Mülheim. Die Geigerin/Dirigentin Hyun-Su Kwon ist neue Fachbereichsleiterin für Streicher an der Mülheimer Musikschule. Beim Start wurde sie ausgebremst.

Das Geheimnis beim Erlernen eines Instrumentes ist, es lieb zu gewinnen. „Ich möchte, dass die Geige deine Freundin wird“, sagt Hyun-Su Kwon zu ihren Musikschülern immer. Und das bedeutet: „Du solltest dir Zeit nehmen, um sie kennenzulernen. Du musst sie pflegen und sorgsam mit ihr umgehen.“ Das Allerwichtigste ist aber: „Du musst Freude am Spiel mit deinem Instrument haben.“

Erster Arbeitstag war erster Lockdown-Tag


Der Start der Geigerin und Dirigentin als neue Fachbereichsleiterin für Streicher
an der Städtischen Musikschule
fand unter denkbar ungünstigen Bedingungen statt. Ihr erster Arbeitstag in Mülheim war der 16. März – und damit der erste Tag des Lockdowns. Ans Unterrichten war nicht zu denken und auch die Orchesterproben – Hyun-Su Kwon soll auch das Sinfonieorchester der Musikschule leiten – fielen flach. „Bis heute sind keine normalen Orchesterproben möglich, ich unterrichte nur in Kleingruppen“, berichtet die gebürtige Koreanerin.

Ihren Dirigentenstab hat Hyun-Su Kwon immer dabei, ihr Zweitstudium im Dirigieren hat sie 2018 in Düsseldorf abgeschlossen.
Ihren Dirigentenstab hat Hyun-Su Kwon immer dabei, ihr Zweitstudium im Dirigieren hat sie 2018 in Düsseldorf abgeschlossen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller


In zwei Welten sei sie zu Hause, sagt die lebhafte Dozentin und erklärt: „Den Kindergarten und auch das Gymnasium habe ich in Köln besucht.“ Ihre Eltern studierten dort Komponieren und Dirigieren (der Vater) und Klavier (die Mutter). Zwischendurch verbrachte die Familie aber auch ein paar Jahre in Seoul, wo die Eltern eine Professur an einer Universität übernommen hatten. „Ich selbst habe dann aber wieder in Deutschland, in Düsseldorf, Musik studiert“, erzählt Hyun-Su Kwon. Ihr Hauptfach: Violine.

Konzertmeisterin bei zwei Orchestern in Seoul


Nach dem Konzertexamen zog es sie erneut zurück nach Korea. Sie arbeitete als Musik-Dozentin (auch für behinderte oder hochbegabte Kinder) und fand heraus, dass es ihr besonders Spaß machte, Jugendliche fürs Musizieren zu begeistern. Ab 2001 war Hyun-Su Kwon aber auch als Konzertmeisterin oft im Einsatz – zunächst beim Seoul Philharmonic Orchestra, dann beim Royal Symphony Orchestra. Ein Konzert folgte auf das nächste.


„Trotzdem hat mir damals irgendwas gefehlt, und ich beschloss, noch einmal zu studieren – und zwar
Dirigieren beziehungsweise Orchesterleitung. Wieder in Düsseldorf
“, erinnert sich die Geigerin. Von der erfahrenen Berufsmusikerin wieder zurück zur Studentin – „das war erst einmal gar nicht so einfach“, erzählt sie. Aber die Lust am Dirigieren trieb sie an und sie schloss das Studium 2018 erfolgreich ab. Einige Zeit später bewarb sie sich auf die Mülheimer Stelle (als Nachfolgerin von Hildegund Werner) und hat bereits bemerkt: „Die Kinder hier haben Energie, die sind Feuer und Flamme, wollen auf die Bühne.“ Sie möchte Talente entdecken, aber auch musikalische und moralische Bildung verbinden.

Als Kind mit Frittier-Stäbchen Geige gespielt

Ihr jüngster Geigen-Schüler ist gerade fünf geworden. Hyun-Su Kwon selbst hat mit drei Jahren begonnen, Klavier zu spielen, mit fünf griff sie erstmals zur Geige. „Das hat sich abgezeichnet, denn schon als kleines Kind haben ich oft diese längeren Frittier-Stäbchen genommen und so getan, als ob ich Geige spielen würde“, sagt sie lachend. Apropos Stäbchen: Die Frau aus zwei Welten kocht und isst sehr gerne. Eine weitere Leidenschaft: Partituren studieren. Ihre Arbeit ist gleichzeitig eben auch ihr Hobby.