“ Ermittlungsarbeit seien damit zum Abschluss gekommen.
„In Nordrhein-Westfalen kann die organisierte Kriminalität nichts gewinnen - nicht die Clans, nicht die Rocker, aber auch nicht die italienische Mafia“, sagte Reul. Der Kampf gegen organisierte Verbrechen sei jedoch noch lange nicht am Ende und bleibe eine „Daueraufgabe“. (mit afp/dpa)