Gelsenkirchen. Ostern und „Car“-Freitag stehen vor der Tür – Festtage für die Autoposer- und Tuning-Szene: So rüsten sich daher Stadt und Polizei Gelsenkirchen.
Der „Car-Freitag“ am Karfreitag ist für die Tuning- und Auto-Poser Szene ein Pflichttermin. Ein Festtag, bei dem Sehen und Gesehenwerden mit dem PS-Boliden zu den höchsten Weihen zählt. Die Polizei bereitet sich in vielen Städten in NRW darauf vor. Auch Verwaltung und Polizei in Gelsenkirchen planen daher verstärkte Kontrollaktionen.
Wir sind vorbereitet“, sagen Polizeisprecher Stefan Knipp und Stadtsprecher Martin Schulmann unisono. Die Polizei wird nach Angaben der Behörde nicht nur am Karfreitag, sondern über das gesamte Osterwochenende im Stadtgebiet „verstärkt Schwerpunktkontrollen“ durchführen.
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Im Blickpunkt der Einsatzkräfte stünden nicht nur Tuning-Fans und Poser, die am zu erwartenden sonnig-warmen Osterwochenende die Stadt durchstreifen könnten, sondern auch Alkohol- oder Drogenvergehen am Steuer. Hier müssen Ertappte mindestens mit einem Bußgeld in Höhe von 500 Euro, zwei Punkten und einem Fahrverbot von einem Monat rechnen. Lesen Sie dazu auch: [Gelsenkirchen: Hotspot für PS-Monster und Party-Singles]
Unterstützt werden die Polizistinnen und Polizisten nach Stadtangaben durch den Kommunalen Ordnungsdienst. „Gemeinsame Kontrollen und Streifen sind geplant“, sagte Martin Schulmann. An beliebten Hotspots wie beispielsweise dem Amphitheater am Rhein-Herne-Kanal, den Parkplätzen an der Arena an der Kurt-Schumacher-Straße und der Willy-Brandt-Allee sowie im Gewerbegebiet Europastraße oder rund um die Marina Graf Bismarck müssen PS-Jünger damit rechnen, auf Uniformierte zu stoßen, die niemanden über die Stränge schlagen lassen.
Gelsenkirchen sieht von Absperrungen als Vorsichtsmaßnahme gegen Auto-Poser ab
Die Tuning- und Poser-Szene ist in der Vergangenheit beispielsweise oft durch lautes Aufheulenlassen des Motors und schnelle Beschleunigungen auf sehr kurzen Fahrtstrecken aufgefallen, um Aufmerksamkeit zu erzielen und ihren „Car-Freitag“ zu zelebrieren. Obwohl Karfreitag bekannt ist als ein stiller Feiertag. Clubs und Diskotheken dürfen dann nicht öffnen, Wochen- oder Flohmärkte sind untersagt und auch Volksfeste dürfen nicht stattfinden.
Um solche Auswüchse zu vermeiden, hatte die Stadt nach Beschwerden von Anwohnern und nahen Gastro-Betrieben, die sich belästigt und ihre Geschäftsgrundlage bedroht sahen, beliebte Treffpunkte wie etwa am Schalker Arena-Park vorsorglich abgesperrt und einen Sicherheitsdienst Wache schieben lassen.
„Präventiv werden wir im Vorfeld des langen Osterwochenendes nichts absperren“, sagte Martin Schulmann auf die Frage nach etwaigen Vorsichtsmaßnahmen. „Wir können aber jederzeit schnell reagieren und es tun.“ Lesen Sie dazu auch: [Gelsenkirchener Gastronomen schlagen Alarm wegen Poser-Szene]
Zweifel an Effektivität hoher Zwangsgelder im Kampf gegen Poser- und Tuning-Szene
Skepsis herrscht Schulmann zufolge im Hans-Sachs-Haus im Hinblick auf schärfere Abschreckungsmaßnahmen wie sie die besonders belastete Stadt Düsseldorf gerade angekündigt hat, um den Blechlawinen Einhalt zu gebieten. Poser-Wiederholungstätern droht in Düsseldorf nun ein Zwangsgeld von 5000 Euro, wie die Stadt am vergangenen Dienstag mitteilte. Werden bei einer Wiederholungstat andere Menschen gefährdet, drohen den Posern sogar 10.000 Euro Zwangsgeld. Noch bis November 2021 kamen die meisten Fahrer aus der Szene mit Strafen von 10 bis 80 Euro davon. In Gelsenkirchen liegen die Verwarnungsgelder bei 20 bis 55 Euro.
Die Zweifel bei der Gelsenkirchener Verwaltung fußen auf der „Verhältnismäßigkeit solcher Zwangsgelder“, wie Schulmann erklärte. Vor Gericht könnte das Strafmaß keinen Bestand haben, letztendlich bliebe die Stadt auf jeder Menge Verwaltungs- und Gerichtskosten sitzen.