Gelsenkirchen/Münster. Die IHK Nord Westfalen befürchtet durch den zweiten Lockdown das Aus für viele Gastro-Betriebe. 25 Prozent seien in Gefahr in Gelsenkirchen.
Der temporäre Lockdown in Deutschland bis Ende November stößt in seiner Intention bei der IHK Nord Westfalen auf Verständnis. Zugleich befürchtet die Kammer das Aus für viele Gastronomiebetriebe. Nach Einschätzung von IHK-Vizepräsident Michael Radau und IHK-Hauptgeschäftsführer Fritz Jaeckel „sind 25 bis 30 Prozent dieser Läden bedroht“.
Um die Folgen des zweiten Lockdowns abzufedern, schaltet die IHK ihre zentrale Finanzierungshotline mit der Rufnummer 0251 707 111 ab Freitag (30. Oktober) wieder frei, um die von den jetzt beschlossenen Corona-Maßnahmen betroffenen Unternehmen und Solo-Selbstständigen in der Emscher-Lippe-Region erneut zu unterstützen.
Jedes vierte Unternehmen beklagt „gefährlich abgeschmolzenes Eigenkapital“
„Natürlich rücken wieder Fragen zur Entschädigung in den Mittelpunkt, denn viele Unternehmen sind am Limit“, betont Fritz Jaeckel. Eine massive Insolvenzwelle sähen Banken und Geldinstitute zwar nicht auf die Wirtschaft zurollen. Aber nach einer aktuellen IHK-Umfrage ist immerhin schon bei gut einem Viertel der Unternehmen das Eigenkapital „gefährlich abgeschmolzen“, jedes achte Unternehmen räumte Liquiditätsengpässe ein.
Die mögliche Entschädigung für Unternehmen bis 50 Mitarbeiter von bis zu 75 Prozent des entsprechenden Umsatzes vom November 2019 bezeichnet die IHK als „außerordentliche Wirtschaftshilfe“ des Bundes. Jaeckel und Radau knüpfen an den Erfolg dieser Überbrückungshilfe aber die Bedingung einer „unbürokratischen und schnellen Abwicklung“. Zugleich brachten sie einen „Verlustrücktrag und Tilgungszuschüsse“ für das nächste Jahr ins Spiel. Also eine Art „Teilschuldenschnitt“, um Industrie und Handel zu stützen. Die vollständige Verlustverrechnung soll danach durch Abschaffung der aktuell geltenden Beschränkungen dauerhaft gesetzlich erweitert und auf die Gewerbesteuer ausgeweitet werden.
Frequenzzählung in Gelsenkirchen: Kunden weichen dem Samstag vermehrt aus
Steigende Inzidenzwerte und Kaufverhalten stehen in einem Zusammenhang: Das hat eine im September durchgeführte Frequenzzählung in Mittelstandszentren der Region ergeben. Dazu zählt auch Gelsenkirchen. An Donnerstagen gingen am Standort Bahnhofstraße (Hausnummer 79) innerhalb einer Stunde 2166 Kunden entlang, an Samstagen 1106. Die Hochstraße (Hausnummer 13) kam auf eine Frequenz von 1464 respektive 1423 Kunden.
Die Veränderung gegenüber dem Vergleichsjahr 2018 beträgt an Donnerstagen damit auf der Bahnhofstraße minus 13,64 Prozent und auf der Hochstraße minus 14,08 Prozent. An Samstagen fällt die Veränderung noch deutlicher aus: Da kommt die Bahnhofstraße auf minus 45,46 Prozent, die Hochstraße auf minus 37,75 Prozent.
Demgegenüber liegt die durchschnittliche Abnahme der Kundenfrequenz beider Straßen an Donnerstagen über den Zeitraum von 2016 bis 2020 nur bei rund neun beziehungsweise 14 Prozent, an Samstagen – hier wurde der Zeitraum 2016 bis 2018 erfasst – lag der Rückgang bei rund 38 respektive 30 Prozent. Das könnte nach Auswertung der IHK ein Indiz dafür sein, dass „die Menschen in der Corona-Pandemie die traditionell vollen Innenstädte an Samstagen zu vermeiden versuchen“. Das komplette Zahlenwerk müsse aber noch genauer ausgewertet werden.
Klar ist aber jetzt schon: Die angeordnete Schließung der Gastro-Betriebe wird zu einer weiteren deutlichen Kundensenkung führen, weil das Einkaufserlebnis nicht selten mit der Einkehr in ein Restaurant oder Café verbunden wurde. Das könnte den von der IHK registrierten „kleinen Erholungseffekt“ im Sommer schnell wieder pulverisieren und weitere Einzelhandelsgeschäfte mit in die Tiefe ziehen.
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