Gelsenkirchen-Schalke/Bismarck. Thomas Seppelfricke schafft in Schalke Bestattungskultur auf Gemeinschaftsgrabfeldern. Die haben Brunnen, Bänke, Laternen und Insektenhotels.
Kann ein Taufbecken ein zentrales Gestaltungsmerkmal auf einem Gräberfeld sein? Kann es, findet Thomas Seppelfricke. Vor allem, wenn es so starken Bezug zur Gemeinde hatte: Im Februar wurde die letzte Messe in der Franziskuskirche der katholischen Pfarrei St. Joseph gefeiert, die Kirche geschlossen. Gleichzeitig wurde ein neuer Ort für die Vorabendmessen der Pfarrei ausgewählt – die St. Michaels-Kapelle. Sie liegt auf dem Katholischen Friedhof Am Stäfflingshof. Tabernakel, Osterkerze, Franziskusbildnis oder auch der Apostelleuchter aus St. Franziskus zogen um, fanden in der Kapelle in Bismarck Platz. Das frühere Taufbecken steht – der helle Stein und die feinen Steinmetzarbeiten durch eine besondere Imprägnierung geschützt – nun nebenan inmitten eines neu angelegten Karrees – als beschaulich sprudelnde Brunnenanlage.
Gelsenkirchener Gärtner hat drittes Gemeinschaftsfeld angelegt
„Das wirkt im ersten Moment vielleicht etwas befremdlich“, räumt der Friedhofsgärtner ein. „Aber der Taufbrunnen symbolisiert den Beginn des christlichen Lebens, das hier sein irdisches Ende findet. Deshalb passt er wunderbar hier hin und bleibt so erhalten und den Gemeindegliedern zugänglich.“ Wo früher einmal Reihengräber waren, hat Thomas Seppelfricke rundum ein Gemeinschaftsgrabfeld angelegt. Olivenbäume stehen an den vier Ecken der quadratischen, von Kieswegen begrenzten Fläche, die Platz für 80 Erd- und 15 Urnenbeisetzungen bietet. Die erste Bestattung hat jüngst dort stattgefunden.
Es ist das mittlerweile dritte Gemeinschaftsfeld auf den katholischen Friedhöfen in Schalke und Bismarck. Die beiden anderen sind voll belegt. Der Zuspruch zeigt dem Gärtnermeister und Chef von elf Mitarbeitern: Mit seinem Angebot liegt er richtig.
Gemeinde leistete Pionierarbeit im Bistum Essen
Dass er über Beharrungsvermögen und Überzeugungskraft verfügt, um aus gewohnten Bahnen auszubrechen, hat der Schalker dabei in der Vergangenheit beweisen müssen. Als er das erste Gemeinschaftsgrabfeld auf einem katholischen Friedhof im Bistum Essen anlegen wollte, war der Widerstand des Bistums zunächst groß. 2013 war das. Grabstätten für 45 Erd- und 27-Urnenbeisetzungen hat er damals gestaltet. „Nach drei Jahren war das Feld voll belegt“, sagt Seppelfricke. In einem zweiten Teil schuf er Platz für 41 Erdbestattungen und 18 Urnengräber. Auch hier ist kein Platz mehr frei. Und auch für das gerade erst belegte Feld gilt: „Ich habe so viele Vorsorgeverträge, dass ich sagen kann: Der Garten ist voll. Gedanklich habe ich schon die Pläne für den nächsten im Kopf“, sagt Seppelfricke.
Drei Wassersäulen stehen für die Dreifaltigkeit
Brunnen oder Wasserspiele gehören für Seppelfricke und seine Friedhofsgärtnerin Claudia Zander zu den Gemeinschaftsgrabfeldern ebenso wie großzügige Beete oder auch Sitzgruppen. Hellen Ruhrsandstein, Granit oder Diabas als Grabsteine und Gestaltungselemente haben sie gewählt, viel Symbolik in die Ausgestaltung gelegt. Drei Wassersäulen stehen für die Dreifaltigkeit, Olivenbäume für das ewige Leben, ewige Lichter brennen in großen Laternen in dem Naturruhe-Teil des Friedhofs, der seit 2018 belegt wird. Unter Eichen und Lebensbäumen, Linden und Rotbuchen schillert das Wasser eines lauschigen Teichs. Wuchtige Findlinge liegen am Ufer. Eine Entenfamilie hat sich im Frühjahr hier angesiedelt. „Der Bereich wird von Menschen und Tieren sehr gut angenommen“, sagt Claudia Zander. Zum Frühjahr sorgten die Friedhofsgärtner für ein Blütenmeer – 6000 Zwiebeln hatten sie im Herbst gesetzt.
6000 Blumenzwiebeln sorgten im Frühjahr für Farbenvielfalt
„Ein Friedhof, sagt Thomas Seppelfricke, ist nicht „nur Bestattungsort. Sondern er ist ein Ort der Lebenden. Und wir wollen hier den Friedhof der Lebenden zeigen.“ Was sich natürlich gegenseitig bedingt. Strahlkraft über Schalke hinaus registriert Seppelfricke mittlerweile. Für einen Friedhof eher ungewöhnlich. „Wir haben ganz viele Leute, die sich hier bestatten lassen und aus Buer oder Erle kommen.“
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