Oberhausen. Heizen im Homeoffice, finanzielle Probleme durch den Lockdown: Wie zeigt sich die Corona-Lage auf den Strom- und Gas-Rechnungen der EVO-Kunden?
Die Energieversorgung Oberhausen (EVO) stellt seit diesem Monat nun doch wieder Strom oder Gas bei säumigen Kunden ab. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten, welche die Corona-Maßnahmen manch einem Kunden beschert haben, sei seit dem 14. Dezember 2020 trotz Zahlungsverzugs keine Sperrung mehr erfolgt. Diese „Milde und Kulanz“ habe man jedoch aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf Dauer aufrechterhalten können, heißt es von EVO-Sprecherin Sabine Benter auf Nachfrage.
970 Kunden stehen nach Angaben des halb städtischen Unternehmens derzeit auf einer „Sperrliste“. So viele Haushalte haben schon länger ihren Strom- oder Gasverbrauch nicht mehr bezahlt. Diese Liste soll nun schrittweise abgearbeitet werden, das heißt nach und nach wird bei den Kunden Strom und Gas abgestellt. Die Größe des offenen Rechnungsbetrags spielt dabei nach Darstellung der EVO keine Rolle, bei wem zuerst die Energiezufuhr abgestellt wird.
Oberhausener Strom- und Gas-Kunden fragen mehr Ratenzahlungen an
Bei der Verbraucherzentrale erhält man derzeit noch nicht vermehrt Anfragen von Strom- und Gas-Kunden, die gesperrt wurden, erzählt Beraterin Petra Göker. „Kommt es zur Sperrung, ist im Vorfeld meisten schon viel passiert“, sagt sie - mehrfache Mahnungen, schriftliche Vorwarnungen vor der ersten Sperrung. „Hat man tatsächlich finanzielle Probleme, hilft es, frühzeitig das Gespräch mit dem Versorger zu suchen und eine Ratenzahlung zu vereinbaren.“
Stark steigende Energiekosten
Dem Vergleichsportal Verivox zufolge sind die Energiekosten in Deutschland zum Jahreswechsel so stark angestiegen wie noch nie in den vergangenen zehn Jahren. Die Kosten für Heizung, Strom und Sprit hätten demnach insgesamt um knapp sieben Prozent zugelegt.Als Gründe werden das Auslaufen der befristeten Mehrwertsteuersenkung und die Einführung des CO2-Preises genannt. Auch Großhandelspreise, die durch die Coronakrise zunächst gesunken und dann wieder angezogen seien, werden von Verivox als Ursache angeführt.
Und genau das tun offenbar derzeit zahlreiche EVO-Kunden. „Das Zahlungsverhalten unserer Kunden hat sich insgesamt durch Corona verschlechtert“, sagt Sabine Benter. Es werde deshalb derzeit vermehrt nach Ratenplänen gefragt, um offene Rechnungen zu begleichen. Der Anstieg zum Vorjahr liege bei etwa 50 Prozent. Aber auch die EVO-Sprecherin betont: „Je früher sich der Kunde bei drohenden Zahlungsschwierigkeiten meldet, desto mehr Lösungen können angeboten werden.“
Solche Optionen können neben Ratenplänen der Wechsel in einen günstigeren Tarif, Abschlagssenkungen oder Stundungen sein. Zusätzlich sei der Einbau von „Prepayment-Zählern“ möglich, die eine Verschuldung durch kontinuierliche Verbrauchskontrolle vermeiden. In manchen Fällen ist auch ein Darlehen vom Jobcenter möglich, in der Regel müssen Leistungsempfänger Energienachzahlungen aber vom Hartz-IV-Regelsatz bezahlen.
Höhere Rechnungen durch Homeoffice? Das sagt die EVO
Zum 1. Januar 2021 reduzierte die EVO die Kosten für den Strom leicht – um 0,21 Cent pro Kilowattstunde. Der Gaspreis dagegen wurde zuletzt um sechs Prozent erhöht, was die EVO mit der bundesweiten Klimaschutz-Abgabe auf fossile Energieträger begründete. Sorgt nun gleichzeitig auch ein höherer Energiebedarf durch Homeoffice und Heimbetreuung der Kinder für höhere Rechnungen?
Eine „Tendenz, dass die Verbräuche bei Privatkunden steigen,“ sei in der Tat zu erkennen, sagt Sabine Benter. Weil die Rechnungen aber nicht zu einem festen Zeitpunkt am Jahresanfang, sondern im rollierenden Verfahren erstellt würden, könne man noch nicht abschließend sagen, wie sehr der Verbrauch der Privatkunden sich wirklich entwickelt habe.
Der bisher ermittelte Anstieg liege zwischen fünf und zehn Prozent. Bei den Geschäftskunden dagegen ist der Verbrauch laut der EVO rückläufig – erwartbar, aufgrund der zahlreichen Geschäftsschließungen durch den Lockdown.