Beckhausen. Thomas Such ist Sänger der legendären Metal-Band „Sodom“. Sein Hobby: Er sammelt alte Postkarten aus Gelsenkirchen-Buer. Das ist der Grund.
Welches Hobby hat der Sänger einer erfolgreichen Heavy-Metal-Band? Wenn man in die Klischeekiste greift, fallen einem bestimmt ganz viele ein (Fledermäusen den Kopf abbeißen? Schwarze Messen feiern?), aber darauf würde man wahrscheinlich nicht kommen: Thomas Such, besser bekannt als „Tom Angelripper“, Sänger der legendären Band „Sodom“, sammelt historische Postkarten aus Gelsenkirchen-Buer. Demnächst soll sein drittes Buch zu dem Thema erscheinen.
Such sitzt am Tisch seines Hauses in Schaffrath und blättert in einem dicken Album, es ist voll mit alten Postkarten, die Ansichten von Buer und Beckhausen zeigen. Meist sind auf den Fotos, die in der Regel über 100 Jahre alt sind, bekannte Landmarken wie Schloss Berge, das Rathaus oder die Urbanus-Kirche zu sehen, aber besonders freut sich der Musiker, wenn die Bildern Alltagsszenen zeigen, Straßenzüge etwa, oder Kinder beim Spielen. Für ihn haben diese alten Bilder etwas Faszinierendes, ihnen widmet er viel Zeit – vor allem jetzt zu Corona-Zeiten, wo er mit seiner Band sowieso nicht live spielen kann.
Seit 1989 ist der Gelsenkirchener Berufsmusiker
Thomas Such, 1963 in Buer geboren, ist gelernter Bergmann – „wie fast alle Männer in meiner Familie“, sagt er. 1980 begann er seine Ausbildung auf der Zeche Hugo, arbeitete unter Tage. Doch seine wirkliche Leidenschaft gehörte und gehört der Musik. Gemeinsam mit Freunden gründet er 1982 die Thrash-Metal-Band „Sodom“, spielt schnelle, harte, laute Musik. Die Jungs veröffentlichen erste Alben, die dritte Platte, „Agent Orange“, ist 1989 so erfolgreich, dass Such den Grubenhelm an den Nagel hängt und beschließt, von der Musik zu leben – „damals zum Leidwesen meines Vaters“, erinnert er sich heute und schmunzelt.
Doch die Entscheidung war keine schlechte. In der Metal-Szene hat sich die Band im Laufe der Jahre einen Namen gemacht: Such und Co. touren durch Japan, Südamerika und die USA – wenn nicht, wie in diesem Jahr, eine Pandemie für eine Auftrittspause sorgt. Doch seiner Heimat ist Thomas Such immer treu geblieben. Aufgewachsen an der Beckeradsdelle, wohnt er inzwischen mit seiner Familie in einem Haus in Schaffrath – und genießt die Ruhe dort. „Nachts wird man manchmal wach und hört überhaupt nichts“, sagt er, das sei großartig.
Das fasziniert Thomas Such an den alten Postkarten
Zum Postkartensammeln sei er eher zufällig gekommen. „2000 war ich mit einem Freund auf einer Antik-Messe in Dortmund“, erinnert er sich. Dabei sei ihm eine historische Postkarte aus Buer in die Hände gefallen, die das Rathaus zeigte: „Von da an war ich infiziert“, sagt er. Er begann zu sammeln, auf Börsen, im Internet, und schnell füllte sich seine Sammelordner.
Doch was fasziniert ihn so sehr an den alten Karten? Ein wenig sei es, als unternehme man eine Reise in eine längst vergangene Zeit, sagt er. „Die Bilder strahlen eine gewisse Idylle aus“, sagt Such. „Ob es damals schöner war als heute, weiß ich nicht. Aber wenn ich so eine alte Postkarte sehe, wüsste ich schon gerne: Wie war es, damals zu leben? Wie hat es gerochen? Wie sahen die Kneipen, die auf den Bilder zu sehen sind, von innen aus?“
Vor allem diese Postkarten sucht der Sammler
Zwei Bücher mit alten Ansichten von Buer hat er schon herausgegeben, sie sind inzwischen vergriffen. An einem dritten arbeitet er gerade, und sucht noch nach weiteren Postkarten, die zwischen 1870 und 1940 erschienen sind. „Vor allem Karten aus den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts sind schwer zu finden“, sagt er. „Aber vielleicht gibt es ja noch einige, die in privaten Schubladen schlummern.“
Das neue Buch soll ein echter Hingucker werden, Such plant einen reinen Bildband mit großen Fotos, lediglich ein paar Zeilen Text pro Bild sollen Erklärungen liefern. Noch ist er auf der Suche nach einer Druckerei. „Es wäre schön, wenn es eine aus der Region ist“, sagt er, schließlich ist Heimatverbundenheit auch irgendwie Thema seines Sammlerlebens. Aus diesem Grund beschränkt er sich auch beim Sammeln auf Buer und Beckhausen. „Der Gelsenkirchener Süden interessiert mich eigentlich nicht so sehr“, gesteht er. „Ich bin schließlich Bueraner.“
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