Oberhausen. Fünf Jahre sind vom politischen Beschluss bis zur Einweihung vergangen. Jetzt war es an der Siepenstraße in Oberhausen-Osterfeld so weit.

Der Weg zum neuen Haus 3 des Louise-Schroeder-Heims in Osterfeld war lang. Fünf Jahre nach dem Beschluss der politischen Gremien, das Gebäude zu errichten, wurde jetzt die Einweihung gefeiert. Oberbürgermeister Daniel Schranz freute sich über „die modernste Altenpflegeeinrichtung“ in der Stadt. Er attestierte dem dreigliedrigen, dreigeschossigen Gebäude mit der hellen Klinkerfassade und der freundlichen Inneneinrichtung, sie strahle „Menschlichkeit, Sicherheit, Professionalität und auch Behaglichkeit“ aus.

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In Wohngruppen zu je zehn Personen leben die älteren Menschen dort zusammen. Zwei Wohngruppen gibt es im Erdgeschoss und dort auch eine Cafeteria, je drei in den beiden Obergeschossen. Wenn man von den schmalen Gängen absieht, ist alles großzügig angelegt. Das Haus erstrahlt fast glanzvoll. Auch Bewohnerinnen und Bewohner, die häufig an den Rollstuhl gefesselt oder bettlägerig sind, werden künftig hier leben.

Reine Bauzeit 25 Monate

Rund 70 Gäste waren zur offiziellen Einweihung gekommen. Vergessen waren dabei die früheren Konflikte um die Dauer der Bauarbeiten an der Siepenstraße, den Anstieg der Kosten, der Streit mit Nachbarn und zuletzt um Baumfällungen. 80 rollstuhlgerechte Pflegeplätze in Einzelzimmern bietet das neue Haus. Bis unter die Dusche kann man mit dem Toilettenstuhl fahren. 68 Plätze sind bereits belegt.

Bauherr ist der städtische Eigenbetrieb ASO (Alteneinrichtungen der Stadt Oberhausen). Dessen neuer Chef Matthias Frerix war stolz, den Neubau trotz Corona in einer reinen Bauzeit von 25 Monaten geschafft zu haben. Dabei habe es Baustoffmangel gegeben, erklärte er. Auch hätten viele Baufirmen wegen eines befürchteten Anstiegs der Materialkosten gar keine Preisangebote abgegeben.

Widersprüchliches zum Kostenanstieg

Für 11,5 Millionen Euro sei es gelungen, ein modernes Gebäude mit geringem Energieverbrauch, Dachbegrünung und Ableitung des Regenwassers in den Mühlenbach zu errichten, erklärte der Nachfolger des langjährigen ASO-Chefs Udo Spiecker. Zu den Besonderheiten gehören die Klimaanlage, drahtloses Internet und Lichtsteuerung per Mini-Computer-Bildschirmen. Spiecker war übrigens nicht unter den Festgästen.

Man sei nicht nur im Zeitplan geblieben, sondern auch im Kostenrahmen, erklärte Frerix. Er nannte einen Kostenanstieg um maßvolle 6,5 Prozent. Allerdings sollte das Gebäude ursprünglich schon Mitte 2019 fertig sein, hatte man anfangs mit Baukosten von 8,3 Millionen Euro kalkuliert. Federführend war das Gelsenkirchener Architekturbüro Dr. Christian Schramm und Partner. Die Abnahme des Gebäudes scheint problemlos verlaufen zu sein. Beim letzten großen Bauprojekt der ASO war das noch anders.

Experte rät: Vielseitig aufstellen

In einem Gastvortrag riet der Krefelder Wirtschaftsprüfer Karl Nauen den ASO, sich bei zwei noch folgenden Projekten an der Siepenstraße vielseitig aufzustellen. Man sollte auch betreutes Wohnen für diejenigen, die nur geringe Unterstützung benötigen, anbieten. Und Pflege-Wohngemeinschaften für Personen mit mittlerer Hilfsbedürftigkeit - wegen der hohen Kosten der klassischen Pflegestationen. „Wer kann das noch bezahlen, monatlich 3000 Euro Zuzahlung?“, fragte er.

Ursprünglich ein Standort für 360 alte und kranke Menschen

Ursprünglich war das Louise-Schröder-Heim in Osterfeld auf 360 Pflegeplätze ausgelegt. Erst seit rund 25 Jahren ist in der Altenpflege das Zwei-Bett-Zimmer der Standard, heute ist es das Einzelzimmer.

Wegen des größeren Platzbedarfs dafür und weil die Heime zunehmend schwer pflegebedürftige Bewohner haben, ging die Zahl der Pflegeplätze an der Siepenstraße auf heute 230 zurück. Damit ist der Standort immer noch eine sehr große Einrichtung. Neue Häuser werden für etwa 80 Pflegeplätze gebaut.