Mülheim. Mit der starken Band Rasga Rasga startet die „Odyssee“ am Ringlokschuppen Mülheim. Zuschauer spenden für abgesoffenes Kulturzentrum in Hagen.

Was sind das für verrückte Zeiten! Unterbrach letzten Sommer noch Corona die seit über 20 Jahre laufende „Odyssee“ mit ihrer „Musik der Metropolen“, so war es nun der Zorn der Götter, der den eigentlich für Hagen geplanten Neustart dieser wunderbaren Weltmusik-Reihe ins sprichwörtliche Wasser fallen ließ. Eine allzu milde Formulierung angesichts der katastrophalen Verwüstungen allerorten, die auch das Hagener Allerweltshaus mit voller Wucht trafen.

Auftakt der „Odyssee“ wurde wegen des Hochwassers nach Mülheim verlegt

So wurde der Auftakt nach Mülheim verlegt. Und es war es eine große Geste der Solidarität, dass Claudia Saerbeck – Initiatorin der durchs Ruhrgebiet reisenden „Odyssee“-Reihe – das Publikum am Mülheimer Ringlokschuppen zu Spenden für das komplett abgesoffene Allerweltshaus aufrief. Mit beachtlichem Erfolg, denn dank großzügiger Gaben kamen gut 1200 Euro Soforthilfe für das Hagener Kulturzentrum zusammen.

Ärgerlich: Viele ließen ihre Reservierungen verfallen

Was umso beachtlicher ist, weil sich auf dem weiten Rund vor der Drehscheibe beileibe nicht die maximal möglichen 398 Besucher – hübsch paarig mit Abstand verteilt – eingefunden hatten. Ein echtes Ärgernis, dass offenbar viele an diesem Abend den Lauschepper gemacht und die wegen Corona obligate Reservierung für die „Umsonst und draußen“-Veranstaltung einfach hatten verfallen lassen.

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Mit der Folge, dass viele Fans von Rasga Rasga zuhause bleiben mussten. „Laut Webseite war alles ausgebucht“, ärgerte sich etwa der Essener Bernd Siepmann, der liebend gerne nach Mülheim gepilgert wäre und notgedrungen auf den Folgetermin in der Wattenscheider Freilichtbühne ausweichen muss. Liebe Mülheimer Musikfreunde, das war echt „Ökologisches Düngemittel mit sieben Buchstaben“!

Nur wenige Zaungäste im Müga-Park

Interessanterweise wurden auch die Erwartungen enttäuscht, dass von den früher üblichen 2000 „Odyssee“-Fans, die auf den Treppenstufen vor dem Ringlokschuppen rauschende Parties feierten, jede Menge diesmal im benachbarten Müga-Park fröhlich feiern würden. Doch von wenigen Zaungästen abgesehen herrschte gähnende Leere weit und breit. Offenbar muss man sich nach Monaten kulturlosen Darbens erst wieder langsam ins normale Musikleben zurückfinden.

Stille Zuhörerin: Außerhalb der Partyzone verfolgten nur wenige Zaungäste das „Odyssee“-Konzert, darunter diese Müga-Besucherin.
Stille Zuhörerin: Außerhalb der Partyzone verfolgten nur wenige Zaungäste das „Odyssee“-Konzert, darunter diese Müga-Besucherin. © Unbekannt | Sven Thielmann

Weshalb wohl auch die offiziellen Zuhörer vor der Bühne, auf der Rasga Rasga mit Verve famos abgingen, ewig lang wie festgenagelt auf ihren Stühlen hockten. Dabei schoss die mitreißende Mischung aus druckvollen Balkan-Beats, die Drummer Felix Kuthe mit dem Bassisten Gregor Brändle knackig vorlegte, fabelhaft schneidenden Trompeten-Attacken des High-Note-Artisten Lukas Fischer und Geigen-seligem Muzette-Zauber des auch Posaune-spielenden Jonas Krause gar mächtig in die Beine.

Musikprogramm der Extraklasse

Garniert von Benedikt Fischers süffiger Rockgitarre und hinreißend überglänzt von ihrer neuen Sängerin Daria Assmus, die mit ihrer leuchtenden Haarpracht wie eine Inkarnation von Milva über die Bühne fegte. Und auch am Akkordeon bella figura machte. Zu sechst boten die ständig ihre Instrumente wechselnden Entertainer ein bunt schillerndes Programm der Extraklasse, in dem unzählige Ingredienzien sich zu ganz eigenwilliger Weltmusik-Synthese fanden, zu der man bestens auch am Sitzplatz hätte abtanzen können.

Fortsetzung folgt am Freitag

Die „Odyssee“ geht weiter: Am Freitag, 23. Juli, ab 19.30 Uhr ist die Dresdener Brassband „Banda Communale“ mit packenden Sounds aus den Krisenregionen der Welt vor dem Ringlokschuppen zu Gast.Bei Regen wird das Open-Air-Konzert nach drinnen verlegt.Der Eintritt ist frei – Karten müssen aber vorab online bestellt werden auf www.ringlokschuppen.ruhr.

Tat nur kaum einer, was sich erst bei den lautstark erklatschten Zugaben änderte, die dann doch die meisten der begeisterten Zuhörern aus den Stühlen rissen.